Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Ein schönes Mädchen! sagten jetzt beide Gehülfen mit dem für Althing wohlverständlichen Accent, als wollten sie sagen: Wenn Die Act stehen wollte! Das gäbe eine Minerva mit Schild und Speer! Und Althing träumte dergleichen wohl auch, als er zurückkehrte zu seinen trüben Grabesideen. Aber schon längst war Alles das bei ihm - Reminiscenz! Er war in Italien gewesen, er hatte in München gelebt, hatte Schönes, das die Natur geschaffen, Lebenvolles, nachgebildet. Reich war seine Mappe an Eindrücken und er sagte wohl: Der Hauch der Erinnerung, der mir aus diesem schönen Einst entgegenweht, es kann ihn mir keine noch so blühende Gegenwart ersetzen! Wie Raimund Ehlerdt die Massen bezauberte, davon bekam der Professor jetzt ein Beispiel. Er hatte gewiß deutlich genug seine Abneigung gegen den in Wolnys Fabrik angestellten Dirigenten der Ciselirwerkstätte ausgesprochen und doch sagte Blaumeißel ganz vernehmlich (er stritt mit Plümicke): Ach was! Wer soll denn die Kinder zu Hause bewachen! Und wir gehen ja auch nur, wenn Herr Raimund Ehlerdt spricht! Das kommt doch nicht alle Tage vor! Althing hatte sich gesetzt und wieder zu arbeiten angefangen. Ein schönes Mädchen! sagten jetzt beide Gehülfen mit dem für Althing wohlverständlichen Accent, als wollten sie sagen: Wenn Die Act stehen wollte! Das gäbe eine Minerva mit Schild und Speer! Und Althing träumte dergleichen wohl auch, als er zurückkehrte zu seinen trüben Grabesideen. Aber schon längst war Alles das bei ihm – Reminiscenz! Er war in Italien gewesen, er hatte in München gelebt, hatte Schönes, das die Natur geschaffen, Lebenvolles, nachgebildet. Reich war seine Mappe an Eindrücken und er sagte wohl: Der Hauch der Erinnerung, der mir aus diesem schönen Einst entgegenweht, es kann ihn mir keine noch so blühende Gegenwart ersetzen! Wie Raimund Ehlerdt die Massen bezauberte, davon bekam der Professor jetzt ein Beispiel. Er hatte gewiß deutlich genug seine Abneigung gegen den in Wolnys Fabrik angestellten Dirigenten der Ciselirwerkstätte ausgesprochen und doch sagte Blaumeißel ganz vernehmlich (er stritt mit Plümicke): Ach was! Wer soll denn die Kinder zu Hause bewachen! Und wir gehen ja auch nur, wenn Herr Raimund Ehlerdt spricht! Das kommt doch nicht alle Tage vor! Althing hatte sich gesetzt und wieder zu arbeiten angefangen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0090" n="84"/> Ein schönes Mädchen! sagten jetzt beide Gehülfen mit dem für Althing wohlverständlichen Accent, als wollten sie sagen: Wenn Die Act stehen wollte! <ref xml:id="TEXTDasgaebeBISSpeer" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLdasgaebeBISSpeer">Das gäbe eine Minerva mit Schild und Speer</ref>! </p> <p>Und Althing träumte dergleichen wohl auch, als er zurückkehrte zu seinen trüben Grabesideen. Aber schon längst war Alles das bei ihm – Reminiscenz! Er war in Italien gewesen, er hatte in München gelebt, hatte Schönes, das die Natur geschaffen, Lebenvolles, nachgebildet. Reich war seine Mappe an Eindrücken und er sagte wohl: Der Hauch der Erinnerung, der mir aus diesem schönen Einst entgegenweht, es kann ihn mir keine noch so blühende Gegenwart ersetzen! </p> <p>Wie Raimund Ehlerdt die Massen bezauberte, davon bekam der Professor jetzt ein Beispiel. Er hatte gewiß deutlich genug seine Abneigung gegen den in Wolnys Fabrik angestellten Dirigenten der <ref xml:id="TEXTCiselirwerkstaette" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLCiselirwerkstaette">Ciselirwerkstätte</ref> ausgesprochen und doch sagte Blaumeißel ganz vernehmlich (er stritt mit Plümicke): Ach was! Wer soll denn die Kinder zu Hause bewachen! Und wir gehen ja auch nur, wenn Herr Raimund Ehlerdt spricht! Das kommt doch nicht alle Tage vor! </p> <p>Althing hatte sich gesetzt und wieder zu arbeiten angefangen. </p> <p> </p> </div> </body> </text> </TEI> [84/0090]
Ein schönes Mädchen! sagten jetzt beide Gehülfen mit dem für Althing wohlverständlichen Accent, als wollten sie sagen: Wenn Die Act stehen wollte! Das gäbe eine Minerva mit Schild und Speer!
Und Althing träumte dergleichen wohl auch, als er zurückkehrte zu seinen trüben Grabesideen. Aber schon längst war Alles das bei ihm – Reminiscenz! Er war in Italien gewesen, er hatte in München gelebt, hatte Schönes, das die Natur geschaffen, Lebenvolles, nachgebildet. Reich war seine Mappe an Eindrücken und er sagte wohl: Der Hauch der Erinnerung, der mir aus diesem schönen Einst entgegenweht, es kann ihn mir keine noch so blühende Gegenwart ersetzen!
Wie Raimund Ehlerdt die Massen bezauberte, davon bekam der Professor jetzt ein Beispiel. Er hatte gewiß deutlich genug seine Abneigung gegen den in Wolnys Fabrik angestellten Dirigenten der Ciselirwerkstätte ausgesprochen und doch sagte Blaumeißel ganz vernehmlich (er stritt mit Plümicke): Ach was! Wer soll denn die Kinder zu Hause bewachen! Und wir gehen ja auch nur, wenn Herr Raimund Ehlerdt spricht! Das kommt doch nicht alle Tage vor!
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/90>, abgerufen am 16.02.2025. |