[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.Liebhabers des schönen Harmodius auf sich gezogen hätte. So wurde eine Tyrannei vertrieben, die die schlauen Kunstgriffe der Despotie, die sehr oft in dem Scheine eines milden Regimentes und der übertriebenen Förderung der Kunst und Wissenschaft bestehen, schon vortrefflich zu üben wußte. Die Gänse des Capitols sind bekannt. Der neapolitanische Aufstand unter Mas Aniello kam von einem Fruchtkorbe her, der auf dem Markte in Neapel versteuert werden sollte. Die Fortschritte der deutschen Reformation würden nie allgemein geworden sein, hätte sich das persönliche Interesse der Fürsten nicht eingemischt. Dem Calvinismus half nur ein Gassenhauer auf, dessen Refrain hieß: o Mönche, Mönche, ihr müßt freien! Die englische Kirche sagte sich in jener Nacht von Rom los, als Heinrich VIII. zum ersten Male in den Armen der schönen Anna Boleyn schlief. Und was wär' aus der französischen Revolution geworden, hätte ein berüchtigtes Halsband nicht dem Königthume die Kehle zugeschnürt? Noch eine kurze Zeit und die Oeffentlichkeit hat alle weit angelegten Pläne zerstört. Weder verzweigte Verbindungen einzelner Stände oder Individuen, noch die Verschwörungen der Fürsten gegen die Völker können nicht nur glückliche, sondern überhaupt keine Folgen mehr nach sich ziehen. Liebhabers des schönen Harmodius auf sich gezogen hätte. So wurde eine Tyrannei vertrieben, die die schlauen Kunstgriffe der Despotie, die sehr oft in dem Scheine eines milden Regimentes und der übertriebenen Förderung der Kunst und Wissenschaft bestehen, schon vortrefflich zu üben wußte. Die Gänse des Capitols sind bekannt. Der neapolitanische Aufstand unter Mas Aniello kam von einem Fruchtkorbe her, der auf dem Markte in Neapel versteuert werden sollte. Die Fortschritte der deutschen Reformation würden nie allgemein geworden sein, hätte sich das persönliche Interesse der Fürsten nicht eingemischt. Dem Calvinismus half nur ein Gassenhauer auf, dessen Refrain hieß: o Mönche, Mönche, ihr müßt freien! Die englische Kirche sagte sich in jener Nacht von Rom los, als Heinrich VIII. zum ersten Male in den Armen der schönen Anna Boleyn schlief. Und was wär’ aus der französischen Revolution geworden, hätte ein berüchtigtes Halsband nicht dem Königthume die Kehle zugeschnürt? Noch eine kurze Zeit und die Oeffentlichkeit hat alle weit angelegten Pläne zerstört. Weder verzweigte Verbindungen einzelner Stände oder Individuen, noch die Verschwörungen der Fürsten gegen die Völker können nicht nur glückliche, sondern überhaupt keine Folgen mehr nach sich ziehen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0299" n="286"/> Liebhabers des schönen Harmodius auf sich gezogen hätte. So wurde eine Tyrannei vertrieben, die die schlauen Kunstgriffe der Despotie, die sehr oft in dem Scheine eines milden Regimentes und der übertriebenen Förderung der Kunst und Wissenschaft bestehen, schon vortrefflich zu üben wußte. Die Gänse des Capitols sind bekannt.</p> <p>Der neapolitanische Aufstand unter Mas Aniello kam von einem Fruchtkorbe her, der auf dem Markte in Neapel versteuert werden sollte.</p> <p>Die Fortschritte der deutschen Reformation würden nie allgemein geworden sein, hätte sich das persönliche Interesse der Fürsten nicht eingemischt. Dem Calvinismus half nur ein Gassenhauer auf, dessen Refrain hieß: o Mönche, Mönche, ihr müßt freien! Die englische Kirche sagte sich in jener Nacht von Rom los, als Heinrich VIII. zum ersten Male in den Armen der schönen Anna Boleyn schlief.</p> <p>Und was wär’ aus der französischen Revolution geworden, hätte ein berüchtigtes Halsband nicht dem Königthume die Kehle zugeschnürt?</p> <p>Noch eine kurze Zeit und die Oeffentlichkeit hat alle weit angelegten Pläne zerstört. Weder verzweigte Verbindungen einzelner Stände oder Individuen, noch die Verschwörungen der Fürsten gegen die Völker können nicht nur glückliche, sondern überhaupt keine Folgen mehr nach sich ziehen. </p> </div> </body> </text> </TEI> [286/0299]
Liebhabers des schönen Harmodius auf sich gezogen hätte. So wurde eine Tyrannei vertrieben, die die schlauen Kunstgriffe der Despotie, die sehr oft in dem Scheine eines milden Regimentes und der übertriebenen Förderung der Kunst und Wissenschaft bestehen, schon vortrefflich zu üben wußte. Die Gänse des Capitols sind bekannt.
Der neapolitanische Aufstand unter Mas Aniello kam von einem Fruchtkorbe her, der auf dem Markte in Neapel versteuert werden sollte.
Die Fortschritte der deutschen Reformation würden nie allgemein geworden sein, hätte sich das persönliche Interesse der Fürsten nicht eingemischt. Dem Calvinismus half nur ein Gassenhauer auf, dessen Refrain hieß: o Mönche, Mönche, ihr müßt freien! Die englische Kirche sagte sich in jener Nacht von Rom los, als Heinrich VIII. zum ersten Male in den Armen der schönen Anna Boleyn schlief.
Und was wär’ aus der französischen Revolution geworden, hätte ein berüchtigtes Halsband nicht dem Königthume die Kehle zugeschnürt?
Noch eine kurze Zeit und die Oeffentlichkeit hat alle weit angelegten Pläne zerstört. Weder verzweigte Verbindungen einzelner Stände oder Individuen, noch die Verschwörungen der Fürsten gegen die Völker können nicht nur glückliche, sondern überhaupt keine Folgen mehr nach sich ziehen.
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