Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.sucht werden - der Ruhe meiner Frau wegen - selbst die dummen Knallerbsen nicht - Brennpatronen! fiel Wehlisch ein. Wolny zwang sich zum Lachen. Diese Uebertreibung! sagte er. Die Dinger machen Lärm und Rauch. Das ist Alles. Viele Leute finden sogar Pulvergeruch angenehm. Wehlisch zog sich kopfschüttelnd zurück. Sein in den Corridor gerichteter Blick schien auf Marthas Kommen zu deuten. Wolny zog die Thür zu und vollendete seine Toilette. Auf sein Frühstück legte er wenig Werth. Es war bald genommen. Flüchtig und die Augen niederschlagend, sagte ihm dann Martha im Vorübergehen: Den Schlüssel gab ich an Fräulein Dora! Dann gab die Sprecherin in auffallender Weise Wolny die Hand und verschwand. Sie hatte einen Winterhut auf und trug ihren schottisch carrirten Mantel. Verläßt sie das Haus? sagte der Hausherr bestürzt und wollte zu seiner Gattin. Er mußte sich der Gegend des Hauses nähern, wo ihn oft die zärtlichste Sorge des Nachts hatte Wache halten lassen. Er hatte dann drinnen die oft hörbaren Athemzüge der Leidenden gezählt und schrieb dabei am geöffneten Bureau oder lag auf einem Ruhesopha ausgestreckt, in einem Buche lesend. sucht werden – der Ruhe meiner Frau wegen – selbst die dummen Knallerbsen nicht – Brennpatronen! fiel Wehlisch ein. Wolny zwang sich zum Lachen. Diese Uebertreibung! sagte er. Die Dinger machen Lärm und Rauch. Das ist Alles. Viele Leute finden sogar Pulvergeruch angenehm. Wehlisch zog sich kopfschüttelnd zurück. Sein in den Corridor gerichteter Blick schien auf Marthas Kommen zu deuten. Wolny zog die Thür zu und vollendete seine Toilette. Auf sein Frühstück legte er wenig Werth. Es war bald genommen. Flüchtig und die Augen niederschlagend, sagte ihm dann Martha im Vorübergehen: Den Schlüssel gab ich an Fräulein Dora! Dann gab die Sprecherin in auffallender Weise Wolny die Hand und verschwand. Sie hatte einen Winterhut auf und trug ihren schottisch carrirten Mantel. Verläßt sie das Haus? sagte der Hausherr bestürzt und wollte zu seiner Gattin. Er mußte sich der Gegend des Hauses nähern, wo ihn oft die zärtlichste Sorge des Nachts hatte Wache halten lassen. Er hatte dann drinnen die oft hörbaren Athemzüge der Leidenden gezählt und schrieb dabei am geöffneten Bureau oder lag auf einem Ruhesopha ausgestreckt, in einem Buche lesend. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0022" n="16"/> sucht werden – der Ruhe meiner Frau wegen – selbst die dummen Knallerbsen nicht –</p> <p>Brennpatronen! fiel Wehlisch ein. </p> <p>Wolny zwang sich zum Lachen. Diese Uebertreibung! sagte er. Die Dinger machen Lärm und Rauch. Das ist Alles. Viele Leute finden sogar Pulvergeruch angenehm.</p> <p>Wehlisch zog sich kopfschüttelnd zurück. Sein in den Corridor gerichteter Blick schien auf Marthas Kommen zu deuten. Wolny zog die Thür zu und vollendete seine Toilette.</p> <p>Auf sein Frühstück legte er wenig Werth. Es war bald genommen. Flüchtig und die Augen niederschlagend, sagte ihm dann Martha im Vorübergehen: Den Schlüssel gab ich an Fräulein Dora! Dann gab die Sprecherin in auffallender Weise Wolny die Hand und verschwand. Sie hatte einen Winterhut auf und trug ihren schottisch carrirten Mantel. Verläßt sie das Haus? sagte der Hausherr bestürzt und wollte zu seiner Gattin. Er mußte sich der Gegend des Hauses nähern, wo ihn oft die zärtlichste Sorge des Nachts hatte Wache halten lassen. Er hatte dann drinnen die oft hörbaren Athemzüge der Leidenden gezählt und schrieb dabei am geöffneten Bureau oder lag auf einem Ruhesopha ausgestreckt, in einem Buche lesend.</p> </div> </body> </text> </TEI> [16/0022]
sucht werden – der Ruhe meiner Frau wegen – selbst die dummen Knallerbsen nicht –
Brennpatronen! fiel Wehlisch ein.
Wolny zwang sich zum Lachen. Diese Uebertreibung! sagte er. Die Dinger machen Lärm und Rauch. Das ist Alles. Viele Leute finden sogar Pulvergeruch angenehm.
Wehlisch zog sich kopfschüttelnd zurück. Sein in den Corridor gerichteter Blick schien auf Marthas Kommen zu deuten. Wolny zog die Thür zu und vollendete seine Toilette.
Auf sein Frühstück legte er wenig Werth. Es war bald genommen. Flüchtig und die Augen niederschlagend, sagte ihm dann Martha im Vorübergehen: Den Schlüssel gab ich an Fräulein Dora! Dann gab die Sprecherin in auffallender Weise Wolny die Hand und verschwand. Sie hatte einen Winterhut auf und trug ihren schottisch carrirten Mantel. Verläßt sie das Haus? sagte der Hausherr bestürzt und wollte zu seiner Gattin. Er mußte sich der Gegend des Hauses nähern, wo ihn oft die zärtlichste Sorge des Nachts hatte Wache halten lassen. Er hatte dann drinnen die oft hörbaren Athemzüge der Leidenden gezählt und schrieb dabei am geöffneten Bureau oder lag auf einem Ruhesopha ausgestreckt, in einem Buche lesend.
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