[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.die Gränzpunkte der Perioden hin? Gleichen sie nicht Kindern, die sich im Theater an dem Lärm der blechernen Gefechte, an brennenden Lagern, an feierlichen Umzügen immerhin mehr ergötzen mögen, als an der meisterhaften Schürzung des Knotens, der geschickten Wendung der himmlischen Intrigue, die man im Trauerspiel Schicksal nennt, an dem zermalmenden Schmerz des vierten Acts und der versöhnenden Schlußscene des fünften? Unsere Historie spielt immer nur im Vordergrund, da doch die Vollendung des großen Planes der Menschenerziehung in jener Mittelgegend zwischen der gährenden Masse und den lenkenden großen Geistern liegt. Hier, wo nicht die Drohungen der Tyrannen, nicht die Einflüsterungen eitler Gecken, die sich zu Rathgebern der Fürsten hinaufgeschlichen haben, entscheiden, wo andrerseits der Ungestüm der wilden Menge keine Schreckengesetze vorschreibt, entwickeln sich jene bleibenden Folgen, die dem Leben sein Glück und seine Würde geben. Auch im Gebiete der Wissenschaften haben sich die kleinen Umstände erfolgreich bewiesen. Columbus sah am Ufer des Meeres die Gewächse fremder Zonen herantreiben, ein Menschenleib von wunderlichen Farben bestimmte ihn, ein Land zu entdecken, das in der Geschichte jetzt schon die glänzendste Rolle spielt. Galiläi mochte in der die Gränzpunkte der Perioden hin? Gleichen sie nicht Kindern, die sich im Theater an dem Lärm der blechernen Gefechte, an brennenden Lagern, an feierlichen Umzügen immerhin mehr ergötzen mögen, als an der meisterhaften Schürzung des Knotens, der geschickten Wendung der himmlischen Intrigue, die man im Trauerspiel Schicksal nennt, an dem zermalmenden Schmerz des vierten Acts und der versöhnenden Schlußscene des fünften? Unsere Historie spielt immer nur im Vordergrund, da doch die Vollendung des großen Planes der Menschenerziehung in jener Mittelgegend zwischen der gährenden Masse und den lenkenden großen Geistern liegt. Hier, wo nicht die Drohungen der Tyrannen, nicht die Einflüsterungen eitler Gecken, die sich zu Rathgebern der Fürsten hinaufgeschlichen haben, entscheiden, wo andrerseits der Ungestüm der wilden Menge keine Schreckengesetze vorschreibt, entwickeln sich jene bleibenden Folgen, die dem Leben sein Glück und seine Würde geben. Auch im Gebiete der Wissenschaften haben sich die kleinen Umstände erfolgreich bewiesen. Columbus sah am Ufer des Meeres die Gewächse fremder Zonen herantreiben, ein Menschenleib von wunderlichen Farben bestimmte ihn, ein Land zu entdecken, das in der Geschichte jetzt schon die glänzendste Rolle spielt. Galiläi mochte in der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0297" n="284"/> die Gränzpunkte der Perioden hin? Gleichen sie nicht Kindern, die sich im Theater an dem Lärm der blechernen Gefechte, an brennenden Lagern, an feierlichen Umzügen immerhin mehr ergötzen mögen, als an der meisterhaften Schürzung des Knotens, der geschickten Wendung der himmlischen Intrigue, die man im Trauerspiel Schicksal nennt, an dem zermalmenden Schmerz des vierten Acts und der versöhnenden Schlußscene des fünften? Unsere Historie spielt immer nur im Vordergrund, da doch die Vollendung des großen Planes der Menschenerziehung in jener Mittelgegend zwischen der gährenden Masse und den lenkenden großen Geistern liegt. Hier, wo nicht die Drohungen der Tyrannen, nicht die Einflüsterungen eitler Gecken, die sich zu Rathgebern der Fürsten hinaufgeschlichen haben, entscheiden, wo andrerseits der Ungestüm der wilden Menge keine Schreckengesetze vorschreibt, entwickeln sich jene bleibenden Folgen, die dem Leben sein Glück und seine Würde geben.</p> <p>Auch im Gebiete der Wissenschaften haben sich die kleinen Umstände erfolgreich bewiesen. Columbus sah am Ufer des Meeres die Gewächse fremder Zonen herantreiben, ein Menschenleib von wunderlichen Farben bestimmte ihn, ein Land zu entdecken, das in der Geschichte jetzt schon die glänzendste Rolle spielt. Galiläi mochte in der </p> </div> </body> </text> </TEI> [284/0297]
die Gränzpunkte der Perioden hin? Gleichen sie nicht Kindern, die sich im Theater an dem Lärm der blechernen Gefechte, an brennenden Lagern, an feierlichen Umzügen immerhin mehr ergötzen mögen, als an der meisterhaften Schürzung des Knotens, der geschickten Wendung der himmlischen Intrigue, die man im Trauerspiel Schicksal nennt, an dem zermalmenden Schmerz des vierten Acts und der versöhnenden Schlußscene des fünften? Unsere Historie spielt immer nur im Vordergrund, da doch die Vollendung des großen Planes der Menschenerziehung in jener Mittelgegend zwischen der gährenden Masse und den lenkenden großen Geistern liegt. Hier, wo nicht die Drohungen der Tyrannen, nicht die Einflüsterungen eitler Gecken, die sich zu Rathgebern der Fürsten hinaufgeschlichen haben, entscheiden, wo andrerseits der Ungestüm der wilden Menge keine Schreckengesetze vorschreibt, entwickeln sich jene bleibenden Folgen, die dem Leben sein Glück und seine Würde geben.
Auch im Gebiete der Wissenschaften haben sich die kleinen Umstände erfolgreich bewiesen. Columbus sah am Ufer des Meeres die Gewächse fremder Zonen herantreiben, ein Menschenleib von wunderlichen Farben bestimmte ihn, ein Land zu entdecken, das in der Geschichte jetzt schon die glänzendste Rolle spielt. Galiläi mochte in der
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