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Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.

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Schultern gebreitet war! Eine Coiffüre von wilden Rosen lag in den zum Thurm aufgebauten falschen Flechten. Ein vertraulicher Wink an die Töchter bezeichnete den Moment, wo alle drei mit ihren langen Schleppen davonhuschten. Aber noch im Vorzimmer musterten sie ihre Toiletten. Die Kleider der jungen Damen waren hellblau von gediegenstem Seidenstoff. Alles an ihnen war überreich bis zum Ueberladenen. In den Haaren saßen goldene Spangen. An den Armen blitzten nicht minder welche. Die Bewegungen aber und die Art zu sprechen zogen für ein gebildetes Auge und Ohr Alles (und wie absichtlich) in's Platte und Gewöhnliche.

Das Wort, das der Justizrath beim Bewillkommnen der Gäste seinem alten Freunde Schindler, einer hagern, graubärtigen, jovialen, links und rechts die Hand schüttelnden Persönlichkeit, in einer Fensternische, wo er denselben hinter die Gardinen zog, zuraunte: Nach Tisch, lieber Freund, wenn Alles fort ist, habe ich mit Dir ein paar Worte unten in meiner Arbeitsstube zu sprechen! hätte fast für heute dem fröhlichen Tischbeleber, dem Anekdotenerzähler, der sich weder vor Excellenzen, noch vor Durchlauchten Zwang anlegte, die gute Laune benommen. Denn sein alter, nur von seinen Geschäften und einem beginnenden Asthma geplagter Luzius hatte

Schultern gebreitet war! Eine Coiffüre von wilden Rosen lag in den zum Thurm aufgebauten falschen Flechten. Ein vertraulicher Wink an die Töchter bezeichnete den Moment, wo alle drei mit ihren langen Schleppen davonhuschten. Aber noch im Vorzimmer musterten sie ihre Toiletten. Die Kleider der jungen Damen waren hellblau von gediegenstem Seidenstoff. Alles an ihnen war überreich bis zum Ueberladenen. In den Haaren saßen goldene Spangen. An den Armen blitzten nicht minder welche. Die Bewegungen aber und die Art zu sprechen zogen für ein gebildetes Auge und Ohr Alles (und wie absichtlich) in’s Platte und Gewöhnliche.

Das Wort, das der Justizrath beim Bewillkommnen der Gäste seinem alten Freunde Schindler, einer hagern, graubärtigen, jovialen, links und rechts die Hand schüttelnden Persönlichkeit, in einer Fensternische, wo er denselben hinter die Gardinen zog, zuraunte: Nach Tisch, lieber Freund, wenn Alles fort ist, habe ich mit Dir ein paar Worte unten in meiner Arbeitsstube zu sprechen! hätte fast für heute dem fröhlichen Tischbeleber, dem Anekdotenerzähler, der sich weder vor Excellenzen, noch vor Durchlauchten Zwang anlegte, die gute Laune benommen. Denn sein alter, nur von seinen Geschäften und einem beginnenden Asthma geplagter Luzius hatte

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[247/0253] Schultern gebreitet war! Eine Coiffüre von wilden Rosen lag in den zum Thurm aufgebauten falschen Flechten. Ein vertraulicher Wink an die Töchter bezeichnete den Moment, wo alle drei mit ihren langen Schleppen davonhuschten. Aber noch im Vorzimmer musterten sie ihre Toiletten. Die Kleider der jungen Damen waren hellblau von gediegenstem Seidenstoff. Alles an ihnen war überreich bis zum Ueberladenen. In den Haaren saßen goldene Spangen. An den Armen blitzten nicht minder welche. Die Bewegungen aber und die Art zu sprechen zogen für ein gebildetes Auge und Ohr Alles (und wie absichtlich) in’s Platte und Gewöhnliche. Das Wort, das der Justizrath beim Bewillkommnen der Gäste seinem alten Freunde Schindler, einer hagern, graubärtigen, jovialen, links und rechts die Hand schüttelnden Persönlichkeit, in einer Fensternische, wo er denselben hinter die Gardinen zog, zuraunte: Nach Tisch, lieber Freund, wenn Alles fort ist, habe ich mit Dir ein paar Worte unten in meiner Arbeitsstube zu sprechen! hätte fast für heute dem fröhlichen Tischbeleber, dem Anekdotenerzähler, der sich weder vor Excellenzen, noch vor Durchlauchten Zwang anlegte, die gute Laune benommen. Denn sein alter, nur von seinen Geschäften und einem beginnenden Asthma geplagter Luzius hatte

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/253>, abgerufen am 22.11.2024.