Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

geschriebene Recension sei für unsern jetzigen Standpunkt mehr ein Gedicht als die Wiederholung einer Situation, von der man erklären muß: War ja schon da! Bester Herr Althing, ich könnte erzählen und plaudern von Dingen, die noch nicht da waren -!

Sie senkte träumerisch ihr schönes Haupt.

Es war eigen, daß Ottomar ein ganz gleiches Empfinden hatte, diesem Wesen gegenüber. Der elegische Ton, der seit dem letzten Ball im Rabe-Wolny'schen Hause durch sein Gemüth zog, der sich durch die Krankheit seiner Schwester gesteigert hatte, sprach da auch aus Edwina! Diese bat um Verzeihung wegen ihrer kecken Correspondenz mit dem Vater um Josefa und schien sich gerade mit Absicht in das Gegentheil eines Modells gekleidet zu haben. Sie war in einem hochhinaufgehenden schwarzen Kleide und sonst ganz einfach in ihrer Erscheinung.

Man wird Ihnen bald als einer Durchlaucht gratuliren können? sagte Ottomar im Verlauf des Gespräches, das sich auf die verschiedenen Erlebnisse bezog. Er wollte doch dem Grafen etwas Reelles berichten.

O - sagte Edwina ablehnend, erinnern Sie mich nicht daran! Dann dämpfte sie ihre Stimme und sah sich im Zimmer um. Sie kennen ja meine Verhältnisse und ich habe Vertrauen zu Ihnen! Ich möchte ein anderes Verhältniß für meine Existenz eintreten lassen!

geschriebene Recension sei für unsern jetzigen Standpunkt mehr ein Gedicht als die Wiederholung einer Situation, von der man erklären muß: War ja schon da! Bester Herr Althing, ich könnte erzählen und plaudern von Dingen, die noch nicht da waren –!

Sie senkte träumerisch ihr schönes Haupt.

Es war eigen, daß Ottomar ein ganz gleiches Empfinden hatte, diesem Wesen gegenüber. Der elegische Ton, der seit dem letzten Ball im Rabe-Wolny’schen Hause durch sein Gemüth zog, der sich durch die Krankheit seiner Schwester gesteigert hatte, sprach da auch aus Edwina! Diese bat um Verzeihung wegen ihrer kecken Correspondenz mit dem Vater um Josefa und schien sich gerade mit Absicht in das Gegentheil eines Modells gekleidet zu haben. Sie war in einem hochhinaufgehenden schwarzen Kleide und sonst ganz einfach in ihrer Erscheinung.

Man wird Ihnen bald als einer Durchlaucht gratuliren können? sagte Ottomar im Verlauf des Gespräches, das sich auf die verschiedenen Erlebnisse bezog. Er wollte doch dem Grafen etwas Reelles berichten.

O – sagte Edwina ablehnend, erinnern Sie mich nicht daran! Dann dämpfte sie ihre Stimme und sah sich im Zimmer um. Sie kennen ja meine Verhältnisse und ich habe Vertrauen zu Ihnen! Ich möchte ein anderes Verhältniß für meine Existenz eintreten lassen!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0098" n="92"/>
geschriebene Recension sei für unsern jetzigen Standpunkt mehr ein Gedicht als die Wiederholung einer Situation, von der man erklären muß: War ja schon da! Bester Herr Althing, ich könnte erzählen und plaudern von Dingen, die noch nicht da waren &#x2013;!</p>
        <p>Sie senkte träumerisch ihr schönes Haupt.</p>
        <p>Es war eigen, daß Ottomar ein ganz gleiches Empfinden hatte, diesem Wesen gegenüber. Der elegische Ton, der seit dem letzten Ball im Rabe-Wolny&#x2019;schen Hause durch sein Gemüth zog, der sich durch die Krankheit seiner Schwester gesteigert hatte, sprach da auch aus Edwina! Diese bat um Verzeihung wegen ihrer kecken Correspondenz mit dem Vater um Josefa und schien sich gerade mit Absicht in das Gegentheil eines Modells gekleidet zu haben. Sie war in einem hochhinaufgehenden schwarzen Kleide und sonst ganz einfach in ihrer Erscheinung.</p>
        <p>Man wird Ihnen bald als einer Durchlaucht gratuliren können? sagte Ottomar im Verlauf des Gespräches, das sich auf die verschiedenen Erlebnisse bezog. Er wollte doch dem Grafen etwas Reelles berichten.</p>
        <p>O &#x2013; sagte Edwina ablehnend, erinnern Sie mich nicht daran! Dann dämpfte sie ihre Stimme und sah sich im Zimmer um. Sie kennen ja meine Verhältnisse und ich habe Vertrauen zu Ihnen! Ich möchte ein anderes Verhältniß für meine Existenz eintreten lassen!
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0098] geschriebene Recension sei für unsern jetzigen Standpunkt mehr ein Gedicht als die Wiederholung einer Situation, von der man erklären muß: War ja schon da! Bester Herr Althing, ich könnte erzählen und plaudern von Dingen, die noch nicht da waren –! Sie senkte träumerisch ihr schönes Haupt. Es war eigen, daß Ottomar ein ganz gleiches Empfinden hatte, diesem Wesen gegenüber. Der elegische Ton, der seit dem letzten Ball im Rabe-Wolny’schen Hause durch sein Gemüth zog, der sich durch die Krankheit seiner Schwester gesteigert hatte, sprach da auch aus Edwina! Diese bat um Verzeihung wegen ihrer kecken Correspondenz mit dem Vater um Josefa und schien sich gerade mit Absicht in das Gegentheil eines Modells gekleidet zu haben. Sie war in einem hochhinaufgehenden schwarzen Kleide und sonst ganz einfach in ihrer Erscheinung. Man wird Ihnen bald als einer Durchlaucht gratuliren können? sagte Ottomar im Verlauf des Gespräches, das sich auf die verschiedenen Erlebnisse bezog. Er wollte doch dem Grafen etwas Reelles berichten. O – sagte Edwina ablehnend, erinnern Sie mich nicht daran! Dann dämpfte sie ihre Stimme und sah sich im Zimmer um. Sie kennen ja meine Verhältnisse und ich habe Vertrauen zu Ihnen! Ich möchte ein anderes Verhältniß für meine Existenz eintreten lassen!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T12:40:43Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T12:40:43Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-2<a>) (2014-02-19T12:40:43Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/98
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/98>, abgerufen am 21.11.2024.