Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Er wird nicht reisen -! Du wirst ihn nicht zurückhalten -! Martha antwortete nicht. Sie warf den schönen Kopf mit seinen funkelnden Augen wie eine Seherin empor. Die Vereine bringen ihm für seine Reden und Schriften Ruhm und Kränze dar, sagte sie, nachdem der Stickkrampf in der Stimme vorüber war. Ich, ich will ihm das Schandmal, das ich auf seiner Stirne brennen sehe, fühlbar machen wie ein verzehrendes Feuer! Worte soll er hören, wie sie ihm von seinen Schmeichlern noch Niemand gesprochen hat. Damit wankte das wie wahnsinnig in die Luft tastende Mädchen zur Thür hinaus in ihre Zimmer, um sich Mantel und Hut zu holen. Wehlisch sah ihr mit einer Miene nach, die unter glücklicheren Stimmungen seines Gemüths als der Ausdruck der Zufriedenheit hätte gedeutet werden können. Dennoch ging ihm etwas wie: Doch ein Prachtmädchen! unter in dem Unbehagen über die Widerwärtigkeiten, die der Augenblick auf seine alten Schultern wälzte. Ehlerdts Wohnung lag Palissadenstraße 13. Er wird nicht reisen –! Du wirst ihn nicht zurückhalten –! Martha antwortete nicht. Sie warf den schönen Kopf mit seinen funkelnden Augen wie eine Seherin empor. Die Vereine bringen ihm für seine Reden und Schriften Ruhm und Kränze dar, sagte sie, nachdem der Stickkrampf in der Stimme vorüber war. Ich, ich will ihm das Schandmal, das ich auf seiner Stirne brennen sehe, fühlbar machen wie ein verzehrendes Feuer! Worte soll er hören, wie sie ihm von seinen Schmeichlern noch Niemand gesprochen hat. Damit wankte das wie wahnsinnig in die Luft tastende Mädchen zur Thür hinaus in ihre Zimmer, um sich Mantel und Hut zu holen. Wehlisch sah ihr mit einer Miene nach, die unter glücklicheren Stimmungen seines Gemüths als der Ausdruck der Zufriedenheit hätte gedeutet werden können. Dennoch ging ihm etwas wie: Doch ein Prachtmädchen! unter in dem Unbehagen über die Widerwärtigkeiten, die der Augenblick auf seine alten Schultern wälzte. Ehlerdts Wohnung lag Palissadenstraße 13. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0157" n="151"/> Er wird nicht reisen –! </p> <p>Du wirst ihn nicht zurückhalten –! </p> <p>Martha antwortete nicht. Sie warf den schönen Kopf mit seinen funkelnden Augen wie eine Seherin empor. Die Vereine bringen ihm für seine Reden und Schriften Ruhm und Kränze dar, sagte sie, nachdem der Stickkrampf in der Stimme vorüber war. Ich, ich will ihm das Schandmal, das ich auf seiner Stirne brennen sehe, fühlbar machen wie ein verzehrendes Feuer! Worte soll er hören, wie sie ihm von seinen Schmeichlern noch Niemand gesprochen hat. </p> <p>Damit wankte das wie wahnsinnig in die Luft tastende Mädchen zur Thür hinaus in ihre Zimmer, um sich Mantel und Hut zu holen. </p> <p>Wehlisch sah ihr mit einer Miene nach, die unter glücklicheren Stimmungen seines Gemüths als der Ausdruck der Zufriedenheit hätte gedeutet werden können. Dennoch ging ihm etwas wie: Doch ein Prachtmädchen! unter in dem Unbehagen über die Widerwärtigkeiten, die der Augenblick auf seine alten Schultern wälzte. </p> <p>Ehlerdts Wohnung lag <ref xml:id="TEXTPalissadenstrasse13a" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLPalissadenstrasse13a">Palissadenstraße 13</ref>. </p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="1"> </div> </body> </text> </TEI> [151/0157]
Er wird nicht reisen –!
Du wirst ihn nicht zurückhalten –!
Martha antwortete nicht. Sie warf den schönen Kopf mit seinen funkelnden Augen wie eine Seherin empor. Die Vereine bringen ihm für seine Reden und Schriften Ruhm und Kränze dar, sagte sie, nachdem der Stickkrampf in der Stimme vorüber war. Ich, ich will ihm das Schandmal, das ich auf seiner Stirne brennen sehe, fühlbar machen wie ein verzehrendes Feuer! Worte soll er hören, wie sie ihm von seinen Schmeichlern noch Niemand gesprochen hat.
Damit wankte das wie wahnsinnig in die Luft tastende Mädchen zur Thür hinaus in ihre Zimmer, um sich Mantel und Hut zu holen.
Wehlisch sah ihr mit einer Miene nach, die unter glücklicheren Stimmungen seines Gemüths als der Ausdruck der Zufriedenheit hätte gedeutet werden können. Dennoch ging ihm etwas wie: Doch ein Prachtmädchen! unter in dem Unbehagen über die Widerwärtigkeiten, die der Augenblick auf seine alten Schultern wälzte.
Ehlerdts Wohnung lag Palissadenstraße 13.
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/157>, abgerufen am 16.02.2025. |