[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.Achtzehnter Brief. Nur nicht in die Rosengärten Saadi's führe mich! Die poetische Weise Deiner Empfindungen, die Lust an jenen zarten Freuden, die jeden Schritt auf den Gedankenwegen des Gemüths mit Blumen bestreuen, setzt mich in Verlegenheit. Ich habe dann Noth, die aufjauchzenden Flügel meiner Begeisterung niederzuhalten, und da ernst und kalt zu erscheinen, wo ich nur Lied und Feuerstrom sein möchte. Wenn ich wo von Poesie höre, von frommer, ungetrübter Naturanschauung, von Liebe und Treue, deren die Menschen noch fähig seien, von großen Gedanken, die wie elektrische Funken Tausende zugleich durchbeben können, so seh' ich mich ängstlich um, weil ich den Mephisto nahe glaube. Ob es Achtzehnter Brief. Nur nicht in die Rosengärten Saadi’s führe mich! Die poetische Weise Deiner Empfindungen, die Lust an jenen zarten Freuden, die jeden Schritt auf den Gedankenwegen des Gemüths mit Blumen bestreuen, setzt mich in Verlegenheit. Ich habe dann Noth, die aufjauchzenden Flügel meiner Begeisterung niederzuhalten, und da ernst und kalt zu erscheinen, wo ich nur Lied und Feuerstrom sein möchte. Wenn ich wo von Poesie höre, von frommer, ungetrübter Naturanschauung, von Liebe und Treue, deren die Menschen noch fähig seien, von großen Gedanken, die wie elektrische Funken Tausende zugleich durchbeben können, so seh’ ich mich ängstlich um, weil ich den Mephisto nahe glaube. Ob es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0220" n="207"/> <head> <hi rendition="#g">Achtzehnter Brief.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Nur nicht in die Rosengärten Saadi’s führe mich! Die poetische Weise Deiner Empfindungen, die Lust an jenen zarten Freuden, die jeden Schritt auf den Gedankenwegen des Gemüths mit Blumen bestreuen, setzt mich in Verlegenheit. Ich habe dann Noth, die aufjauchzenden Flügel meiner Begeisterung niederzuhalten, und da ernst und kalt zu erscheinen, wo ich nur Lied und Feuerstrom sein möchte.</p> <p>Wenn ich wo von Poesie höre, von frommer, ungetrübter Naturanschauung, von Liebe und Treue, deren die Menschen noch fähig seien, von großen Gedanken, die wie elektrische Funken Tausende zugleich durchbeben können, so seh’ ich mich ängstlich um, weil ich den Mephisto nahe glaube. Ob es </p> </div> </body> </text> </TEI> [207/0220]
Achtzehnter Brief.
Nur nicht in die Rosengärten Saadi’s führe mich! Die poetische Weise Deiner Empfindungen, die Lust an jenen zarten Freuden, die jeden Schritt auf den Gedankenwegen des Gemüths mit Blumen bestreuen, setzt mich in Verlegenheit. Ich habe dann Noth, die aufjauchzenden Flügel meiner Begeisterung niederzuhalten, und da ernst und kalt zu erscheinen, wo ich nur Lied und Feuerstrom sein möchte.
Wenn ich wo von Poesie höre, von frommer, ungetrübter Naturanschauung, von Liebe und Treue, deren die Menschen noch fähig seien, von großen Gedanken, die wie elektrische Funken Tausende zugleich durchbeben können, so seh’ ich mich ängstlich um, weil ich den Mephisto nahe glaube. Ob es
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