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[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.

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reihen. Ach! die Herzen fühlen sich noch wehmüthig ergriffen von dem rhythmischen Fall der Declamation und den Empfindungen der Liebe, der Leidenschaft, des Hasses, der Begeisterung, des Schmerzes, den sie ausdrücken. Noch seh' ich Elektren in der Urne die Asche des Bruders tragen, noch den blinden Greis von Theben an dem stützenden Arme der Tochter wanken. Der Vorhang rollt auf, und Prometheus schmerzenvolle Klage stöhnt durch die hilflose Luft, die Danaiden tauchen aus den Gewässern mit fluthendem Haare, und der greise Meergott weissagt dem Unglücklichen seines Schicksals glücklichere Wendung und den Untergang der alten Götter des Neides. Klage nicht, Menschheit, daß dir die Götter mit ihrem Ebenbilde auch die Fesseln der Sclaverei gaben; in deines himmlischen Feuers allgewaltiger Flamme wird sich der goldne Thron dieser alten Despotie verzehren!

Wir wandern querfeldein nach Pompeji, dem Filiale Deiner Heimathstadt, dem die Auferstehung leichter geworden ist, weil es nur in Asche und nicht in Stein begraben war.

O, siehe dort das dunkle Gestrüpp von Myrtensträuchen, die sich zum wohlbekannten Landhause des Aorius Diomedes hinaufziehen! Ob man diese auch jetzt erst ausgegraben hat? Du weißt, wir

reihen. Ach! die Herzen fühlen sich noch wehmüthig ergriffen von dem rhythmischen Fall der Declamation und den Empfindungen der Liebe, der Leidenschaft, des Hasses, der Begeisterung, des Schmerzes, den sie ausdrücken. Noch seh’ ich Elektren in der Urne die Asche des Bruders tragen, noch den blinden Greis von Theben an dem stützenden Arme der Tochter wanken. Der Vorhang rollt auf, und Prometheus schmerzenvolle Klage stöhnt durch die hilflose Luft, die Danaiden tauchen aus den Gewässern mit fluthendem Haare, und der greise Meergott weissagt dem Unglücklichen seines Schicksals glücklichere Wendung und den Untergang der alten Götter des Neides. Klage nicht, Menschheit, daß dir die Götter mit ihrem Ebenbilde auch die Fesseln der Sclaverei gaben; in deines himmlischen Feuers allgewaltiger Flamme wird sich der goldne Thron dieser alten Despotie verzehren!

Wir wandern querfeldein nach Pompeji, dem Filiale Deiner Heimathstadt, dem die Auferstehung leichter geworden ist, weil es nur in Asche und nicht in Stein begraben war.

O, siehe dort das dunkle Gestrüpp von Myrtensträuchen, die sich zum wohlbekannten Landhause des Aorius Diomedes hinaufziehen! Ob man diese auch jetzt erst ausgegraben hat? Du weißt, wir

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[273/0286] reihen. Ach! die Herzen fühlen sich noch wehmüthig ergriffen von dem rhythmischen Fall der Declamation und den Empfindungen der Liebe, der Leidenschaft, des Hasses, der Begeisterung, des Schmerzes, den sie ausdrücken. Noch seh’ ich Elektren in der Urne die Asche des Bruders tragen, noch den blinden Greis von Theben an dem stützenden Arme der Tochter wanken. Der Vorhang rollt auf, und Prometheus schmerzenvolle Klage stöhnt durch die hilflose Luft, die Danaiden tauchen aus den Gewässern mit fluthendem Haare, und der greise Meergott weissagt dem Unglücklichen seines Schicksals glücklichere Wendung und den Untergang der alten Götter des Neides. Klage nicht, Menschheit, daß dir die Götter mit ihrem Ebenbilde auch die Fesseln der Sclaverei gaben; in deines himmlischen Feuers allgewaltiger Flamme wird sich der goldne Thron dieser alten Despotie verzehren! Wir wandern querfeldein nach Pompeji, dem Filiale Deiner Heimathstadt, dem die Auferstehung leichter geworden ist, weil es nur in Asche und nicht in Stein begraben war. O, siehe dort das dunkle Gestrüpp von Myrtensträuchen, die sich zum wohlbekannten Landhause des Aorius Diomedes hinaufziehen! Ob man diese auch jetzt erst ausgegraben hat? Du weißt, wir

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Zitationshilfe: [Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_narren_1832/286>, abgerufen am 22.11.2024.