Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.wieder draußen im Park gewesen. Er vergegenwärtigte sich, wie es dem Vater neuen Schwung gegeben, sich zur Herstellung eines gewiß vielfach zur Besprechung kommenden Denkmals erwählt zu sehen, wie es ihn beruhigte, dafür eine Summe zu erhalten, welche die gemeine Sorge um das Nächste auf einige Zeit wieder in den Hintergrund drängte. Graf Treuenfels war an dem schönsten Herbstabende gekommen. Der Sohn hatte wohlweislich der Mutter und der Schwester keinen Wink über den zu erwartenden Besuch gegeben. Denn die geringste Spur, daß dies geschehen würde oder ein verrätherisches Anzeichen, daß eine größere Sorgfalt auf das bescheidene Abendmahl gelegt worden wäre, hätte den vergrämelten Mann verstimmt und gegen die Anerbietungen des Grafen mißtrauisch gemacht. Ottomars Schwester, Helene, ein Mädchen von holdseligem Liebreiz, bestrickender Anmuth des Benehmens, ein Mädchen voll Geist und Bildung, seine Mutter, eine noch anziehende, nur etwas von körperlichen Leiden gebeugte Frau, trugen nicht wenig dazu bei, den Abend so gemüthvoll verlaufen zu lassen, daß Graf Udo in dem großen Park, den Beide beim Nachhausegehen - Ottomar begleitete ihn - durchschneiden mußten, ohne Schwärmerei und rein nur als etwas Selbstverständliches seinem alten Studiengenossen sagte: Wir sollten uns eigentlich Du nennen! Die wieder draußen im Park gewesen. Er vergegenwärtigte sich, wie es dem Vater neuen Schwung gegeben, sich zur Herstellung eines gewiß vielfach zur Besprechung kommenden Denkmals erwählt zu sehen, wie es ihn beruhigte, dafür eine Summe zu erhalten, welche die gemeine Sorge um das Nächste auf einige Zeit wieder in den Hintergrund drängte. Graf Treuenfels war an dem schönsten Herbstabende gekommen. Der Sohn hatte wohlweislich der Mutter und der Schwester keinen Wink über den zu erwartenden Besuch gegeben. Denn die geringste Spur, daß dies geschehen würde oder ein verrätherisches Anzeichen, daß eine größere Sorgfalt auf das bescheidene Abendmahl gelegt worden wäre, hätte den vergrämelten Mann verstimmt und gegen die Anerbietungen des Grafen mißtrauisch gemacht. Ottomars Schwester, Helene, ein Mädchen von holdseligem Liebreiz, bestrickender Anmuth des Benehmens, ein Mädchen voll Geist und Bildung, seine Mutter, eine noch anziehende, nur etwas von körperlichen Leiden gebeugte Frau, trugen nicht wenig dazu bei, den Abend so gemüthvoll verlaufen zu lassen, daß Graf Udo in dem großen Park, den Beide beim Nachhausegehen – Ottomar begleitete ihn – durchschneiden mußten, ohne Schwärmerei und rein nur als etwas Selbstverständliches seinem alten Studiengenossen sagte: Wir sollten uns eigentlich Du nennen! Die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0065" n="59"/> wieder draußen im Park gewesen. Er vergegenwärtigte sich, wie es dem Vater neuen Schwung gegeben, sich zur Herstellung eines gewiß vielfach zur Besprechung kommenden Denkmals erwählt zu sehen, wie es ihn beruhigte, dafür eine Summe zu erhalten, welche die gemeine Sorge um das Nächste auf einige Zeit wieder in den Hintergrund drängte. Graf Treuenfels war an dem schönsten Herbstabende gekommen. Der Sohn hatte wohlweislich der Mutter und der Schwester keinen Wink über den zu erwartenden Besuch gegeben. Denn die geringste Spur, daß dies geschehen würde oder ein verrätherisches Anzeichen, daß eine größere Sorgfalt auf das bescheidene Abendmahl gelegt worden wäre, hätte den vergrämelten Mann verstimmt und gegen die Anerbietungen des Grafen mißtrauisch gemacht. Ottomars Schwester, Helene, ein Mädchen von holdseligem Liebreiz, bestrickender Anmuth des Benehmens, ein Mädchen voll Geist und Bildung, seine Mutter, eine noch anziehende, nur etwas von körperlichen Leiden gebeugte Frau, trugen nicht wenig dazu bei, den Abend so gemüthvoll verlaufen zu lassen, daß Graf Udo in dem großen Park, den Beide beim Nachhausegehen – Ottomar begleitete ihn – durchschneiden mußten, ohne Schwärmerei und rein nur als etwas Selbstverständliches seinem alten Studiengenossen sagte: Wir sollten uns eigentlich Du nennen! Die </p> </div> </body> </text> </TEI> [59/0065]
wieder draußen im Park gewesen. Er vergegenwärtigte sich, wie es dem Vater neuen Schwung gegeben, sich zur Herstellung eines gewiß vielfach zur Besprechung kommenden Denkmals erwählt zu sehen, wie es ihn beruhigte, dafür eine Summe zu erhalten, welche die gemeine Sorge um das Nächste auf einige Zeit wieder in den Hintergrund drängte. Graf Treuenfels war an dem schönsten Herbstabende gekommen. Der Sohn hatte wohlweislich der Mutter und der Schwester keinen Wink über den zu erwartenden Besuch gegeben. Denn die geringste Spur, daß dies geschehen würde oder ein verrätherisches Anzeichen, daß eine größere Sorgfalt auf das bescheidene Abendmahl gelegt worden wäre, hätte den vergrämelten Mann verstimmt und gegen die Anerbietungen des Grafen mißtrauisch gemacht. Ottomars Schwester, Helene, ein Mädchen von holdseligem Liebreiz, bestrickender Anmuth des Benehmens, ein Mädchen voll Geist und Bildung, seine Mutter, eine noch anziehende, nur etwas von körperlichen Leiden gebeugte Frau, trugen nicht wenig dazu bei, den Abend so gemüthvoll verlaufen zu lassen, daß Graf Udo in dem großen Park, den Beide beim Nachhausegehen – Ottomar begleitete ihn – durchschneiden mußten, ohne Schwärmerei und rein nur als etwas Selbstverständliches seinem alten Studiengenossen sagte: Wir sollten uns eigentlich Du nennen! Die
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