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Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.

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Der Sohn des Bildhauers horchte auf. Den Wahn? Welcher Wahn? Im Glauben an die eheliche Treue oder an das Jenseits? Er gestand, Nichts zu verstehen.

Wollen Sie mir nicht zürnen, fuhr Graf Udo, der in seinen leichten, weltmännischen Formen sich gleich blieb, fort, daß ich erst noch eine Bemerkung mache. Verhandeln Sie mit der Tante, aber auch mit Ihrem Papa fest und bestimmt. Es hat sich die Nachricht verbreitet, daß die Wittwe des Grafen Wilhelm 6000, meinetwegen 10,000 Thaler an das Monument, das Material nicht gerechnet, verwenden will. Kaum angekommen, bemerkte ich in Folge dessen schon Intriguen, Verleumdung, Protectionssucht, natürlich Anerbietungen über Anerbietungen.

Um Alles! erhob sich Althing. Ahnt das mein Vater, so lehnt er Ihren Antrag ab! Er ist von einer Empfindlichkeit, wie ein junges Mädchen! Und nun gar in Concurrenz zu treten mit den Menschen, die in den Salons glänzen, mit Menschen, die sich auf ihre Orden berufen, Matadoren der Zeitungen, die zu den Prinzessinnen gerufen werden, um ihnen Gypsabgüsse zu erläutern - da macht er lieber Reliefs zu "Berliner Oefen"! Dort steht ein moderner Ofen! Der Pan da, den die Nymphe beim Blasen der Flöte aus dem Schilfe

Der Sohn des Bildhauers horchte auf. Den Wahn? Welcher Wahn? Im Glauben an die eheliche Treue oder an das Jenseits? Er gestand, Nichts zu verstehen.

Wollen Sie mir nicht zürnen, fuhr Graf Udo, der in seinen leichten, weltmännischen Formen sich gleich blieb, fort, daß ich erst noch eine Bemerkung mache. Verhandeln Sie mit der Tante, aber auch mit Ihrem Papa fest und bestimmt. Es hat sich die Nachricht verbreitet, daß die Wittwe des Grafen Wilhelm 6000, meinetwegen 10,000 Thaler an das Monument, das Material nicht gerechnet, verwenden will. Kaum angekommen, bemerkte ich in Folge dessen schon Intriguen, Verleumdung, Protectionssucht, natürlich Anerbietungen über Anerbietungen.

Um Alles! erhob sich Althing. Ahnt das mein Vater, so lehnt er Ihren Antrag ab! Er ist von einer Empfindlichkeit, wie ein junges Mädchen! Und nun gar in Concurrenz zu treten mit den Menschen, die in den Salons glänzen, mit Menschen, die sich auf ihre Orden berufen, Matadoren der Zeitungen, die zu den Prinzessinnen gerufen werden, um ihnen Gypsabgüsse zu erläutern – da macht er lieber Reliefs zu „Berliner Oefen“! Dort steht ein moderner Ofen! Der Pan da, den die Nymphe beim Blasen der Flöte aus dem Schilfe

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[32/0038] Der Sohn des Bildhauers horchte auf. Den Wahn? Welcher Wahn? Im Glauben an die eheliche Treue oder an das Jenseits? Er gestand, Nichts zu verstehen. Wollen Sie mir nicht zürnen, fuhr Graf Udo, der in seinen leichten, weltmännischen Formen sich gleich blieb, fort, daß ich erst noch eine Bemerkung mache. Verhandeln Sie mit der Tante, aber auch mit Ihrem Papa fest und bestimmt. Es hat sich die Nachricht verbreitet, daß die Wittwe des Grafen Wilhelm 6000, meinetwegen 10,000 Thaler an das Monument, das Material nicht gerechnet, verwenden will. Kaum angekommen, bemerkte ich in Folge dessen schon Intriguen, Verleumdung, Protectionssucht, natürlich Anerbietungen über Anerbietungen. Um Alles! erhob sich Althing. Ahnt das mein Vater, so lehnt er Ihren Antrag ab! Er ist von einer Empfindlichkeit, wie ein junges Mädchen! Und nun gar in Concurrenz zu treten mit den Menschen, die in den Salons glänzen, mit Menschen, die sich auf ihre Orden berufen, Matadoren der Zeitungen, die zu den Prinzessinnen gerufen werden, um ihnen Gypsabgüsse zu erläutern – da macht er lieber Reliefs zu „Berliner Oefen“! Dort steht ein moderner Ofen! Der Pan da, den die Nymphe beim Blasen der Flöte aus dem Schilfe

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/38>, abgerufen am 21.11.2024.