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Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.

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"Gnädige, hochverehrte Frau! Sie kennen die Umstände, unter denen ich meine Gattin Ada von Forbeck habe zum Altar führen müssen! Es war eine mir auferlegte Pflicht, die zu erfüllen mir süß gewesen wäre, wenn sich Herz zum Herzen gefunden hätte! Ehen, die damit beginnen, daß man einander nicht versteht, können nur Höllenqualen bereiten; denn ein gegenseitiges Verstehen im Charakter, ein Nachgeben, Dulden, gutmüthiges Belächeln unsrer Schwächen erlernt sich niemals. Dazu gehört Leidenschaftslosigkeit von Hause aus und ein weicher, immer nur auf den Frieden gerichteter Trieb des Herzens. Unsere Kirche gestattet - Gott sei Dank! - die Trennung! Diese wird, sie muß bei mir kommen! Ich will meiner Gattin das Scheiden erleichtern, indem ich mich von ihr der Untreue zeihen lasse! Meine wahre Liebe, gnädige, theure Frau, ist Ihnen bekannt! Seit den ersten Stunden, wo ich mit Fräulein Helene geplaudert habe, erschloß sich mir der Himmel auf Erden. Das Getriebe der Welt, ihre Eitelkeit, ihre Thorheit berührten mich nicht mehr. Eine reine, edle, weibliche Seele hielt mich umfangen. Wie die Blumen, die um ihre liebliche Erscheinung in Ihrem Gärtchen sproßten, wenn ich mit ihr um das Atelier ihres trefflichen Vaters schlenderte, war Alles an ihr schön, harmonisch, in seiner Art vollendet, ein Preis der Schöpfung. Wenn Fräulein

„Gnädige, hochverehrte Frau! Sie kennen die Umstände, unter denen ich meine Gattin Ada von Forbeck habe zum Altar führen müssen! Es war eine mir auferlegte Pflicht, die zu erfüllen mir süß gewesen wäre, wenn sich Herz zum Herzen gefunden hätte! Ehen, die damit beginnen, daß man einander nicht versteht, können nur Höllenqualen bereiten; denn ein gegenseitiges Verstehen im Charakter, ein Nachgeben, Dulden, gutmüthiges Belächeln unsrer Schwächen erlernt sich niemals. Dazu gehört Leidenschaftslosigkeit von Hause aus und ein weicher, immer nur auf den Frieden gerichteter Trieb des Herzens. Unsere Kirche gestattet – Gott sei Dank! – die Trennung! Diese wird, sie muß bei mir kommen! Ich will meiner Gattin das Scheiden erleichtern, indem ich mich von ihr der Untreue zeihen lasse! Meine wahre Liebe, gnädige, theure Frau, ist Ihnen bekannt! Seit den ersten Stunden, wo ich mit Fräulein Helene geplaudert habe, erschloß sich mir der Himmel auf Erden. Das Getriebe der Welt, ihre Eitelkeit, ihre Thorheit berührten mich nicht mehr. Eine reine, edle, weibliche Seele hielt mich umfangen. Wie die Blumen, die um ihre liebliche Erscheinung in Ihrem Gärtchen sproßten, wenn ich mit ihr um das Atelier ihres trefflichen Vaters schlenderte, war Alles an ihr schön, harmonisch, in seiner Art vollendet, ein Preis der Schöpfung. Wenn Fräulein

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[124/0130] „Gnädige, hochverehrte Frau! Sie kennen die Umstände, unter denen ich meine Gattin Ada von Forbeck habe zum Altar führen müssen! Es war eine mir auferlegte Pflicht, die zu erfüllen mir süß gewesen wäre, wenn sich Herz zum Herzen gefunden hätte! Ehen, die damit beginnen, daß man einander nicht versteht, können nur Höllenqualen bereiten; denn ein gegenseitiges Verstehen im Charakter, ein Nachgeben, Dulden, gutmüthiges Belächeln unsrer Schwächen erlernt sich niemals. Dazu gehört Leidenschaftslosigkeit von Hause aus und ein weicher, immer nur auf den Frieden gerichteter Trieb des Herzens. Unsere Kirche gestattet – Gott sei Dank! – die Trennung! Diese wird, sie muß bei mir kommen! Ich will meiner Gattin das Scheiden erleichtern, indem ich mich von ihr der Untreue zeihen lasse! Meine wahre Liebe, gnädige, theure Frau, ist Ihnen bekannt! Seit den ersten Stunden, wo ich mit Fräulein Helene geplaudert habe, erschloß sich mir der Himmel auf Erden. Das Getriebe der Welt, ihre Eitelkeit, ihre Thorheit berührten mich nicht mehr. Eine reine, edle, weibliche Seele hielt mich umfangen. Wie die Blumen, die um ihre liebliche Erscheinung in Ihrem Gärtchen sproßten, wenn ich mit ihr um das Atelier ihres trefflichen Vaters schlenderte, war Alles an ihr schön, harmonisch, in seiner Art vollendet, ein Preis der Schöpfung. Wenn Fräulein

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/130>, abgerufen am 21.11.2024.