Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Bühne die Ziegler heute noch thut, verflucht hatte, und doch folgte sie wieder seinen Rathschlägen, lächelte den Schmeicheleien seiner Frau, einer dürren, eitlen Kokette. Ottomar kannte die Sachlage. Wolny hatte ihm Alles erzählt, nur nicht, daß er Martha wirklich liebte. Das war ein Gefühl, worüber sich Wolny, früh vom Leben in die Schule genommen, selbst keine Geständnisse machte. Ottomar hatte für die hier waltenden Conflicte schon manchen Rath gegeben. Auch heute wurde mit Discretion manches der verfänglichen Themen berührt. Erfreulich schien ihm der trotz des Streiks doch nicht ganz aufgehörte Verkehr, den man in den Waarenmagazinen beobachten konnte. Dort war Alles vom Kohlenstaub geschwärzt. Schwerhufige, langmähnige Rosse verrichteten ihre Dienste wie sonst. Freilich ebenso erblickte man auch an der Fronttreppe des Hauses Träger von Cartons, die auf Wolnys Gattin warteten. Da diese als von Putzgeschäften kommend bezeichnet wurden, so ließen sie wenigstens auf keine gebotene Einschränkung im Hauswesen schließen. Wolny zog zweimal an einer mächtigen Glocke und begleitete Ottomar durch mehrere mit schweren Teppichen belegte Corridore an eine Stiege, von wo aus er ihm die Thür zeigte zur "Martha-Herberge". Bühne die Ziegler heute noch thut, verflucht hatte, und doch folgte sie wieder seinen Rathschlägen, lächelte den Schmeicheleien seiner Frau, einer dürren, eitlen Kokette. Ottomar kannte die Sachlage. Wolny hatte ihm Alles erzählt, nur nicht, daß er Martha wirklich liebte. Das war ein Gefühl, worüber sich Wolny, früh vom Leben in die Schule genommen, selbst keine Geständnisse machte. Ottomar hatte für die hier waltenden Conflicte schon manchen Rath gegeben. Auch heute wurde mit Discretion manches der verfänglichen Themen berührt. Erfreulich schien ihm der trotz des Streiks doch nicht ganz aufgehörte Verkehr, den man in den Waarenmagazinen beobachten konnte. Dort war Alles vom Kohlenstaub geschwärzt. Schwerhufige, langmähnige Rosse verrichteten ihre Dienste wie sonst. Freilich ebenso erblickte man auch an der Fronttreppe des Hauses Träger von Cartons, die auf Wolnys Gattin warteten. Da diese als von Putzgeschäften kommend bezeichnet wurden, so ließen sie wenigstens auf keine gebotene Einschränkung im Hauswesen schließen. Wolny zog zweimal an einer mächtigen Glocke und begleitete Ottomar durch mehrere mit schweren Teppichen belegte Corridore an eine Stiege, von wo aus er ihm die Thür zeigte zur „Martha-Herberge“. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><ref xml:id="TEXTwieaufBISnochthut" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLwieaufBISnochthut"><pb facs="#f0145" n="139"/> Bühne die Ziegler heute noch thut</ref>, verflucht hatte, und doch folgte sie wieder seinen Rathschlägen, lächelte den Schmeicheleien seiner Frau, einer dürren, eitlen Kokette. Ottomar kannte die Sachlage. Wolny hatte ihm Alles erzählt, nur nicht, daß er Martha wirklich liebte. Das war ein Gefühl, worüber sich Wolny, früh vom Leben in die Schule genommen, selbst keine Geständnisse machte. </p> <p>Ottomar hatte für die hier waltenden Conflicte schon manchen Rath gegeben. Auch heute wurde mit Discretion manches der verfänglichen Themen berührt. Erfreulich schien ihm der trotz des Streiks doch nicht ganz aufgehörte Verkehr, den man in den Waarenmagazinen beobachten konnte. Dort war Alles vom Kohlenstaub geschwärzt. Schwerhufige, langmähnige Rosse verrichteten ihre Dienste wie sonst. Freilich ebenso erblickte man auch an der Fronttreppe des Hauses Träger von Cartons, die auf Wolnys Gattin warteten. Da diese als von Putzgeschäften kommend bezeichnet wurden, so ließen sie wenigstens auf keine gebotene Einschränkung im Hauswesen schließen. </p> <p>Wolny zog zweimal an einer mächtigen Glocke und begleitete Ottomar durch mehrere mit schweren Teppichen belegte Corridore an eine Stiege, von wo aus er ihm die Thür zeigte zur „Martha-Herberge“. </p> <p> </p> </div> </body> </text> </TEI> [139/0145]
Bühne die Ziegler heute noch thut, verflucht hatte, und doch folgte sie wieder seinen Rathschlägen, lächelte den Schmeicheleien seiner Frau, einer dürren, eitlen Kokette. Ottomar kannte die Sachlage. Wolny hatte ihm Alles erzählt, nur nicht, daß er Martha wirklich liebte. Das war ein Gefühl, worüber sich Wolny, früh vom Leben in die Schule genommen, selbst keine Geständnisse machte.
Ottomar hatte für die hier waltenden Conflicte schon manchen Rath gegeben. Auch heute wurde mit Discretion manches der verfänglichen Themen berührt. Erfreulich schien ihm der trotz des Streiks doch nicht ganz aufgehörte Verkehr, den man in den Waarenmagazinen beobachten konnte. Dort war Alles vom Kohlenstaub geschwärzt. Schwerhufige, langmähnige Rosse verrichteten ihre Dienste wie sonst. Freilich ebenso erblickte man auch an der Fronttreppe des Hauses Träger von Cartons, die auf Wolnys Gattin warteten. Da diese als von Putzgeschäften kommend bezeichnet wurden, so ließen sie wenigstens auf keine gebotene Einschränkung im Hauswesen schließen.
Wolny zog zweimal an einer mächtigen Glocke und begleitete Ottomar durch mehrere mit schweren Teppichen belegte Corridore an eine Stiege, von wo aus er ihm die Thür zeigte zur „Martha-Herberge“.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/145 |
Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/145>, abgerufen am 16.02.2025. |