Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.groß und stark, hat 30,000 Thaler Abfindung bekommen, lebt in Ueppigkeit und Freude - Die Gräfin hörte nur immer. An dem Namen Marloff blieb sie hängen. Sie dachte sich zwanzig Jahre zurück. Wer lebt herrlich und in Freuden? fragte die wie von einem elektrischen Schlage Getroffene mit bleichen bebenden Lippen. Wie verschämt und sichtlich in Verlegenheit gesetzt blickte Merkus zu Boden und entgegnete: Nun, ich spreche ja nur von der Dubber-Tine, sie kann ja auch so zufrieden sein! Für eine Forstwartwittwe war sie abgefunden genug! Das Berücksichtigen ihres Witthums war nämlich nur zum Schein - setzte der auf Vernichtung seines Opfers Bohrende hinzu; wenn auch, verbesserte er sich, Graf Wilhelm ohnehin für seine Leute gesorgt haben würde. Die Dubber-Tine bekommt ja genug! unterbrach die Gräfin. Aber Sie sprachen von einem Kinde! Welches Kind? Das jetzt groß und erwachsen ist? Dem die edle Fürsorge des Vaters, sagte der Pfarrer, 30,000 Thaler - wahrhaftig - und sogar bei einiger Erziehung, die er ihr gegeben - aber freilich ohne den Grund, der da heißet Christus Jesus! Sie soll vollständig verwildert sein, die Tochter des Grafen! Sie wird den Bruder des Fräulein Martha heirathen! groß und stark, hat 30,000 Thaler Abfindung bekommen, lebt in Ueppigkeit und Freude – Die Gräfin hörte nur immer. An dem Namen Marloff blieb sie hängen. Sie dachte sich zwanzig Jahre zurück. Wer lebt herrlich und in Freuden? fragte die wie von einem elektrischen Schlage Getroffene mit bleichen bebenden Lippen. Wie verschämt und sichtlich in Verlegenheit gesetzt blickte Merkus zu Boden und entgegnete: Nun, ich spreche ja nur von der Dubber-Tine, sie kann ja auch so zufrieden sein! Für eine Forstwartwittwe war sie abgefunden genug! Das Berücksichtigen ihres Witthums war nämlich nur zum Schein – setzte der auf Vernichtung seines Opfers Bohrende hinzu; wenn auch, verbesserte er sich, Graf Wilhelm ohnehin für seine Leute gesorgt haben würde. Die Dubber-Tine bekommt ja genug! unterbrach die Gräfin. Aber Sie sprachen von einem Kinde! Welches Kind? Das jetzt groß und erwachsen ist? Dem die edle Fürsorge des Vaters, sagte der Pfarrer, 30,000 Thaler – wahrhaftig – und sogar bei einiger Erziehung, die er ihr gegeben – aber freilich ohne den Grund, der da heißet Christus Jesus! Sie soll vollständig verwildert sein, die Tochter des Grafen! Sie wird den Bruder des Fräulein Martha heirathen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0107" n="101"/> groß und stark, hat 30,000 Thaler Abfindung bekommen, lebt in Ueppigkeit und Freude –</p> <p>Die Gräfin hörte nur immer. An dem Namen Marloff blieb sie hängen. Sie dachte sich zwanzig Jahre zurück.</p> <p>Wer lebt herrlich und in Freuden? fragte die wie von einem elektrischen Schlage Getroffene mit bleichen bebenden Lippen.</p> <p>Wie verschämt und sichtlich in Verlegenheit gesetzt blickte Merkus zu Boden und entgegnete: Nun, ich spreche ja nur von der Dubber-Tine, sie kann ja auch so zufrieden sein! Für eine Forstwartwittwe war sie abgefunden genug! Das Berücksichtigen ihres Witthums war nämlich nur zum Schein – setzte der auf Vernichtung seines Opfers Bohrende hinzu; wenn auch, verbesserte er sich, Graf Wilhelm ohnehin für seine Leute gesorgt haben würde.</p> <p>Die Dubber-Tine bekommt ja genug! unterbrach die Gräfin. Aber Sie sprachen von einem Kinde! Welches Kind? Das jetzt groß und erwachsen ist?</p> <p>Dem die edle Fürsorge des Vaters, sagte der Pfarrer, 30,000 Thaler – wahrhaftig – und sogar bei einiger Erziehung, die er ihr gegeben – aber freilich ohne den Grund, der da heißet Christus Jesus! Sie soll vollständig verwildert sein, die Tochter des Grafen! Sie wird den Bruder des Fräulein Martha heirathen!</p> </div> </body> </text> </TEI> [101/0107]
groß und stark, hat 30,000 Thaler Abfindung bekommen, lebt in Ueppigkeit und Freude –
Die Gräfin hörte nur immer. An dem Namen Marloff blieb sie hängen. Sie dachte sich zwanzig Jahre zurück.
Wer lebt herrlich und in Freuden? fragte die wie von einem elektrischen Schlage Getroffene mit bleichen bebenden Lippen.
Wie verschämt und sichtlich in Verlegenheit gesetzt blickte Merkus zu Boden und entgegnete: Nun, ich spreche ja nur von der Dubber-Tine, sie kann ja auch so zufrieden sein! Für eine Forstwartwittwe war sie abgefunden genug! Das Berücksichtigen ihres Witthums war nämlich nur zum Schein – setzte der auf Vernichtung seines Opfers Bohrende hinzu; wenn auch, verbesserte er sich, Graf Wilhelm ohnehin für seine Leute gesorgt haben würde.
Die Dubber-Tine bekommt ja genug! unterbrach die Gräfin. Aber Sie sprachen von einem Kinde! Welches Kind? Das jetzt groß und erwachsen ist?
Dem die edle Fürsorge des Vaters, sagte der Pfarrer, 30,000 Thaler – wahrhaftig – und sogar bei einiger Erziehung, die er ihr gegeben – aber freilich ohne den Grund, der da heißet Christus Jesus! Sie soll vollständig verwildert sein, die Tochter des Grafen! Sie wird den Bruder des Fräulein Martha heirathen!
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