Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Sohne fort. Dein unheimlicher Justizrath preßt Euch ja wie die Citrone Sonntags und Werktags aus. Unheimlich? fuhr endlich der Sohn, den Vater unterbrechend, auf. Das könnte er doch nur durch die Brille erscheinen, die er trägt! Oder durch meine! lachte der Vater. Er trug jedoch keine. Luzius läßt uns, wenn wir es wünschen, jede Freiheit! entgegnete der Sohn. Ich bin sogar im Begriff, eben wieder zum Grafen zu gehen! Die Tante des Grafen, wie Du vielleicht weißt, eine geborne Prinzessin Rauden, will ihrem Gatten ein prachtvolles Denkmal setzen lassen. Es versteht sich von selbst, daß man die Bestellung nur bei Dir machen wird. Da stand plötzlich der Vater still, sah sich um, ob Niemand Zeuge seines Unwillens war, und rief aus: Ottomar! Unterstehst Du Dich, mir solche Dinge - Die Rede wurde gar nicht vollendet. Des alten Künstlers graue lange Locken schüttelten sich auf den Schultern. Sich anbetteln! rief er nach einer Weile aus. Zufällige Bekanntschaften ausnutzen! Pfui! pfui! Das ist nie meine Sache gewesen! Papa, das wird Alles mit Anstand und Takt gemacht -! beschwichtigte der Sohn, sich nicht minder der Zeugen wegen besorgt umblickend. Sohne fort. Dein unheimlicher Justizrath preßt Euch ja wie die Citrone Sonntags und Werktags aus. Unheimlich? fuhr endlich der Sohn, den Vater unterbrechend, auf. Das könnte er doch nur durch die Brille erscheinen, die er trägt! Oder durch meine! lachte der Vater. Er trug jedoch keine. Luzius läßt uns, wenn wir es wünschen, jede Freiheit! entgegnete der Sohn. Ich bin sogar im Begriff, eben wieder zum Grafen zu gehen! Die Tante des Grafen, wie Du vielleicht weißt, eine geborne Prinzessin Rauden, will ihrem Gatten ein prachtvolles Denkmal setzen lassen. Es versteht sich von selbst, daß man die Bestellung nur bei Dir machen wird. Da stand plötzlich der Vater still, sah sich um, ob Niemand Zeuge seines Unwillens war, und rief aus: Ottomar! Unterstehst Du Dich, mir solche Dinge – Die Rede wurde gar nicht vollendet. Des alten Künstlers graue lange Locken schüttelten sich auf den Schultern. Sich anbetteln! rief er nach einer Weile aus. Zufällige Bekanntschaften ausnutzen! Pfui! pfui! Das ist nie meine Sache gewesen! Papa, das wird Alles mit Anstand und Takt gemacht –! beschwichtigte der Sohn, sich nicht minder der Zeugen wegen besorgt umblickend. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0025" n="19"/> Sohne fort. Dein unheimlicher Justizrath preßt Euch ja wie die Citrone Sonntags und Werktags aus. </p> <p>Unheimlich? fuhr endlich der Sohn, den Vater unterbrechend, auf. Das könnte er doch nur durch die Brille erscheinen, die er trägt! </p> <p>Oder durch meine! lachte der Vater. Er trug jedoch keine. </p> <p>Luzius läßt uns, wenn wir es wünschen, jede Freiheit! entgegnete der Sohn. Ich bin sogar im Begriff, eben wieder zum Grafen zu gehen! Die Tante des Grafen, wie Du vielleicht weißt, eine geborne Prinzessin Rauden, will ihrem Gatten ein prachtvolles Denkmal setzen lassen. Es versteht sich von selbst, daß man die Bestellung nur bei Dir machen wird. </p> <p>Da stand plötzlich der Vater still, sah sich um, ob Niemand Zeuge seines Unwillens war, und rief aus: Ottomar! Unterstehst Du Dich, mir solche Dinge – </p> <p>Die Rede wurde gar nicht vollendet. Des alten Künstlers graue lange Locken schüttelten sich auf den Schultern. Sich anbetteln! rief er nach einer Weile aus. Zufällige Bekanntschaften ausnutzen! Pfui! pfui! Das ist nie meine Sache gewesen! </p> <p>Papa, das wird Alles mit Anstand und Takt gemacht –! beschwichtigte der Sohn, sich nicht minder der Zeugen wegen besorgt umblickend. </p> <p> </p> </div> </body> </text> </TEI> [19/0025]
Sohne fort. Dein unheimlicher Justizrath preßt Euch ja wie die Citrone Sonntags und Werktags aus.
Unheimlich? fuhr endlich der Sohn, den Vater unterbrechend, auf. Das könnte er doch nur durch die Brille erscheinen, die er trägt!
Oder durch meine! lachte der Vater. Er trug jedoch keine.
Luzius läßt uns, wenn wir es wünschen, jede Freiheit! entgegnete der Sohn. Ich bin sogar im Begriff, eben wieder zum Grafen zu gehen! Die Tante des Grafen, wie Du vielleicht weißt, eine geborne Prinzessin Rauden, will ihrem Gatten ein prachtvolles Denkmal setzen lassen. Es versteht sich von selbst, daß man die Bestellung nur bei Dir machen wird.
Da stand plötzlich der Vater still, sah sich um, ob Niemand Zeuge seines Unwillens war, und rief aus: Ottomar! Unterstehst Du Dich, mir solche Dinge –
Die Rede wurde gar nicht vollendet. Des alten Künstlers graue lange Locken schüttelten sich auf den Schultern. Sich anbetteln! rief er nach einer Weile aus. Zufällige Bekanntschaften ausnutzen! Pfui! pfui! Das ist nie meine Sache gewesen!
Papa, das wird Alles mit Anstand und Takt gemacht –! beschwichtigte der Sohn, sich nicht minder der Zeugen wegen besorgt umblickend.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-02-19T12:27:44Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-02-19T12:27:44Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-1<a>)
(2013-07-01T14:33:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |