Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.treppauf treppab. Der alte Wehlisch kam und "verwunderte sich des Todes". Raimund ist wieder von der Arbeit weggelaufen, weil er plötzlich Arrestation befürchtete! Das giebt die übelste Nachrede wegen gestern! Wolny konnte ihm nicht Unrecht geben. Aber energisch eingreifen, Martha halten, das war unter allen Umständen unmöglich. Auf Wehlisch's Drängen, Raimund möchte sich in's Mittel legen und dies jähe Verlassen des Hauses hintertreiben, hatte dieser selbst (Wehlisch hatte ihn im Maschinensaal gesprochen), das Weite gesucht. Seine Schwester thäte immer nur, was sie erwogen hätte! Dies Zeugniß hatte er ihr noch, kreideweiß wie die Wand geworden, zu guterletzt gegeben. Martha war mit dem Wagen zurückgekehrt. Sie ließ sich auch noch einmal bei Wolny melden, zum Abzug gerüstet. Aber von der Commerzienräthin wollte sie keinen Abschied nehmen, nicht von Fräulein Dora. Ich thue das schriftlich! Man hat mich gekränkt! Aber ich will nicht davon sprechen. So äußerte sie sich zu Wolny. Wohin denken Sie zu gehen? fragte dieser, seiner Stimme Kraft gebend. Erst in ein gutes Hotel! Der Kutscher kennt schon eines. Vielleicht ziehe ich zu meinem Bruder und suche ihn zu bessern, was nicht ganz unmöglich ist; leider nur treppauf treppab. Der alte Wehlisch kam und „verwunderte sich des Todes“. Raimund ist wieder von der Arbeit weggelaufen, weil er plötzlich Arrestation befürchtete! Das giebt die übelste Nachrede wegen gestern! Wolny konnte ihm nicht Unrecht geben. Aber energisch eingreifen, Martha halten, das war unter allen Umständen unmöglich. Auf Wehlisch’s Drängen, Raimund möchte sich in’s Mittel legen und dies jähe Verlassen des Hauses hintertreiben, hatte dieser selbst (Wehlisch hatte ihn im Maschinensaal gesprochen), das Weite gesucht. Seine Schwester thäte immer nur, was sie erwogen hätte! Dies Zeugniß hatte er ihr noch, kreideweiß wie die Wand geworden, zu guterletzt gegeben. Martha war mit dem Wagen zurückgekehrt. Sie ließ sich auch noch einmal bei Wolny melden, zum Abzug gerüstet. Aber von der Commerzienräthin wollte sie keinen Abschied nehmen, nicht von Fräulein Dora. Ich thue das schriftlich! Man hat mich gekränkt! Aber ich will nicht davon sprechen. So äußerte sie sich zu Wolny. Wohin denken Sie zu gehen? fragte dieser, seiner Stimme Kraft gebend. Erst in ein gutes Hôtel! Der Kutscher kennt schon eines. Vielleicht ziehe ich zu meinem Bruder und suche ihn zu bessern, was nicht ganz unmöglich ist; leider nur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0031" n="25"/> treppauf treppab. Der alte Wehlisch kam und „verwunderte sich des Todes“. Raimund ist wieder von der Arbeit weggelaufen, weil er plötzlich Arrestation befürchtete! Das giebt die übelste Nachrede wegen gestern!</p> <p>Wolny konnte ihm nicht Unrecht geben. Aber energisch eingreifen, Martha halten, das war unter allen Umständen unmöglich. Auf Wehlisch’s Drängen, Raimund möchte sich in’s Mittel legen und dies jähe Verlassen des Hauses hintertreiben, hatte dieser selbst (Wehlisch hatte ihn im Maschinensaal gesprochen), das Weite gesucht. Seine Schwester thäte immer nur, was sie erwogen hätte! Dies Zeugniß hatte er ihr noch, kreideweiß wie die Wand geworden, zu guterletzt gegeben.</p> <p>Martha war mit dem Wagen zurückgekehrt. Sie ließ sich auch noch einmal bei Wolny melden, zum Abzug gerüstet. Aber von der Commerzienräthin wollte sie keinen Abschied nehmen, nicht von Fräulein Dora. Ich thue das schriftlich! Man hat mich gekränkt! Aber ich will nicht davon sprechen. So äußerte sie sich zu Wolny.</p> <p>Wohin denken Sie zu gehen? fragte dieser, seiner Stimme Kraft gebend.</p> <p>Erst in ein gutes Hôtel! Der Kutscher kennt schon eines. Vielleicht ziehe ich zu meinem Bruder und suche ihn zu bessern, was nicht ganz unmöglich ist; leider nur </p> </div> </body> </text> </TEI> [25/0031]
treppauf treppab. Der alte Wehlisch kam und „verwunderte sich des Todes“. Raimund ist wieder von der Arbeit weggelaufen, weil er plötzlich Arrestation befürchtete! Das giebt die übelste Nachrede wegen gestern!
Wolny konnte ihm nicht Unrecht geben. Aber energisch eingreifen, Martha halten, das war unter allen Umständen unmöglich. Auf Wehlisch’s Drängen, Raimund möchte sich in’s Mittel legen und dies jähe Verlassen des Hauses hintertreiben, hatte dieser selbst (Wehlisch hatte ihn im Maschinensaal gesprochen), das Weite gesucht. Seine Schwester thäte immer nur, was sie erwogen hätte! Dies Zeugniß hatte er ihr noch, kreideweiß wie die Wand geworden, zu guterletzt gegeben.
Martha war mit dem Wagen zurückgekehrt. Sie ließ sich auch noch einmal bei Wolny melden, zum Abzug gerüstet. Aber von der Commerzienräthin wollte sie keinen Abschied nehmen, nicht von Fräulein Dora. Ich thue das schriftlich! Man hat mich gekränkt! Aber ich will nicht davon sprechen. So äußerte sie sich zu Wolny.
Wohin denken Sie zu gehen? fragte dieser, seiner Stimme Kraft gebend.
Erst in ein gutes Hôtel! Der Kutscher kennt schon eines. Vielleicht ziehe ich zu meinem Bruder und suche ihn zu bessern, was nicht ganz unmöglich ist; leider nur
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