Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.verbündet diese Herrschaften den Communisten, denn auch diese plagt der Neid auf den Genius und die Bildung! Ihr Freund Wolny hat schon wieder Spectakel mit seinen Arbeitern! Ich las es in der Zeitung. Die unseligen Aufhetzer -! Wolny war ebenfalls eine Bekanntschaft Ottomars von einer süddeutschen Universität her. Wolny war dort schon Lehrer. Der strebsame junge Mann erzürnte sich mit dem Rector seines Gymnasiums, einem Pedanten und Tyrannen, fand auch als Privatdocent keine Beförderung und ging in die Residenz. Hier nahm er eine Hauslehrerstelle bei einem reichen Fabrikanten und heirathete zuletzt dessen Wittwe. Er war wohl zehn Jahre älter als Ottomar. Seine Studien hatte er, wie man zu sagen pflegt, an den Nagel gehängt und war ganz Techniker geworden. Zu langen Erörterungen ermunterte der Straßenlärm nicht, nicht das Gerassel des Wagens, nicht die dem jungen Althing schon bekannte Erfahrung, daß sein Justizrath Alles, was nicht auf seine Praxis ging, schnell abbrach. Seit der Erwähnung des obengenannten Buches verfiel er in ein unheimlich brütendes Schweigen. Ottomar war nach dem erhebenden Sonntag, wo Graf Udo gekommen, die Mutter sich so würdig, der Vater gemäßigt, Helene so weltgewandt bewiesen, nicht verbündet diese Herrschaften den Communisten, denn auch diese plagt der Neid auf den Genius und die Bildung! Ihr Freund Wolny hat schon wieder Spectakel mit seinen Arbeitern! Ich las es in der Zeitung. Die unseligen Aufhetzer –! Wolny war ebenfalls eine Bekanntschaft Ottomars von einer süddeutschen Universität her. Wolny war dort schon Lehrer. Der strebsame junge Mann erzürnte sich mit dem Rector seines Gymnasiums, einem Pedanten und Tyrannen, fand auch als Privatdocent keine Beförderung und ging in die Residenz. Hier nahm er eine Hauslehrerstelle bei einem reichen Fabrikanten und heirathete zuletzt dessen Wittwe. Er war wohl zehn Jahre älter als Ottomar. Seine Studien hatte er, wie man zu sagen pflegt, an den Nagel gehängt und war ganz Techniker geworden. Zu langen Erörterungen ermunterte der Straßenlärm nicht, nicht das Gerassel des Wagens, nicht die dem jungen Althing schon bekannte Erfahrung, daß sein Justizrath Alles, was nicht auf seine Praxis ging, schnell abbrach. Seit der Erwähnung des obengenannten Buches verfiel er in ein unheimlich brütendes Schweigen. Ottomar war nach dem erhebenden Sonntag, wo Graf Udo gekommen, die Mutter sich so würdig, der Vater gemäßigt, Helene so weltgewandt bewiesen, nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0064" n="58"/> verbündet diese Herrschaften den Communisten, denn auch diese plagt der Neid auf den Genius und die Bildung! Ihr Freund Wolny hat schon wieder Spectakel mit seinen Arbeitern! </p> <p>Ich las es in der Zeitung. Die unseligen Aufhetzer –! </p> <p>Wolny war ebenfalls eine Bekanntschaft Ottomars von einer süddeutschen Universität her. Wolny war dort schon Lehrer. Der strebsame junge Mann erzürnte sich mit dem Rector seines Gymnasiums, einem Pedanten und Tyrannen, fand auch als Privatdocent keine Beförderung und ging in die Residenz. Hier nahm er eine Hauslehrerstelle bei einem reichen Fabrikanten und heirathete zuletzt dessen Wittwe. Er war wohl zehn Jahre älter als Ottomar. Seine Studien hatte er, <ref xml:id="TEXTwiemanBISgehaengt" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLwiemanBISgehaengt">wie man zu sagen pflegt, an den Nagel gehängt</ref> und war ganz Techniker geworden. </p> <p>Zu langen Erörterungen ermunterte der Straßenlärm nicht, nicht das Gerassel des Wagens, nicht die dem jungen Althing schon bekannte Erfahrung, daß sein Justizrath Alles, was nicht auf seine Praxis ging, schnell abbrach. Seit der Erwähnung des obengenannten Buches verfiel er in ein unheimlich brütendes Schweigen. </p> <p>Ottomar war nach dem erhebenden Sonntag, wo Graf Udo gekommen, die Mutter sich so würdig, der Vater gemäßigt, Helene so weltgewandt bewiesen, nicht </p> </div> </body> </text> </TEI> [58/0064]
verbündet diese Herrschaften den Communisten, denn auch diese plagt der Neid auf den Genius und die Bildung! Ihr Freund Wolny hat schon wieder Spectakel mit seinen Arbeitern!
Ich las es in der Zeitung. Die unseligen Aufhetzer –!
Wolny war ebenfalls eine Bekanntschaft Ottomars von einer süddeutschen Universität her. Wolny war dort schon Lehrer. Der strebsame junge Mann erzürnte sich mit dem Rector seines Gymnasiums, einem Pedanten und Tyrannen, fand auch als Privatdocent keine Beförderung und ging in die Residenz. Hier nahm er eine Hauslehrerstelle bei einem reichen Fabrikanten und heirathete zuletzt dessen Wittwe. Er war wohl zehn Jahre älter als Ottomar. Seine Studien hatte er, wie man zu sagen pflegt, an den Nagel gehängt und war ganz Techniker geworden.
Zu langen Erörterungen ermunterte der Straßenlärm nicht, nicht das Gerassel des Wagens, nicht die dem jungen Althing schon bekannte Erfahrung, daß sein Justizrath Alles, was nicht auf seine Praxis ging, schnell abbrach. Seit der Erwähnung des obengenannten Buches verfiel er in ein unheimlich brütendes Schweigen.
Ottomar war nach dem erhebenden Sonntag, wo Graf Udo gekommen, die Mutter sich so würdig, der Vater gemäßigt, Helene so weltgewandt bewiesen, nicht
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