Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.daß er ein vollkommener, edler, nur der Anlehnung für sein verkanntes Gemüth bedürftiger Mensch sei. Die Schwester versprach ihm, seinen Wunsch zu überlegen. Vorausgesetzt, sagte sie, daß er mit Frau Assessor Rabe in Ruhe und Frieden lebte und - sie auch mit ihr! setzte sie vorahnend hinzu. Durch die im obern Stock des unter heißen Thränen verlassenen Hauses wohnende Familie schien vorläufig, so übelbeleumundet Harry Rabe auch war, doch dem Entschlusse Marthas, dem Bruder zu willfahren, das Abenteuerliche, ja Manchem vielleicht Auffallende genommen. Es war nun ein wahrer Blüthenregen von Liebenswürdigkeit, den Anfangs der Bruder auf die Schwester niederströmen ließ, als diese dann wirklich zu ihm gezogen war. Die Einrichtung war eine vollständig neue, kostbare, auf eine schreckliche Verschuldung deutende! Wenig Zimmer waren von ihm in Beschlag genommen, aber sie waren von einer Eleganz ohne Gleichen. Die Möbel mit rothem Saffian überzogen. Die Portieren hingen schwer, mit Quasten wie Tuberosen. Die Rauchapparate verbanden die Anschauungen des Orients mit denen, die vielleicht in Java und Sumatra herrschten. Eine Tigerdecke lag vor dem rothsaffianenen Canape, auf dem sich der junge "Titane", der aber auch "ein Kind" sein konnte, wälzte, wenn ihm die Schwester den daß er ein vollkommener, edler, nur der Anlehnung für sein verkanntes Gemüth bedürftiger Mensch sei. Die Schwester versprach ihm, seinen Wunsch zu überlegen. Vorausgesetzt, sagte sie, daß er mit Frau Assessor Rabe in Ruhe und Frieden lebte und – sie auch mit ihr! setzte sie vorahnend hinzu. Durch die im obern Stock des unter heißen Thränen verlassenen Hauses wohnende Familie schien vorläufig, so übelbeleumundet Harry Rabe auch war, doch dem Entschlusse Marthas, dem Bruder zu willfahren, das Abenteuerliche, ja Manchem vielleicht Auffallende genommen. Es war nun ein wahrer Blüthenregen von Liebenswürdigkeit, den Anfangs der Bruder auf die Schwester niederströmen ließ, als diese dann wirklich zu ihm gezogen war. Die Einrichtung war eine vollständig neue, kostbare, auf eine schreckliche Verschuldung deutende! Wenig Zimmer waren von ihm in Beschlag genommen, aber sie waren von einer Eleganz ohne Gleichen. Die Möbel mit rothem Saffian überzogen. Die Portièren hingen schwer, mit Quasten wie Tuberosen. Die Rauchapparate verbanden die Anschauungen des Orients mit denen, die vielleicht in Java und Sumatra herrschten. Eine Tigerdecke lag vor dem rothsaffianenen Canapé, auf dem sich der junge „Titane“, der aber auch „ein Kind“ sein konnte, wälzte, wenn ihm die Schwester den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0122" n="116"/> daß er ein vollkommener, edler, nur der Anlehnung für sein verkanntes Gemüth bedürftiger Mensch sei. Die Schwester versprach ihm, seinen Wunsch zu überlegen. Vorausgesetzt, sagte sie, daß er mit Frau Assessor Rabe in Ruhe und Frieden lebte und – sie auch mit ihr! setzte sie vorahnend hinzu. Durch die im obern Stock des unter heißen Thränen verlassenen Hauses wohnende Familie schien vorläufig, so übelbeleumundet Harry Rabe auch war, doch dem Entschlusse Marthas, dem Bruder zu willfahren, das Abenteuerliche, ja Manchem vielleicht Auffallende genommen.</p> <p>Es war nun ein wahrer Blüthenregen von Liebenswürdigkeit, den Anfangs der Bruder auf die Schwester niederströmen ließ, als diese dann wirklich zu ihm gezogen war. Die Einrichtung war eine vollständig neue, kostbare, auf eine schreckliche Verschuldung deutende! Wenig Zimmer waren von ihm in Beschlag genommen, aber sie waren von einer Eleganz ohne Gleichen. Die Möbel mit rothem <ref xml:id="TEXTSaffian" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLSaffian">Saffian</ref> überzogen. Die Portièren hingen schwer, mit Quasten wie <ref xml:id="TEXTTuberosen" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLTuberosen">Tuberosen. </ref> <ref xml:id="TEXTDieRauchapparateBISherrschten" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLDieRauchapparateBISherrschten">Die Rauchapparate verbanden die Anschauungen des Orients mit denen, die vielleicht in Java und Sumatra herrschten</ref>. Eine Tigerdecke lag vor dem rothsaffianenen Canapé, auf dem sich der junge „Titane“, der aber auch „ein Kind“ sein konnte, wälzte, wenn ihm die Schwester den </p> </div> </body> </text> </TEI> [116/0122]
daß er ein vollkommener, edler, nur der Anlehnung für sein verkanntes Gemüth bedürftiger Mensch sei. Die Schwester versprach ihm, seinen Wunsch zu überlegen. Vorausgesetzt, sagte sie, daß er mit Frau Assessor Rabe in Ruhe und Frieden lebte und – sie auch mit ihr! setzte sie vorahnend hinzu. Durch die im obern Stock des unter heißen Thränen verlassenen Hauses wohnende Familie schien vorläufig, so übelbeleumundet Harry Rabe auch war, doch dem Entschlusse Marthas, dem Bruder zu willfahren, das Abenteuerliche, ja Manchem vielleicht Auffallende genommen.
Es war nun ein wahrer Blüthenregen von Liebenswürdigkeit, den Anfangs der Bruder auf die Schwester niederströmen ließ, als diese dann wirklich zu ihm gezogen war. Die Einrichtung war eine vollständig neue, kostbare, auf eine schreckliche Verschuldung deutende! Wenig Zimmer waren von ihm in Beschlag genommen, aber sie waren von einer Eleganz ohne Gleichen. Die Möbel mit rothem Saffian überzogen. Die Portièren hingen schwer, mit Quasten wie Tuberosen. Die Rauchapparate verbanden die Anschauungen des Orients mit denen, die vielleicht in Java und Sumatra herrschten. Eine Tigerdecke lag vor dem rothsaffianenen Canapé, auf dem sich der junge „Titane“, der aber auch „ein Kind“ sein konnte, wälzte, wenn ihm die Schwester den
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