Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Und der Gott weiß es, der irgendwo lebt, ich meine doch - in Deinem Innern! sprach Schindler ebenso mit erhobener Stimme. Er mäßigte sich dann im Ausbruch seines Gefühls für den Freund, das er durch Handschütteln bezeugen wollte, weil an die Thüre gepocht wurde. Der glückliche, trinkgeldergesegnete Diener, der die Theilung mit den beiden andern Hauptbestandtheilen der Dienerschaft, Köchin und Stubenmädchen, bereits vollzogen hatte, meldete mit einer Karte Herrn See-Capitän Gustav Holl - Secretär beim Fürsten Rauden - er geht etwas lahm -! setzte er hinzu. Der alte Raschke war gewohnt, schnell zu beobachten und seinem Herrn sogleich Winke über Kleidung, Aussehen, manchmal selbst Geruch der Sollicitanten zu geben. Raschke hätte sich mit des Grafen Udo La Rose zur Herausgabe einer auf Erfahrung begründeten Psychologie verbinden können. Sie erwarteten - sprach Raschke halb in den Corridor, halb in das Zimmer seines Herrn, dessen sonderbare Handlungsweise, rasch die Flamme, die den Tisch beleuchtete, zuzudrehen, Raschken schwerlich viel Stoff zu Betrachtungen bot: Sie erwarteten, daß gnädige Frau - Frau Justizräthin hatte die Theestunde - Herrn Capitän - Herr Capitän wünschen nur einige Worte - Und der Gott weiß es, der irgendwo lebt, ich meine doch – in Deinem Innern! sprach Schindler ebenso mit erhobener Stimme. Er mäßigte sich dann im Ausbruch seines Gefühls für den Freund, das er durch Handschütteln bezeugen wollte, weil an die Thüre gepocht wurde. Der glückliche, trinkgeldergesegnete Diener, der die Theilung mit den beiden andern Hauptbestandtheilen der Dienerschaft, Köchin und Stubenmädchen, bereits vollzogen hatte, meldete mit einer Karte Herrn See-Capitän Gustav Holl – Secretär beim Fürsten Rauden – er geht etwas lahm –! setzte er hinzu. Der alte Raschke war gewohnt, schnell zu beobachten und seinem Herrn sogleich Winke über Kleidung, Aussehen, manchmal selbst Geruch der Sollicitanten zu geben. Raschke hätte sich mit des Grafen Udo La Rose zur Herausgabe einer auf Erfahrung begründeten Psychologie verbinden können. Sie erwarteten – sprach Raschke halb in den Corridor, halb in das Zimmer seines Herrn, dessen sonderbare Handlungsweise, rasch die Flamme, die den Tisch beleuchtete, zuzudrehen, Raschken schwerlich viel Stoff zu Betrachtungen bot: Sie erwarteten, daß gnädige Frau – Frau Justizräthin hatte die Theestunde – Herrn Capitän – Herr Capitän wünschen nur einige Worte – <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0263" n="257"/> <p> Und der Gott weiß es, der irgendwo lebt, ich meine doch – in Deinem Innern! sprach Schindler ebenso mit erhobener Stimme. Er mäßigte sich dann im Ausbruch seines Gefühls für den Freund, das er durch Handschütteln bezeugen wollte, weil an die Thüre gepocht wurde.</p> <p>Der glückliche, trinkgeldergesegnete Diener, der die Theilung mit den beiden andern Hauptbestandtheilen der Dienerschaft, Köchin und Stubenmädchen, bereits vollzogen hatte, meldete mit einer Karte Herrn See-Capitän Gustav Holl – Secretär beim Fürsten Rauden – er geht etwas lahm –! setzte er hinzu. Der alte Raschke war gewohnt, schnell zu beobachten und seinem Herrn sogleich Winke über Kleidung, Aussehen, manchmal selbst Geruch der <ref xml:id="TEXTSollicitanten" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLSollicitanten">Sollicitanten</ref> zu geben. Raschke hätte sich mit des Grafen Udo La Rose zur Herausgabe einer auf Erfahrung begründeten Psychologie verbinden können.</p> <p>Sie erwarteten – sprach Raschke halb in den Corridor, halb in das Zimmer seines Herrn, dessen sonderbare Handlungsweise, rasch die Flamme, die den Tisch beleuchtete, zuzudrehen, Raschken schwerlich viel Stoff zu Betrachtungen bot: Sie erwarteten, daß gnädige Frau – Frau Justizräthin hatte die Theestunde – Herrn Capitän – Herr Capitän wünschen nur einige Worte –</p> </div> </body> </text> </TEI> [257/0263]
Und der Gott weiß es, der irgendwo lebt, ich meine doch – in Deinem Innern! sprach Schindler ebenso mit erhobener Stimme. Er mäßigte sich dann im Ausbruch seines Gefühls für den Freund, das er durch Handschütteln bezeugen wollte, weil an die Thüre gepocht wurde.
Der glückliche, trinkgeldergesegnete Diener, der die Theilung mit den beiden andern Hauptbestandtheilen der Dienerschaft, Köchin und Stubenmädchen, bereits vollzogen hatte, meldete mit einer Karte Herrn See-Capitän Gustav Holl – Secretär beim Fürsten Rauden – er geht etwas lahm –! setzte er hinzu. Der alte Raschke war gewohnt, schnell zu beobachten und seinem Herrn sogleich Winke über Kleidung, Aussehen, manchmal selbst Geruch der Sollicitanten zu geben. Raschke hätte sich mit des Grafen Udo La Rose zur Herausgabe einer auf Erfahrung begründeten Psychologie verbinden können.
Sie erwarteten – sprach Raschke halb in den Corridor, halb in das Zimmer seines Herrn, dessen sonderbare Handlungsweise, rasch die Flamme, die den Tisch beleuchtete, zuzudrehen, Raschken schwerlich viel Stoff zu Betrachtungen bot: Sie erwarteten, daß gnädige Frau – Frau Justizräthin hatte die Theestunde – Herrn Capitän – Herr Capitän wünschen nur einige Worte –
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/263>, abgerufen am 26.06.2024. |