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[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.

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don, mit dem andern in Paris, weil -- ich glaub' an das Typische -- weil die Synchronistik eingeführt werden muß. In jedem Wort, in jeder That die Anno 1000 vorkam, muß Alles enthalten sein, was zur selben Zeit geschah. Du lachst, wie ich heute auf einen so argen Docententon komme, aber vor Grimm gegen norddeutsche Ansichten könnt' ich zum Professor werden. Da unterscheiden sie nämlich einen Weltgeist, der eigentlich Niemand anders ist, als der liebe Herrgott selbst. Der wandert von Asien her, ist eine ewige Metamorphose, schlägt alle hundert Meilen und hundert Jahre seine Bude auf, wo er sich sehen und von seinen Propheten, Moses, Zoroaster, Christus sich ausrufen läßt. Das nenn' ich Blasphemie, und selbst dann noch so, wenn man den Weltgeist mit dem Geiste im Hamlet vergleicht, der wie ein Maulwurf bald hier bald da unterm Boden wühlt und ruft. Mein Gott, ich muß mich ja dawider erklären; denn Du als die letzte Erscheinung dieses Weltgeistes bist nun eben überall. Aber obschon Du so etwas Unbegreifliches bist, so laß doch um des Himmels willen jene wunderbare Eigenschaft Deiner zwiefachen Existenz nicht in Paris bekannt werden. Perier würde Dich auf ewig Deiner Freiheit berauben, weil Du damit dem Staate seine Söhne entbehr-

don, mit dem andern in Paris, weil — ich glaub’ an das Typische — weil die Synchronistik eingeführt werden muß. In jedem Wort, in jeder That die Anno 1000 vorkam, muß Alles enthalten sein, was zur selben Zeit geschah. Du lachst, wie ich heute auf einen so argen Docententon komme, aber vor Grimm gegen norddeutsche Ansichten könnt’ ich zum Professor werden. Da unterscheiden sie nämlich einen Weltgeist, der eigentlich Niemand anders ist, als der liebe Herrgott selbst. Der wandert von Asien her, ist eine ewige Metamorphose, schlägt alle hundert Meilen und hundert Jahre seine Bude auf, wo er sich sehen und von seinen Propheten, Moses, Zoroaster, Christus sich ausrufen läßt. Das nenn’ ich Blasphemie, und selbst dann noch so, wenn man den Weltgeist mit dem Geiste im Hamlet vergleicht, der wie ein Maulwurf bald hier bald da unterm Boden wühlt und ruft. Mein Gott, ich muß mich ja dawider erklären; denn Du als die letzte Erscheinung dieses Weltgeistes bist nun eben überall. Aber obschon Du so etwas Unbegreifliches bist, so laß doch um des Himmels willen jene wunderbare Eigenschaft Deiner zwiefachen Existenz nicht in Paris bekannt werden. Perier würde Dich auf ewig Deiner Freiheit berauben, weil Du damit dem Staate seine Söhne entbehr-

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[183/0196] don, mit dem andern in Paris, weil — ich glaub’ an das Typische — weil die Synchronistik eingeführt werden muß. In jedem Wort, in jeder That die Anno 1000 vorkam, muß Alles enthalten sein, was zur selben Zeit geschah. Du lachst, wie ich heute auf einen so argen Docententon komme, aber vor Grimm gegen norddeutsche Ansichten könnt’ ich zum Professor werden. Da unterscheiden sie nämlich einen Weltgeist, der eigentlich Niemand anders ist, als der liebe Herrgott selbst. Der wandert von Asien her, ist eine ewige Metamorphose, schlägt alle hundert Meilen und hundert Jahre seine Bude auf, wo er sich sehen und von seinen Propheten, Moses, Zoroaster, Christus sich ausrufen läßt. Das nenn’ ich Blasphemie, und selbst dann noch so, wenn man den Weltgeist mit dem Geiste im Hamlet vergleicht, der wie ein Maulwurf bald hier bald da unterm Boden wühlt und ruft. Mein Gott, ich muß mich ja dawider erklären; denn Du als die letzte Erscheinung dieses Weltgeistes bist nun eben überall. Aber obschon Du so etwas Unbegreifliches bist, so laß doch um des Himmels willen jene wunderbare Eigenschaft Deiner zwiefachen Existenz nicht in Paris bekannt werden. Perier würde Dich auf ewig Deiner Freiheit berauben, weil Du damit dem Staate seine Söhne entbehr-

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Zitationshilfe: [Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_narren_1832/196>, abgerufen am 23.11.2024.