Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.nehmen kann, die jährliche Kinderernte keineswegs vermehren. Regen und Hagelschlag verderben den Ueberfluß und es ist, wenn die Herren von der Akademie kommen, um zu zählen, immer dieselbe Proportion wie überall, nur mit Ausnahme, wie ich gesagt habe, von meinem armen Frankreich! Der Graf versprach sich zu erkundigen, wie es mit dem mormonischen Kindersegen aussähe. Er ließ sich die Cigarre von dem Franzosen anzünden. Statt ein Schwefelholz zu nehmen, zog dieser ein Billet aus der Tasche und sagte, soll ich dies dazu nehmen? Dabei lächelte er fein und verschmitzt. Graf Udo griff nach dem Billet. Wer brachte es? Dasselbe anmuthige Mädchen von neulich! Sie war so schnell auf ihren Beinen davon, daß ich nicht einmal zu ihr sagen konnte: Muß es eine Antwort geben? Und wieder stand ein Wagen draußen und wartete? La Rose zuckte die Achseln. Diesmal, sagte er, habe ich den Wagen mit der verschleierten Dame nicht gesehen. Der Diener verstand hinlänglich seine Stellung, um sich trotz seiner Vertraulichkeit mit seinem Herrn sofort zu entfernen und diesen, dem er ansah, wie aufgeregt, ja empört er war, allein zu lassen. Der Graf las von derselben Handschrift wie vor einigen Tagen: "Herr Graf! Mich quälen einige nehmen kann, die jährliche Kinderernte keineswegs vermehren. Regen und Hagelschlag verderben den Ueberfluß und es ist, wenn die Herren von der Akademie kommen, um zu zählen, immer dieselbe Proportion wie überall, nur mit Ausnahme, wie ich gesagt habe, von meinem armen Frankreich! Der Graf versprach sich zu erkundigen, wie es mit dem mormonischen Kindersegen aussähe. Er ließ sich die Cigarre von dem Franzosen anzünden. Statt ein Schwefelholz zu nehmen, zog dieser ein Billet aus der Tasche und sagte, soll ich dies dazu nehmen? Dabei lächelte er fein und verschmitzt. Graf Udo griff nach dem Billet. Wer brachte es? Dasselbe anmuthige Mädchen von neulich! Sie war so schnell auf ihren Beinen davon, daß ich nicht einmal zu ihr sagen konnte: Muß es eine Antwort geben? Und wieder stand ein Wagen draußen und wartete? La Rose zuckte die Achseln. Diesmal, sagte er, habe ich den Wagen mit der verschleierten Dame nicht gesehen. Der Diener verstand hinlänglich seine Stellung, um sich trotz seiner Vertraulichkeit mit seinem Herrn sofort zu entfernen und diesen, dem er ansah, wie aufgeregt, ja empört er war, allein zu lassen. Der Graf las von derselben Handschrift wie vor einigen Tagen: „Herr Graf! Mich quälen einige <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0115" n="109"/> nehmen kann, die jährliche Kinderernte keineswegs vermehren. Regen und Hagelschlag verderben den Ueberfluß und es ist, wenn die Herren von der Akademie kommen, um zu zählen, immer dieselbe Proportion wie überall, nur mit Ausnahme, wie ich gesagt habe, von meinem armen Frankreich! </p> <p>Der Graf versprach sich zu erkundigen, wie es mit dem mormonischen Kindersegen aussähe. Er ließ sich die Cigarre von dem Franzosen anzünden. Statt ein <ref xml:id="TEXTSchwefelholz" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLSchwefelholz">Schwefelholz</ref> zu nehmen, zog dieser ein Billet aus der Tasche und sagte, soll ich dies dazu nehmen?</p> <p>Dabei lächelte er fein und verschmitzt. </p> <p>Graf Udo griff nach dem Billet. Wer brachte es? </p> <p>Dasselbe anmuthige Mädchen von neulich! Sie war so schnell auf ihren Beinen davon, daß ich nicht einmal zu ihr sagen konnte: Muß es eine Antwort geben? </p> <p>Und wieder stand ein Wagen draußen und wartete? </p> <p>La Rose zuckte die Achseln. Diesmal, sagte er, habe ich den Wagen mit der verschleierten Dame nicht gesehen. </p> <p>Der Diener verstand hinlänglich seine Stellung, um sich trotz seiner Vertraulichkeit mit seinem Herrn sofort zu entfernen und diesen, dem er ansah, wie aufgeregt, ja empört er war, allein zu lassen. </p> <p>Der Graf las von derselben Handschrift wie vor einigen Tagen: „Herr Graf! Mich quälen einige </p> </div> </body> </text> </TEI> [109/0115]
nehmen kann, die jährliche Kinderernte keineswegs vermehren. Regen und Hagelschlag verderben den Ueberfluß und es ist, wenn die Herren von der Akademie kommen, um zu zählen, immer dieselbe Proportion wie überall, nur mit Ausnahme, wie ich gesagt habe, von meinem armen Frankreich!
Der Graf versprach sich zu erkundigen, wie es mit dem mormonischen Kindersegen aussähe. Er ließ sich die Cigarre von dem Franzosen anzünden. Statt ein Schwefelholz zu nehmen, zog dieser ein Billet aus der Tasche und sagte, soll ich dies dazu nehmen?
Dabei lächelte er fein und verschmitzt.
Graf Udo griff nach dem Billet. Wer brachte es?
Dasselbe anmuthige Mädchen von neulich! Sie war so schnell auf ihren Beinen davon, daß ich nicht einmal zu ihr sagen konnte: Muß es eine Antwort geben?
Und wieder stand ein Wagen draußen und wartete?
La Rose zuckte die Achseln. Diesmal, sagte er, habe ich den Wagen mit der verschleierten Dame nicht gesehen.
Der Diener verstand hinlänglich seine Stellung, um sich trotz seiner Vertraulichkeit mit seinem Herrn sofort zu entfernen und diesen, dem er ansah, wie aufgeregt, ja empört er war, allein zu lassen.
Der Graf las von derselben Handschrift wie vor einigen Tagen: „Herr Graf! Mich quälen einige
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/115>, abgerufen am 16.02.2025. |