Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.sofort so mächtig bereutest, so hübsch auf den Schlingel! Er hatte an den Bandeisen eine Ewigkeit gebändelt, der neugierige, seelüsterne Junge, und Jeder glaubte, daß er einen Moment, wo der Alte den Rücken gekehrt, benutzt hatte, den Schlüssel zu drehen und einen kühnen Griff zu thun, denn - warum entfloh er? Die Steckbriefe kamen, als der Junge schon im Sunde schwamm und nun wahrscheinlich Prügel mit einem Tau-Ende bekam! Ach was, unterbrach sich die joviale Natur, man muß 'mal dem lieben Gott das Weltregieren abnehmen. Die Sonne der Nacht, die wir ja jeden Montag feiern, sehen wir hienieden nicht! Wir zwei sind einander treue Freunde gewesen und so soll's auch ferner mit uns bleiben! Mit ernster Stimme sprach Luzius die gewichtigen Worte: Was hilft vor dieser Welt, wie sie ist, vor den Menschen, mit denen wir leben, all unsere innere Gerechtigkeit, unsere Läuterung, wenn wir Einmal strauchelten! Daß ich den Fehltritt der Jugend durch ein nur der Arbeit für Andere, nur dem Fleiß, der Gewissenhaftigkeit, der Entsagung geweihtes Leben sühnen wollte, daß ich dies Leben durchführte mit gelassener Geduld selbst meinem Hauswesen, wie es ist, gegenüber - nur Du allein weißt es ganz zu würdigen! sofort so mächtig bereutest, so hübsch auf den Schlingel! Er hatte an den Bandeisen eine Ewigkeit gebändelt, der neugierige, seelüsterne Junge, und Jeder glaubte, daß er einen Moment, wo der Alte den Rücken gekehrt, benutzt hatte, den Schlüssel zu drehen und einen kühnen Griff zu thun, denn – warum entfloh er? Die Steckbriefe kamen, als der Junge schon im Sunde schwamm und nun wahrscheinlich Prügel mit einem Tau-Ende bekam! Ach was, unterbrach sich die joviale Natur, man muß ’mal dem lieben Gott das Weltregieren abnehmen. Die Sonne der Nacht, die wir ja jeden Montag feiern, sehen wir hienieden nicht! Wir zwei sind einander treue Freunde gewesen und so soll’s auch ferner mit uns bleiben! Mit ernster Stimme sprach Luzius die gewichtigen Worte: Was hilft vor dieser Welt, wie sie ist, vor den Menschen, mit denen wir leben, all unsere innere Gerechtigkeit, unsere Läuterung, wenn wir Einmal strauchelten! Daß ich den Fehltritt der Jugend durch ein nur der Arbeit für Andere, nur dem Fleiß, der Gewissenhaftigkeit, der Entsagung geweihtes Leben sühnen wollte, daß ich dies Leben durchführte mit gelassener Geduld selbst meinem Hauswesen, wie es ist, gegenüber – nur Du allein weißt es ganz zu würdigen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0262" n="256"/> sofort so mächtig bereutest, so hübsch auf den Schlingel! Er hatte an den Bandeisen eine Ewigkeit gebändelt, der neugierige, seelüsterne Junge, und Jeder glaubte, daß er einen Moment, wo der Alte den Rücken gekehrt, benutzt hatte, den Schlüssel zu drehen und einen kühnen Griff zu thun, denn – warum entfloh er? Die Steckbriefe kamen, als der Junge schon im Sunde schwamm und nun wahrscheinlich Prügel mit einem Tau-Ende bekam! Ach was, unterbrach sich die joviale Natur, man muß ’mal dem lieben Gott das Weltregieren abnehmen. Die Sonne der Nacht, die wir ja jeden Montag feiern, sehen wir hienieden nicht! Wir zwei sind einander treue Freunde gewesen und so soll’s auch ferner mit uns bleiben!</p> <p>Mit ernster Stimme sprach Luzius die gewichtigen Worte: Was hilft vor dieser Welt, wie sie ist, vor den Menschen, mit denen wir leben, all unsere innere Gerechtigkeit, unsere Läuterung, wenn wir Einmal strauchelten! Daß ich den Fehltritt der Jugend durch ein nur der Arbeit für Andere, nur dem Fleiß, der Gewissenhaftigkeit, der Entsagung geweihtes Leben sühnen wollte, daß ich dies Leben durchführte mit gelassener Geduld selbst meinem Hauswesen, wie es ist, gegenüber – nur Du allein weißt es ganz zu würdigen!</p> </div> </body> </text> </TEI> [256/0262]
sofort so mächtig bereutest, so hübsch auf den Schlingel! Er hatte an den Bandeisen eine Ewigkeit gebändelt, der neugierige, seelüsterne Junge, und Jeder glaubte, daß er einen Moment, wo der Alte den Rücken gekehrt, benutzt hatte, den Schlüssel zu drehen und einen kühnen Griff zu thun, denn – warum entfloh er? Die Steckbriefe kamen, als der Junge schon im Sunde schwamm und nun wahrscheinlich Prügel mit einem Tau-Ende bekam! Ach was, unterbrach sich die joviale Natur, man muß ’mal dem lieben Gott das Weltregieren abnehmen. Die Sonne der Nacht, die wir ja jeden Montag feiern, sehen wir hienieden nicht! Wir zwei sind einander treue Freunde gewesen und so soll’s auch ferner mit uns bleiben!
Mit ernster Stimme sprach Luzius die gewichtigen Worte: Was hilft vor dieser Welt, wie sie ist, vor den Menschen, mit denen wir leben, all unsere innere Gerechtigkeit, unsere Läuterung, wenn wir Einmal strauchelten! Daß ich den Fehltritt der Jugend durch ein nur der Arbeit für Andere, nur dem Fleiß, der Gewissenhaftigkeit, der Entsagung geweihtes Leben sühnen wollte, daß ich dies Leben durchführte mit gelassener Geduld selbst meinem Hauswesen, wie es ist, gegenüber – nur Du allein weißt es ganz zu würdigen!
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/262>, abgerufen am 29.06.2024. |