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Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.

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in der Palissadenstraße verließe, so würde seine, als Blaumeißels, Stellung beim Professor für abgelaufen gelten. Darauf hin bekam der Professor von Edwina einen Brief, den er nicht hinter den Spiegel stecken konnte. Helene und die Mutter bekamen ihn zu lesen. Die Erkrankung der Tochter war mit auf die Gemüthsverstimmung zu setzen, die ein Prahlen mit Unschuld und Tugend, das Nennen des Grafen Udo, das Erbieten zur Versöhnung mit der Bitte, sie für eine seiner "genialen, unsterblichen Schöpfungen" als Modell zu wählen und Aehnliches bei ihr hervorbrachte. Josefa zog in der That in einen andern Dienst. Plümicke, der sie wie Ritter Toggenburg liebte durch seiner Augen "stilles Weinen" und manchmal durch etwas wie ein Paar goldene Ohrringe, brachte diesen unbedingten Gehorsam fertig. Edwina, die nun zu Mitteln gekommen schien, wollte ihre ganze Hauseinrichtung, so schrieb sie dem Professor, in einer Weise ändern, daß der vergiftende Hauch der bösen Nachrede sie nicht mehr treffen könnte! Fluch dem, der den Unschuldigen die Gewalt seiner Kraft fühlen läßt! Es war vielleicht eine Stelle aus einem Drama. Denn fast regelmäßig saß Edwina den Winter im ersten Rang derjenigen Schauspielhäuser, die ernste Sachen aufführten. Das war eben die Notiz, die im Laufe der Serapions-Unterhaltung fiel, und mit welcher der unangenehm

in der Palissadenstraße verließe, so würde seine, als Blaumeißels, Stellung beim Professor für abgelaufen gelten. Darauf hin bekam der Professor von Edwina einen Brief, den er nicht hinter den Spiegel stecken konnte. Helene und die Mutter bekamen ihn zu lesen. Die Erkrankung der Tochter war mit auf die Gemüthsverstimmung zu setzen, die ein Prahlen mit Unschuld und Tugend, das Nennen des Grafen Udo, das Erbieten zur Versöhnung mit der Bitte, sie für eine seiner „genialen, unsterblichen Schöpfungen“ als Modell zu wählen und Aehnliches bei ihr hervorbrachte. Josefa zog in der That in einen andern Dienst. Plümicke, der sie wie Ritter Toggenburg liebte durch seiner Augen „stilles Weinen“ und manchmal durch etwas wie ein Paar goldene Ohrringe, brachte diesen unbedingten Gehorsam fertig. Edwina, die nun zu Mitteln gekommen schien, wollte ihre ganze Hauseinrichtung, so schrieb sie dem Professor, in einer Weise ändern, daß der vergiftende Hauch der bösen Nachrede sie nicht mehr treffen könnte! Fluch dem, der den Unschuldigen die Gewalt seiner Kraft fühlen läßt! Es war vielleicht eine Stelle aus einem Drama. Denn fast regelmäßig saß Edwina den Winter im ersten Rang derjenigen Schauspielhäuser, die ernste Sachen aufführten. Das war eben die Notiz, die im Laufe der Serapions-Unterhaltung fiel, und mit welcher der unangenehm

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[53/0059] in der Palissadenstraße verließe, so würde seine, als Blaumeißels, Stellung beim Professor für abgelaufen gelten. Darauf hin bekam der Professor von Edwina einen Brief, den er nicht hinter den Spiegel stecken konnte. Helene und die Mutter bekamen ihn zu lesen. Die Erkrankung der Tochter war mit auf die Gemüthsverstimmung zu setzen, die ein Prahlen mit Unschuld und Tugend, das Nennen des Grafen Udo, das Erbieten zur Versöhnung mit der Bitte, sie für eine seiner „genialen, unsterblichen Schöpfungen“ als Modell zu wählen und Aehnliches bei ihr hervorbrachte. Josefa zog in der That in einen andern Dienst. Plümicke, der sie wie Ritter Toggenburg liebte durch seiner Augen „stilles Weinen“ und manchmal durch etwas wie ein Paar goldene Ohrringe, brachte diesen unbedingten Gehorsam fertig. Edwina, die nun zu Mitteln gekommen schien, wollte ihre ganze Hauseinrichtung, so schrieb sie dem Professor, in einer Weise ändern, daß der vergiftende Hauch der bösen Nachrede sie nicht mehr treffen könnte! Fluch dem, der den Unschuldigen die Gewalt seiner Kraft fühlen läßt! Es war vielleicht eine Stelle aus einem Drama. Denn fast regelmäßig saß Edwina den Winter im ersten Rang derjenigen Schauspielhäuser, die ernste Sachen aufführten. Das war eben die Notiz, die im Laufe der Serapions-Unterhaltung fiel, und mit welcher der unangenehm

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/59>, abgerufen am 21.11.2024.