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[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.

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Aber Du merkst, daß in diesem an sich möglichen Dinge eine Reihefolge der gewaltsamsten Widersprüche liegt. An einem will ich Deine ganze Ansicht umstoßen.

Den Pleonasmus hat nur die Schwäche unserer Sprachmeister erfunden. Die pneumatische Grammatik der höhern Rangordnung sollte seiner füglich entbehren, und doch ist er in ihr zu finden.

Das Ich--denk' an das meinige! ist gegen das Du--ich denk' an das Deinige--eine arge Tautologie. Theuerste, wir stehen ja Beide für Einen.

So also würde mich Deine Ansicht zwingen, Dir meine Bewunderung zu zollen, wenn sie mich nicht zugleich hinderte, Dir meine Liebe zu sichern. Und diese sollte Dir nicht mehr sein, als Alles, was ich Dir sonst zu weihen vermöchte! Wärest Du eine historische Person, eine Heldin des Jahrhunderts, eine Königin des Tages, oder auch nur eine Tänzerin, so würd' ich die Empfindungen meines Herzens zu den Gesinnungen meines Kopfes machen.

Ich nehme es mit solchen Unterscheidungen sehr genau. Die Grenzen, bis zu welchen ich Dinge in die innersten Falten meiner Empfindung aufnehme, sind meist sehr scharf. Der Geist eines Schiller bringt mich nicht dazu, ihn zu verehren, aber ich liebe ihn. Göthe weiß ich zu achten,

Aber Du merkst, daß in diesem an sich möglichen Dinge eine Reihefolge der gewaltsamsten Widersprüche liegt. An einem will ich Deine ganze Ansicht umstoßen.

Den Pleonasmus hat nur die Schwäche unserer Sprachmeister erfunden. Die pneumatische Grammatik der höhern Rangordnung sollte seiner füglich entbehren, und doch ist er in ihr zu finden.

Das Ich—denk’ an das meinige! ist gegen das Du—ich denk’ an das Deinige—eine arge Tautologie. Theuerste, wir stehen ja Beide für Einen.

So also würde mich Deine Ansicht zwingen, Dir meine Bewunderung zu zollen, wenn sie mich nicht zugleich hinderte, Dir meine Liebe zu sichern. Und diese sollte Dir nicht mehr sein, als Alles, was ich Dir sonst zu weihen vermöchte! Wärest Du eine historische Person, eine Heldin des Jahrhunderts, eine Königin des Tages, oder auch nur eine Tänzerin, so würd’ ich die Empfindungen meines Herzens zu den Gesinnungen meines Kopfes machen.

Ich nehme es mit solchen Unterscheidungen sehr genau. Die Grenzen, bis zu welchen ich Dinge in die innersten Falten meiner Empfindung aufnehme, sind meist sehr scharf. Der Geist eines Schiller bringt mich nicht dazu, ihn zu verehren, aber ich liebe ihn. Göthe weiß ich zu achten,

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[55/0068] Aber Du merkst, daß in diesem an sich möglichen Dinge eine Reihefolge der gewaltsamsten Widersprüche liegt. An einem will ich Deine ganze Ansicht umstoßen. Den Pleonasmus hat nur die Schwäche unserer Sprachmeister erfunden. Die pneumatische Grammatik der höhern Rangordnung sollte seiner füglich entbehren, und doch ist er in ihr zu finden. Das Ich—denk’ an das meinige! ist gegen das Du—ich denk’ an das Deinige—eine arge Tautologie. Theuerste, wir stehen ja Beide für Einen. So also würde mich Deine Ansicht zwingen, Dir meine Bewunderung zu zollen, wenn sie mich nicht zugleich hinderte, Dir meine Liebe zu sichern. Und diese sollte Dir nicht mehr sein, als Alles, was ich Dir sonst zu weihen vermöchte! Wärest Du eine historische Person, eine Heldin des Jahrhunderts, eine Königin des Tages, oder auch nur eine Tänzerin, so würd’ ich die Empfindungen meines Herzens zu den Gesinnungen meines Kopfes machen. Ich nehme es mit solchen Unterscheidungen sehr genau. Die Grenzen, bis zu welchen ich Dinge in die innersten Falten meiner Empfindung aufnehme, sind meist sehr scharf. Der Geist eines Schiller bringt mich nicht dazu, ihn zu verehren, aber ich liebe ihn. Göthe weiß ich zu achten,

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Zitationshilfe: [Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_narren_1832/68>, abgerufen am 24.11.2024.