Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.La Rose erwiderte: Ochs? Wie so? Franzosen sind so von Gastronomie erfüllt, daß wir uns einen solchen Namen wie Leboeuf gar nicht anders als gekocht, gebraten, mit Trüffeln oder Champignons köstlich zubereitet vorstellen können -! Von seiner Nation sagte La Rose gelegentlich: Sie hat viel Geist, aber, das ist wahr, keinen Kopf. Einige Stunden lang hatte sich der Graf dann in seinem Schmerze, beleidigten Stolze, bald gebrochenen, bald angefeuerten Muthe hin und her gewunden, als er wieder Forbecks Coupe am Palais anfahren hörte. Forbeck mußte erst das Palais des Fürsten Rauden passiren. Dieser hatte ihn am Fenster stehend ironisch gegrüßt. Herzloser Geizhals! warf Forbeck in seiner Verzweiflung dem fürstlichen Componisten laut aus dem offenen Schlage zu. Auch den Verwalter des Reichthums, den seitherigen "Verstand des Fürsten", den Seecapitän, der eben hinkend die große Freitreppe zum Eingange des Rauden'schen Palais betrat, mußte er grüßen. Er respectirte denn doch den kräftigen Mann, der, wie man hörte, seine Stellung zu verändern gedachte. Auf dem Vorplatz in dem Palais seines Schwagers sah er die großen Kisten noch nicht ausgepackt von der Rückkehr der alten Gräfin. Diese Dame vermied er ganz. Sie hatte ihm auf den Vorschlag einer Geldanleihe die Thüre La Rose erwiderte: Ochs? Wie so? Franzosen sind so von Gastronomie erfüllt, daß wir uns einen solchen Namen wie Leboeuf gar nicht anders als gekocht, gebraten, mit Trüffeln oder Champignons köstlich zubereitet vorstellen können –! Von seiner Nation sagte La Rose gelegentlich: Sie hat viel Geist, aber, das ist wahr, keinen Kopf. Einige Stunden lang hatte sich der Graf dann in seinem Schmerze, beleidigten Stolze, bald gebrochenen, bald angefeuerten Muthe hin und her gewunden, als er wieder Forbecks Coupé am Palais anfahren hörte. Forbeck mußte erst das Palais des Fürsten Rauden passiren. Dieser hatte ihn am Fenster stehend ironisch gegrüßt. Herzloser Geizhals! warf Forbeck in seiner Verzweiflung dem fürstlichen Componisten laut aus dem offenen Schlage zu. Auch den Verwalter des Reichthums, den seitherigen „Verstand des Fürsten“, den Seecapitän, der eben hinkend die große Freitreppe zum Eingange des Rauden’schen Palais betrat, mußte er grüßen. Er respectirte denn doch den kräftigen Mann, der, wie man hörte, seine Stellung zu verändern gedachte. Auf dem Vorplatz in dem Palais seines Schwagers sah er die großen Kisten noch nicht ausgepackt von der Rückkehr der alten Gräfin. Diese Dame vermied er ganz. Sie hatte ihm auf den Vorschlag einer Geldanleihe die Thüre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0149" n="143"/> La Rose erwiderte: Ochs? Wie so? Franzosen sind so von Gastronomie erfüllt, daß wir uns einen solchen Namen wie Leboeuf gar nicht anders als gekocht, gebraten, mit Trüffeln oder Champignons köstlich zubereitet vorstellen können –! Von seiner Nation sagte La Rose gelegentlich: Sie hat viel Geist, aber, das ist wahr, keinen Kopf.</p> <p>Einige Stunden lang hatte sich der Graf dann in seinem Schmerze, beleidigten Stolze, bald gebrochenen, bald angefeuerten Muthe hin und her gewunden, als er wieder Forbecks Coupé am Palais anfahren hörte.</p> <p>Forbeck mußte erst das Palais des Fürsten Rauden passiren. Dieser hatte ihn am Fenster stehend ironisch gegrüßt. Herzloser Geizhals! warf Forbeck in seiner Verzweiflung dem fürstlichen Componisten laut aus dem offenen Schlage zu. Auch den Verwalter des Reichthums, den seitherigen „Verstand des Fürsten“, den Seecapitän, der eben hinkend die große Freitreppe zum Eingange des Rauden’schen Palais betrat, mußte er grüßen. Er respectirte denn doch den kräftigen Mann, der, wie man hörte, seine Stellung zu verändern gedachte. Auf dem Vorplatz in dem Palais seines Schwagers sah er die großen Kisten noch nicht ausgepackt von der Rückkehr der alten Gräfin. Diese Dame vermied er ganz. Sie hatte ihm auf den Vorschlag einer Geldanleihe die Thüre </p> </div> </body> </text> </TEI> [143/0149]
La Rose erwiderte: Ochs? Wie so? Franzosen sind so von Gastronomie erfüllt, daß wir uns einen solchen Namen wie Leboeuf gar nicht anders als gekocht, gebraten, mit Trüffeln oder Champignons köstlich zubereitet vorstellen können –! Von seiner Nation sagte La Rose gelegentlich: Sie hat viel Geist, aber, das ist wahr, keinen Kopf.
Einige Stunden lang hatte sich der Graf dann in seinem Schmerze, beleidigten Stolze, bald gebrochenen, bald angefeuerten Muthe hin und her gewunden, als er wieder Forbecks Coupé am Palais anfahren hörte.
Forbeck mußte erst das Palais des Fürsten Rauden passiren. Dieser hatte ihn am Fenster stehend ironisch gegrüßt. Herzloser Geizhals! warf Forbeck in seiner Verzweiflung dem fürstlichen Componisten laut aus dem offenen Schlage zu. Auch den Verwalter des Reichthums, den seitherigen „Verstand des Fürsten“, den Seecapitän, der eben hinkend die große Freitreppe zum Eingange des Rauden’schen Palais betrat, mußte er grüßen. Er respectirte denn doch den kräftigen Mann, der, wie man hörte, seine Stellung zu verändern gedachte. Auf dem Vorplatz in dem Palais seines Schwagers sah er die großen Kisten noch nicht ausgepackt von der Rückkehr der alten Gräfin. Diese Dame vermied er ganz. Sie hatte ihm auf den Vorschlag einer Geldanleihe die Thüre
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