Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.sich ärgern, sonst sei ihnen nicht wohl; wofür er regelmäßig zum Beweise die nergelnde Pedanterie seiner Hausbesitzer citirte. Wolny kam endlich. Kräftig, frisch geröthet, zwar sein Haar stark schon mitgenommen und sogar ganz weiß geworden, aber dennoch ein Mann voll Mark und Kraft. Sein erster Gang war zu Althings. Er klingelte. Martha öffnete. Ein Blick, und Beide lagen sich in den Armen. Da war kein: Ich liebe Dich! mehr nöthig. Kein: Ich habe Dich schon damals geliebt! Der Bund der Seelen war auf ewig damals schon beim Ball auf der Haustreppe unter den tropischen Blumen und dem kunstvoll gearbeiteten leuchtenden Gasarm geschlossen worden. Lange zehrten die Freunde von diesem endlich eingetroffenen Glück, von Wolnys Erzählungen, von seinen herzlichen Begrüßungen Holls und Ottomars, von seinen Erkundigungen nach Allem, was seitdem geschehen war. Den Gründerproceß setzte er trotz Martha, die mit Trauer dabei niederblickte, auf's Entschiedenste in Aussicht. Raimund ist ja unbetheiligt! sagte er. Ich habe mich nach Allem erkundigt! Jetzt treffe ich endlich Rabe und Forbeck, die damaligen Einbrecher! Jetzt soll nun die Strafe kommen! Raimund, der Verführte, der wird schon Flügel haben, die ihn an eine andere Stelle heben! Die sociale Frage ist ja noch im Schwunge! Wer weiß, sich ärgern, sonst sei ihnen nicht wohl; wofür er regelmäßig zum Beweise die nergelnde Pedanterie seiner Hausbesitzer citirte. Wolny kam endlich. Kräftig, frisch geröthet, zwar sein Haar stark schon mitgenommen und sogar ganz weiß geworden, aber dennoch ein Mann voll Mark und Kraft. Sein erster Gang war zu Althings. Er klingelte. Martha öffnete. Ein Blick, und Beide lagen sich in den Armen. Da war kein: Ich liebe Dich! mehr nöthig. Kein: Ich habe Dich schon damals geliebt! Der Bund der Seelen war auf ewig damals schon beim Ball auf der Haustreppe unter den tropischen Blumen und dem kunstvoll gearbeiteten leuchtenden Gasarm geschlossen worden. Lange zehrten die Freunde von diesem endlich eingetroffenen Glück, von Wolnys Erzählungen, von seinen herzlichen Begrüßungen Holls und Ottomars, von seinen Erkundigungen nach Allem, was seitdem geschehen war. Den Gründerproceß setzte er trotz Martha, die mit Trauer dabei niederblickte, auf’s Entschiedenste in Aussicht. Raimund ist ja unbetheiligt! sagte er. Ich habe mich nach Allem erkundigt! Jetzt treffe ich endlich Rabe und Forbeck, die damaligen Einbrecher! Jetzt soll nun die Strafe kommen! Raimund, der Verführte, der wird schon Flügel haben, die ihn an eine andere Stelle heben! Die sociale Frage ist ja noch im Schwunge! Wer weiß, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0127" n="121"/> sich ärgern, sonst sei ihnen nicht wohl; wofür er regelmäßig zum Beweise die nergelnde Pedanterie seiner Hausbesitzer citirte.</p> <p>Wolny kam endlich. Kräftig, frisch geröthet, zwar sein Haar stark schon mitgenommen und sogar ganz weiß geworden, aber dennoch ein Mann voll Mark und Kraft. Sein erster Gang war zu Althings. Er klingelte. Martha öffnete. Ein Blick, und Beide lagen sich in den Armen. Da war kein: Ich liebe Dich! mehr nöthig. Kein: Ich habe Dich schon damals geliebt! Der Bund der Seelen war auf ewig damals schon beim Ball auf der Haustreppe unter den tropischen Blumen und dem kunstvoll gearbeiteten leuchtenden Gasarm geschlossen worden.</p> <p>Lange zehrten die Freunde von diesem endlich eingetroffenen Glück, von Wolnys Erzählungen, von seinen herzlichen Begrüßungen Holls und Ottomars, von seinen Erkundigungen nach Allem, was seitdem geschehen war. Den Gründerproceß setzte er trotz Martha, die mit Trauer dabei niederblickte, auf’s Entschiedenste in Aussicht. Raimund ist ja unbetheiligt! sagte er. Ich habe mich nach Allem erkundigt! Jetzt treffe ich endlich Rabe und Forbeck, die damaligen Einbrecher! Jetzt soll nun die Strafe kommen! Raimund, der Verführte, der wird schon Flügel haben, die ihn an eine andere Stelle heben! Die sociale Frage ist ja noch im Schwunge! Wer weiß, </p> </div> </body> </text> </TEI> [121/0127]
sich ärgern, sonst sei ihnen nicht wohl; wofür er regelmäßig zum Beweise die nergelnde Pedanterie seiner Hausbesitzer citirte.
Wolny kam endlich. Kräftig, frisch geröthet, zwar sein Haar stark schon mitgenommen und sogar ganz weiß geworden, aber dennoch ein Mann voll Mark und Kraft. Sein erster Gang war zu Althings. Er klingelte. Martha öffnete. Ein Blick, und Beide lagen sich in den Armen. Da war kein: Ich liebe Dich! mehr nöthig. Kein: Ich habe Dich schon damals geliebt! Der Bund der Seelen war auf ewig damals schon beim Ball auf der Haustreppe unter den tropischen Blumen und dem kunstvoll gearbeiteten leuchtenden Gasarm geschlossen worden.
Lange zehrten die Freunde von diesem endlich eingetroffenen Glück, von Wolnys Erzählungen, von seinen herzlichen Begrüßungen Holls und Ottomars, von seinen Erkundigungen nach Allem, was seitdem geschehen war. Den Gründerproceß setzte er trotz Martha, die mit Trauer dabei niederblickte, auf’s Entschiedenste in Aussicht. Raimund ist ja unbetheiligt! sagte er. Ich habe mich nach Allem erkundigt! Jetzt treffe ich endlich Rabe und Forbeck, die damaligen Einbrecher! Jetzt soll nun die Strafe kommen! Raimund, der Verführte, der wird schon Flügel haben, die ihn an eine andere Stelle heben! Die sociale Frage ist ja noch im Schwunge! Wer weiß,
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/127>, abgerufen am 16.02.2025. |