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[Gutzkow, Karl:] Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.

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und sein flüchtiges Glück berufen werden! Mit dem alten Capodistrias, an dem doch über kurz oder lang einmal ein Edler das beschleunigen wird, was ihm die Besten des unglücklichen Landes Alle wünschen, müßt' ich dort einen förmlichen Sicherungstractat abschließen, ordentlich wie Louis Philippe und Casimir Perier eine Salutarassecuranz mit einander abgeschlossen haben. Der junge Prinz von Baiern hat den Vorzug, ein Thierschit zu sein, und vielleicht bietet man mir daher die Krone nicht an. Ich würd' auch dadurch der großen Verlegenheit, diese selbst anzuschaffen und mitzubringen, so wie auch vieler im Lauf meiner Amtserfüllung auf mich eindringender Schwierigkeiten überhoben sein. Erhalt' ich das Anerbieten und schlag' es aus, so werden mich zwar die englischen Minister wie einst den Leopold einen Stockjobber nennen, der die Ungewißheit der Entscheidung benutze, um die griechischen Coupons fallen oder steigen zu machen. Darüber wär' ich freilich bald gerechtfertigt, weil ich deren nicht besitze. Capodistrias hat sich übrigens in seiner Art Verdienste um Griechenland erworben. Er hat seine vollständige Local- und Sachkenntniß dort ebenso bewiesen, wie die gründlichste Einsicht in die Art, ein Volk überhaupt und einen Staat ins Besondere zu regieren. Ein Gesangbuch ist gedruckt worden, ein

und sein flüchtiges Glück berufen werden! Mit dem alten Capodistrias, an dem doch über kurz oder lang einmal ein Edler das beschleunigen wird, was ihm die Besten des unglücklichen Landes Alle wünschen, müßt’ ich dort einen förmlichen Sicherungstractat abschließen, ordentlich wie Louis Philippe und Casimir Perier eine Salutarassecuranz mit einander abgeschlossen haben. Der junge Prinz von Baiern hat den Vorzug, ein Thierschit zu sein, und vielleicht bietet man mir daher die Krone nicht an. Ich würd’ auch dadurch der großen Verlegenheit, diese selbst anzuschaffen und mitzubringen, so wie auch vieler im Lauf meiner Amtserfüllung auf mich eindringender Schwierigkeiten überhoben sein. Erhalt’ ich das Anerbieten und schlag’ es aus, so werden mich zwar die englischen Minister wie einst den Leopold einen Stockjobber nennen, der die Ungewißheit der Entscheidung benutze, um die griechischen Coupons fallen oder steigen zu machen. Darüber wär’ ich freilich bald gerechtfertigt, weil ich deren nicht besitze. Capodistrias hat sich übrigens in seiner Art Verdienste um Griechenland erworben. Er hat seine vollständige Local- und Sachkenntniß dort ebenso bewiesen, wie die gründlichste Einsicht in die Art, ein Volk überhaupt und einen Staat ins Besondere zu regieren. Ein Gesangbuch ist gedruckt worden, ein

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[88/0101] und sein flüchtiges Glück berufen werden! Mit dem alten Capodistrias, an dem doch über kurz oder lang einmal ein Edler das beschleunigen wird, was ihm die Besten des unglücklichen Landes Alle wünschen, müßt’ ich dort einen förmlichen Sicherungstractat abschließen, ordentlich wie Louis Philippe und Casimir Perier eine Salutarassecuranz mit einander abgeschlossen haben. Der junge Prinz von Baiern hat den Vorzug, ein Thierschit zu sein, und vielleicht bietet man mir daher die Krone nicht an. Ich würd’ auch dadurch der großen Verlegenheit, diese selbst anzuschaffen und mitzubringen, so wie auch vieler im Lauf meiner Amtserfüllung auf mich eindringender Schwierigkeiten überhoben sein. Erhalt’ ich das Anerbieten und schlag’ es aus, so werden mich zwar die englischen Minister wie einst den Leopold einen Stockjobber nennen, der die Ungewißheit der Entscheidung benutze, um die griechischen Coupons fallen oder steigen zu machen. Darüber wär’ ich freilich bald gerechtfertigt, weil ich deren nicht besitze. Capodistrias hat sich übrigens in seiner Art Verdienste um Griechenland erworben. Er hat seine vollständige Local- und Sachkenntniß dort ebenso bewiesen, wie die gründlichste Einsicht in die Art, ein Volk überhaupt und einen Staat ins Besondere zu regieren. Ein Gesangbuch ist gedruckt worden, ein

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Zitationshilfe: [Gutzkow, Karl:] Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_narren_1832/101>, abgerufen am 23.05.2024.