Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.sein, ist nur eine Frage des Sichzeitdazunehmenkönnens! so suchte er sich doch auf den Geschmack der Regierungsräthin zu verlegen und traf es zuweilen mit einem Seekönig, der wegen seiner Tochter die Krone niederlegte oder sonst etwas Verkehrtes, aber Poetisches that. Edwina, nun blos, und dies absichtlich, die zweite Person in dem Salon der Regierungsräthin, war das Mädchen aus der Feenwelt. Wenn sie, während die Regierungsräthin empfing, erst später eintrat, bald in Weiß, bald in Rosa, den Hals, die Arme unbedeckt, den schönen Kopf mit seinen Nixenaugen zurückgeworfen und Jedem zutraulich die Hand gebend, so wurde Alles an ihr bewundert. Sie spielte mit Gewandtheit Piano, sie sang, sie malte. War sie im Theater, so richteten sich die Operngläser auf sie. Gab es auch Morgenscenen mit der Brennicke, wo die Vögel in den prächtigen Bauern mit zu schmettern begannen, ein Papagey mit seinem "Jacob" sich heiser schrie, ein kleines Schooßhündchen, das sich Frau Brennicke mit einem rothen Bändchen, einer Klingel daran, als beständigen Begleiter ausbedungen hatte, bellte und vor Zorn in Edwinas Kleider fuhr, so wurde der Conflict doch noch zur vorläufig überbrückten Kluft, freilich aus immer schwächerem, nicht besonders haltbarem Material. Einmal brach es fast ganz. Die Regierungsräthin hatte herausgebracht, daß sein, ist nur eine Frage des Sichzeitdazunehmenkönnens! so suchte er sich doch auf den Geschmack der Regierungsräthin zu verlegen und traf es zuweilen mit einem Seekönig, der wegen seiner Tochter die Krone niederlegte oder sonst etwas Verkehrtes, aber Poetisches that. Edwina, nun blos, und dies absichtlich, die zweite Person in dem Salon der Regierungsräthin, war das Mädchen aus der Feenwelt. Wenn sie, während die Regierungsräthin empfing, erst später eintrat, bald in Weiß, bald in Rosa, den Hals, die Arme unbedeckt, den schönen Kopf mit seinen Nixenaugen zurückgeworfen und Jedem zutraulich die Hand gebend, so wurde Alles an ihr bewundert. Sie spielte mit Gewandtheit Piano, sie sang, sie malte. War sie im Theater, so richteten sich die Operngläser auf sie. Gab es auch Morgenscenen mit der Brennicke, wo die Vögel in den prächtigen Bauern mit zu schmettern begannen, ein Papagey mit seinem „Jacob“ sich heiser schrie, ein kleines Schooßhündchen, das sich Frau Brennicke mit einem rothen Bändchen, einer Klingel daran, als beständigen Begleiter ausbedungen hatte, bellte und vor Zorn in Edwinas Kleider fuhr, so wurde der Conflict doch noch zur vorläufig überbrückten Kluft, freilich aus immer schwächerem, nicht besonders haltbarem Material. Einmal brach es fast ganz. Die Regierungsräthin hatte herausgebracht, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0090" n="84"/> sein, ist nur eine Frage des Sichzeitdazunehmenkönnens! so suchte er sich doch auf den Geschmack der Regierungsräthin zu verlegen und traf es zuweilen mit einem Seekönig, der wegen seiner Tochter die Krone niederlegte oder sonst etwas Verkehrtes, aber Poetisches that.</p> <p>Edwina, nun blos, und dies absichtlich, die zweite Person in dem Salon der Regierungsräthin, war das Mädchen aus der Feenwelt. Wenn sie, während die Regierungsräthin empfing, erst später eintrat, bald in Weiß, bald in Rosa, den Hals, die Arme unbedeckt, den schönen Kopf mit seinen Nixenaugen zurückgeworfen und Jedem zutraulich die Hand gebend, so wurde Alles an ihr bewundert. Sie spielte mit Gewandtheit Piano, sie sang, sie malte. War sie im Theater, so richteten sich die Operngläser auf sie. Gab es auch Morgenscenen mit der Brennicke, wo die Vögel in den prächtigen Bauern mit zu schmettern begannen, ein Papagey mit seinem „Jacob“ sich heiser schrie, ein kleines Schooßhündchen, das sich Frau Brennicke mit einem rothen Bändchen, einer Klingel daran, als beständigen Begleiter ausbedungen hatte, bellte und vor Zorn in Edwinas Kleider fuhr, so wurde der Conflict doch noch zur vorläufig überbrückten Kluft, freilich aus immer schwächerem, nicht besonders haltbarem Material. Einmal brach es fast ganz. Die Regierungsräthin hatte herausgebracht, daß </p> </div> </body> </text> </TEI> [84/0090]
sein, ist nur eine Frage des Sichzeitdazunehmenkönnens! so suchte er sich doch auf den Geschmack der Regierungsräthin zu verlegen und traf es zuweilen mit einem Seekönig, der wegen seiner Tochter die Krone niederlegte oder sonst etwas Verkehrtes, aber Poetisches that.
Edwina, nun blos, und dies absichtlich, die zweite Person in dem Salon der Regierungsräthin, war das Mädchen aus der Feenwelt. Wenn sie, während die Regierungsräthin empfing, erst später eintrat, bald in Weiß, bald in Rosa, den Hals, die Arme unbedeckt, den schönen Kopf mit seinen Nixenaugen zurückgeworfen und Jedem zutraulich die Hand gebend, so wurde Alles an ihr bewundert. Sie spielte mit Gewandtheit Piano, sie sang, sie malte. War sie im Theater, so richteten sich die Operngläser auf sie. Gab es auch Morgenscenen mit der Brennicke, wo die Vögel in den prächtigen Bauern mit zu schmettern begannen, ein Papagey mit seinem „Jacob“ sich heiser schrie, ein kleines Schooßhündchen, das sich Frau Brennicke mit einem rothen Bändchen, einer Klingel daran, als beständigen Begleiter ausbedungen hatte, bellte und vor Zorn in Edwinas Kleider fuhr, so wurde der Conflict doch noch zur vorläufig überbrückten Kluft, freilich aus immer schwächerem, nicht besonders haltbarem Material. Einmal brach es fast ganz. Die Regierungsräthin hatte herausgebracht, daß
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