Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Der Graf horchte hoch auf. Er, der eben trauerte wie um den Zusammenbruch seines Lebens, hörte noch einmal ein solches, wie er ja wußte, ganz verlorenes Wort. Er seufzte nur - Die Bildhauerstochter, fuhr Forbeck sich umsehend fort, ist Deine ganze Sehnsucht! Ich weiß es längst! Alle Welt hat es beobachtet! Die Dame ist ja auch reizend! Ein ganz anderes Genre als Ada! In Ada Alles spanisch und wild, da Alles altdeutsch, wie Gretchen! Göttlich schönes Haar! Goldblond! Ich will sie Dir erobern - auf mein Wort - aber mehr mußt Du dafür einsetzen, als einen Korb Champagner! Ich - staune - das - zu hören! sagte der Graf. Was ist denn da mehr zu thun, fuhr der Schwager fort, als zuzugreifen und ein kräftiges fait accompli zu schaffen! So weit ging Udo nicht, den Schreibtisch zu öffnen und dem unsaubern Gast das von edler Frauenhand geschriebene Billet zu überreichen. Er sagte nur: Das ist abgethan, Lieber! Sie liebt mich nicht! Sie liebt Dich nicht? nahm Forbeck des Grafen schmerzliche Rede ungläubig auf. Hahaha! Und kommt doch nach Hochlinden, um Ada auszustechen! Glaube doch an solche Widerspenstigkeiten nicht! Die Mutter Der Graf horchte hoch auf. Er, der eben trauerte wie um den Zusammenbruch seines Lebens, hörte noch einmal ein solches, wie er ja wußte, ganz verlorenes Wort. Er seufzte nur – Die Bildhauerstochter, fuhr Forbeck sich umsehend fort, ist Deine ganze Sehnsucht! Ich weiß es längst! Alle Welt hat es beobachtet! Die Dame ist ja auch reizend! Ein ganz anderes Genre als Ada! In Ada Alles spanisch und wild, da Alles altdeutsch, wie Gretchen! Göttlich schönes Haar! Goldblond! Ich will sie Dir erobern – auf mein Wort – aber mehr mußt Du dafür einsetzen, als einen Korb Champagner! Ich – staune – das – zu hören! sagte der Graf. Was ist denn da mehr zu thun, fuhr der Schwager fort, als zuzugreifen und ein kräftiges fait accompli zu schaffen! So weit ging Udo nicht, den Schreibtisch zu öffnen und dem unsaubern Gast das von edler Frauenhand geschriebene Billet zu überreichen. Er sagte nur: Das ist abgethan, Lieber! Sie liebt mich nicht! Sie liebt Dich nicht? nahm Forbeck des Grafen schmerzliche Rede ungläubig auf. Hahaha! Und kommt doch nach Hochlinden, um Ada auszustechen! Glaube doch an solche Widerspenstigkeiten nicht! Die Mutter <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0158" n="152"/> <p> Der Graf horchte hoch auf. Er, der eben trauerte wie um den Zusammenbruch seines Lebens, hörte noch einmal ein solches, wie er ja wußte, ganz verlorenes Wort. Er seufzte nur –</p> <p>Die Bildhauerstochter, fuhr Forbeck sich umsehend fort, ist Deine ganze Sehnsucht! Ich weiß es längst! Alle Welt hat es beobachtet! Die Dame ist ja auch reizend! Ein ganz anderes Genre als Ada! In Ada Alles spanisch und wild, da Alles altdeutsch, wie Gretchen! Göttlich schönes Haar! Goldblond! Ich will sie Dir erobern – auf mein Wort – aber mehr mußt Du dafür einsetzen, als einen Korb Champagner!</p> <p>Ich – staune – das – zu hören! sagte der Graf.</p> <p>Was ist denn da mehr zu thun, fuhr der Schwager fort, als zuzugreifen und ein kräftiges <hi rendition="#aq">fait accompli</hi> zu schaffen!</p> <p>So weit ging Udo nicht, den Schreibtisch zu öffnen und dem unsaubern Gast das von edler Frauenhand geschriebene Billet zu überreichen. Er sagte nur: Das ist abgethan, Lieber! Sie liebt mich nicht!</p> <p>Sie liebt Dich nicht? nahm Forbeck des Grafen schmerzliche Rede ungläubig auf. Hahaha! Und kommt doch nach Hochlinden, um Ada auszustechen! Glaube doch an solche Widerspenstigkeiten nicht! Die Mutter </p> </div> </body> </text> </TEI> [152/0158]
Der Graf horchte hoch auf. Er, der eben trauerte wie um den Zusammenbruch seines Lebens, hörte noch einmal ein solches, wie er ja wußte, ganz verlorenes Wort. Er seufzte nur –
Die Bildhauerstochter, fuhr Forbeck sich umsehend fort, ist Deine ganze Sehnsucht! Ich weiß es längst! Alle Welt hat es beobachtet! Die Dame ist ja auch reizend! Ein ganz anderes Genre als Ada! In Ada Alles spanisch und wild, da Alles altdeutsch, wie Gretchen! Göttlich schönes Haar! Goldblond! Ich will sie Dir erobern – auf mein Wort – aber mehr mußt Du dafür einsetzen, als einen Korb Champagner!
Ich – staune – das – zu hören! sagte der Graf.
Was ist denn da mehr zu thun, fuhr der Schwager fort, als zuzugreifen und ein kräftiges fait accompli zu schaffen!
So weit ging Udo nicht, den Schreibtisch zu öffnen und dem unsaubern Gast das von edler Frauenhand geschriebene Billet zu überreichen. Er sagte nur: Das ist abgethan, Lieber! Sie liebt mich nicht!
Sie liebt Dich nicht? nahm Forbeck des Grafen schmerzliche Rede ungläubig auf. Hahaha! Und kommt doch nach Hochlinden, um Ada auszustechen! Glaube doch an solche Widerspenstigkeiten nicht! Die Mutter
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/158>, abgerufen am 16.02.2025. |