[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.Reihe der europäischen Staaten jetzt anerkannte Reich, doch immer noch mit seinem verderblichen Einflusse zu verfolgen. Preußen verleitet die andern deutschen Staaten, den Befehlen des russischen Cabinets auch hierin Folge zu leisten. Und doch hat Polen seine Selbstständigkeit errungen, die heldenmüthigen Anstrengungen mußten von diesem glücklichen Erfolge gekrönt werden, es hat sogar einen Prinzen aus dem Hause Oestreich zu seinem Herrscher gewählt. In alten Geschichten erzählt man von ruchlosen Kindern, die ihre Väter in die Wildniß führen, oder in tief verborgene Kerker, um nur desto früher in den Besitz ihres Erbes zu kommen. Von ihrer Schuld getrieben, lauschen sie ängstlich an den eisernen Gitterstäben, die das Opfer ihres Verbrechens verschlossen halten. Wie erschraken sie, als der gefesselt Geglaubte in voller Mannesschönheit neben ihnen stand. So feiert jetzt Polen das Fest seiner Wiedergeburt. Das noch rauchende Blut der erschlagenen Tyrannen wischen die Helden jetzt von ihren schartigen Säbeln, und wie sich in ihren Mienen dabei die Erhebung des Selbstgefühls und die Freude über den errungenen Sieg zu einem leisen, fast spottenden Lächeln mischt--das ist ein in der Geschichte nie gesehener Anblick! Die Freunde der Freiheit waren zwar bestürzt, Reihe der europäischen Staaten jetzt anerkannte Reich, doch immer noch mit seinem verderblichen Einflusse zu verfolgen. Preußen verleitet die andern deutschen Staaten, den Befehlen des russischen Cabinets auch hierin Folge zu leisten. Und doch hat Polen seine Selbstständigkeit errungen, die heldenmüthigen Anstrengungen mußten von diesem glücklichen Erfolge gekrönt werden, es hat sogar einen Prinzen aus dem Hause Oestreich zu seinem Herrscher gewählt. In alten Geschichten erzählt man von ruchlosen Kindern, die ihre Väter in die Wildniß führen, oder in tief verborgene Kerker, um nur desto früher in den Besitz ihres Erbes zu kommen. Von ihrer Schuld getrieben, lauschen sie ängstlich an den eisernen Gitterstäben, die das Opfer ihres Verbrechens verschlossen halten. Wie erschraken sie, als der gefesselt Geglaubte in voller Mannesschönheit neben ihnen stand. So feiert jetzt Polen das Fest seiner Wiedergeburt. Das noch rauchende Blut der erschlagenen Tyrannen wischen die Helden jetzt von ihren schartigen Säbeln, und wie sich in ihren Mienen dabei die Erhebung des Selbstgefühls und die Freude über den errungenen Sieg zu einem leisen, fast spottenden Lächeln mischt—das ist ein in der Geschichte nie gesehener Anblick! Die Freunde der Freiheit waren zwar bestürzt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0027" n="14"/> Reihe der europäischen Staaten jetzt anerkannte Reich, doch immer noch mit seinem verderblichen Einflusse zu verfolgen. Preußen verleitet die andern deutschen Staaten, den Befehlen des russischen Cabinets auch hierin Folge zu leisten. Und doch hat Polen seine Selbstständigkeit errungen, die heldenmüthigen Anstrengungen mußten von diesem glücklichen Erfolge gekrönt werden, es hat sogar einen Prinzen aus dem Hause Oestreich zu seinem Herrscher gewählt.</p> <p>In alten Geschichten erzählt man von ruchlosen Kindern, die ihre Väter in die Wildniß führen, oder in tief verborgene Kerker, um nur desto früher in den Besitz ihres Erbes zu kommen. Von ihrer Schuld getrieben, lauschen sie ängstlich an den eisernen Gitterstäben, die das Opfer ihres Verbrechens verschlossen halten. Wie erschraken sie, als der gefesselt Geglaubte in voller Mannesschönheit neben ihnen stand. So feiert jetzt Polen das Fest seiner Wiedergeburt. Das noch rauchende Blut der erschlagenen Tyrannen wischen die Helden jetzt von ihren schartigen Säbeln, und wie sich in ihren Mienen dabei die Erhebung des Selbstgefühls und die Freude über den errungenen Sieg zu einem leisen, fast spottenden Lächeln mischt—das ist ein in der Geschichte nie gesehener Anblick! Die Freunde der Freiheit waren zwar bestürzt, </p> </div> </body> </text> </TEI> [14/0027]
Reihe der europäischen Staaten jetzt anerkannte Reich, doch immer noch mit seinem verderblichen Einflusse zu verfolgen. Preußen verleitet die andern deutschen Staaten, den Befehlen des russischen Cabinets auch hierin Folge zu leisten. Und doch hat Polen seine Selbstständigkeit errungen, die heldenmüthigen Anstrengungen mußten von diesem glücklichen Erfolge gekrönt werden, es hat sogar einen Prinzen aus dem Hause Oestreich zu seinem Herrscher gewählt.
In alten Geschichten erzählt man von ruchlosen Kindern, die ihre Väter in die Wildniß führen, oder in tief verborgene Kerker, um nur desto früher in den Besitz ihres Erbes zu kommen. Von ihrer Schuld getrieben, lauschen sie ängstlich an den eisernen Gitterstäben, die das Opfer ihres Verbrechens verschlossen halten. Wie erschraken sie, als der gefesselt Geglaubte in voller Mannesschönheit neben ihnen stand. So feiert jetzt Polen das Fest seiner Wiedergeburt. Das noch rauchende Blut der erschlagenen Tyrannen wischen die Helden jetzt von ihren schartigen Säbeln, und wie sich in ihren Mienen dabei die Erhebung des Selbstgefühls und die Freude über den errungenen Sieg zu einem leisen, fast spottenden Lächeln mischt—das ist ein in der Geschichte nie gesehener Anblick! Die Freunde der Freiheit waren zwar bestürzt,
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