Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Gelüst! Schon hat man Arbeiter im Fiaker fahren sehen, die auf offener Straße Champagner tranken! Ihr verlangt Einsicht in die Bücher, wollt Theilung des Gewinnes, Tantiemen und was nicht Alles! Ich sage Dir, Du giebst die Reise nach Leipzig auf, treibst die Wolny'schen Arbeiter zu Paaren, kommst von morgen, spätestens vom Montag an wieder regelmäßig in die Fabrik oder ich sage zu Jedermann: Ich habe keinen Bruder mehr! Die ausbrechenden Thränen des heldenmüthigen Mädchens brachten nicht die Wirkung der Rührung bei Raimund hervor, sondern steigerten im Gegentheil den Ausdruck seiner Entrüstung. Sich auf einer Schwäche ertappen zu sollen, das kam ihm nicht bei. Schon rüstete er sich, nach einem platten Schimpfworte: Dummes Gänsegeschnatter! eine andere Darstellung der Sachlage zu geben, als Martha selbst plötzlich auffuhr, die Stellung einer Horchenden annahm, mit tonloser Stimme sprach: Herr Wolny! und rasch die Thür des Nebenzimmers zu gewinnen suchte. Aber schon stand Wolny nach kurzem Klopfen im Zimmer und Martha konnte sich nicht mehr verbergen. Ich besuche Sie, Herr Ehlerdt - wollte der Principal beginnen, als er Martha erblickte. Er unterbrach seine Rede und machte sogar Miene, sich zurückzuziehen, Gelüst! Schon hat man Arbeiter im Fiaker fahren sehen, die auf offener Straße Champagner tranken! Ihr verlangt Einsicht in die Bücher, wollt Theilung des Gewinnes, Tantièmen und was nicht Alles! Ich sage Dir, Du giebst die Reise nach Leipzig auf, treibst die Wolny’schen Arbeiter zu Paaren, kommst von morgen, spätestens vom Montag an wieder regelmäßig in die Fabrik oder ich sage zu Jedermann: Ich habe keinen Bruder mehr! Die ausbrechenden Thränen des heldenmüthigen Mädchens brachten nicht die Wirkung der Rührung bei Raimund hervor, sondern steigerten im Gegentheil den Ausdruck seiner Entrüstung. Sich auf einer Schwäche ertappen zu sollen, das kam ihm nicht bei. Schon rüstete er sich, nach einem platten Schimpfworte: Dummes Gänsegeschnatter! eine andere Darstellung der Sachlage zu geben, als Martha selbst plötzlich auffuhr, die Stellung einer Horchenden annahm, mit tonloser Stimme sprach: Herr Wolny! und rasch die Thür des Nebenzimmers zu gewinnen suchte. Aber schon stand Wolny nach kurzem Klopfen im Zimmer und Martha konnte sich nicht mehr verbergen. Ich besuche Sie, Herr Ehlerdt – wollte der Principal beginnen, als er Martha erblickte. Er unterbrach seine Rede und machte sogar Miene, sich zurückzuziehen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0174" n="168"/> Gelüst! Schon hat man Arbeiter im Fiaker fahren sehen, die auf offener Straße Champagner tranken! Ihr verlangt Einsicht in die Bücher, wollt Theilung des Gewinnes, Tantièmen und was nicht Alles! Ich sage Dir, Du giebst die Reise nach Leipzig auf, treibst die Wolny’schen Arbeiter zu Paaren, kommst von morgen, spätestens vom Montag an wieder regelmäßig in die Fabrik oder ich sage zu Jedermann: Ich habe keinen Bruder mehr! </p> <p>Die ausbrechenden Thränen des heldenmüthigen Mädchens brachten nicht die Wirkung der Rührung bei Raimund hervor, sondern steigerten im Gegentheil den Ausdruck seiner Entrüstung. Sich auf einer Schwäche ertappen zu sollen, das kam ihm nicht bei. Schon rüstete er sich, nach einem platten Schimpfworte: Dummes Gänsegeschnatter! eine andere Darstellung der Sachlage zu geben, als Martha selbst plötzlich auffuhr, die Stellung einer Horchenden annahm, mit tonloser Stimme sprach: Herr Wolny! und rasch die Thür des Nebenzimmers zu gewinnen suchte. Aber schon stand Wolny nach kurzem Klopfen im Zimmer und Martha konnte sich nicht mehr verbergen. </p> <p>Ich besuche Sie, Herr Ehlerdt – wollte der Principal beginnen, als er Martha erblickte. Er unterbrach seine Rede und machte sogar Miene, sich zurückzuziehen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [168/0174]
Gelüst! Schon hat man Arbeiter im Fiaker fahren sehen, die auf offener Straße Champagner tranken! Ihr verlangt Einsicht in die Bücher, wollt Theilung des Gewinnes, Tantièmen und was nicht Alles! Ich sage Dir, Du giebst die Reise nach Leipzig auf, treibst die Wolny’schen Arbeiter zu Paaren, kommst von morgen, spätestens vom Montag an wieder regelmäßig in die Fabrik oder ich sage zu Jedermann: Ich habe keinen Bruder mehr!
Die ausbrechenden Thränen des heldenmüthigen Mädchens brachten nicht die Wirkung der Rührung bei Raimund hervor, sondern steigerten im Gegentheil den Ausdruck seiner Entrüstung. Sich auf einer Schwäche ertappen zu sollen, das kam ihm nicht bei. Schon rüstete er sich, nach einem platten Schimpfworte: Dummes Gänsegeschnatter! eine andere Darstellung der Sachlage zu geben, als Martha selbst plötzlich auffuhr, die Stellung einer Horchenden annahm, mit tonloser Stimme sprach: Herr Wolny! und rasch die Thür des Nebenzimmers zu gewinnen suchte. Aber schon stand Wolny nach kurzem Klopfen im Zimmer und Martha konnte sich nicht mehr verbergen.
Ich besuche Sie, Herr Ehlerdt – wollte der Principal beginnen, als er Martha erblickte. Er unterbrach seine Rede und machte sogar Miene, sich zurückzuziehen,
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