Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Hoffnungen nähren, überhaupt ganz aus unsrer Sphäre herauszutreten - Ihres Sohnes Sphäre! rief der Graf mit einem förmlich wonnig gefühlten Lachen. Mutter! Mutter! wollte Forbeck beruhigen, Du solltest uns verlassen! Graf Udo litt aber unter dem Thatbestand der schon empfangenen Ablehnung zu sehr, und ob ihn auch die Scham und der Schmerz zu Boden drückte, er wallte auf und sagte mit einem Blick auf die Thür: Was wagen Sie, Madame? Dich verzehre das höllische Feuer! wandte sich die Mutter wieder dem Ohr des Sohnes zu. Wie Rabe, Dein edler Genosse, seine Mutter unter die Erde brachte, so willst Du es auch mit mir thun? Giebst hier Rathschläge zur Beschimpfung Deiner Familie? Verkaufst Deine eigne Schwester! Aus meinen Augen! Ich habe Dir lange genug meine mütterliche Geduld und Liebe zu Gute kommen lassen. Aber wollt Ihr mich rasend machen, mich aus meiner ehrenvollen Stellung, die Euer Vater auf dem Sterbebette mir für's Leben noch hat sichern wollen - leider nicht schriftlich -! so rief die empörte Frau mit prosaischer Bedächtigkeit dazwischen - durch Euern Leichtsinn und Uebermuth hinaustreiben, so setzt Ihr mir das Messer Hoffnungen nähren, überhaupt ganz aus unsrer Sphäre herauszutreten – Ihres Sohnes Sphäre! rief der Graf mit einem förmlich wonnig gefühlten Lachen. Mutter! Mutter! wollte Forbeck beruhigen, Du solltest uns verlassen! Graf Udo litt aber unter dem Thatbestand der schon empfangenen Ablehnung zu sehr, und ob ihn auch die Scham und der Schmerz zu Boden drückte, er wallte auf und sagte mit einem Blick auf die Thür: Was wagen Sie, Madame? Dich verzehre das höllische Feuer! wandte sich die Mutter wieder dem Ohr des Sohnes zu. Wie Rabe, Dein edler Genosse, seine Mutter unter die Erde brachte, so willst Du es auch mit mir thun? Giebst hier Rathschläge zur Beschimpfung Deiner Familie? Verkaufst Deine eigne Schwester! Aus meinen Augen! Ich habe Dir lange genug meine mütterliche Geduld und Liebe zu Gute kommen lassen. Aber wollt Ihr mich rasend machen, mich aus meiner ehrenvollen Stellung, die Euer Vater auf dem Sterbebette mir für’s Leben noch hat sichern wollen – leider nicht schriftlich –! so rief die empörte Frau mit prosaischer Bedächtigkeit dazwischen – durch Euern Leichtsinn und Uebermuth hinaustreiben, so setzt Ihr mir das Messer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0161" n="155"/> Hoffnungen nähren, überhaupt ganz aus unsrer Sphäre herauszutreten –</p> <p>Ihres Sohnes Sphäre! rief der Graf mit einem förmlich wonnig gefühlten Lachen.</p> <p>Mutter! Mutter! wollte Forbeck beruhigen, Du solltest uns verlassen!</p> <p>Graf Udo litt aber unter dem Thatbestand der schon empfangenen Ablehnung zu sehr, und ob ihn auch die Scham und der Schmerz zu Boden drückte, er wallte auf und sagte mit einem Blick auf die Thür: Was wagen Sie, Madame?</p> <p>Dich verzehre das höllische Feuer! wandte sich die Mutter wieder dem Ohr des Sohnes zu. Wie Rabe, Dein edler Genosse, seine Mutter unter die Erde brachte, so willst Du es auch mit mir thun? Giebst hier Rathschläge zur Beschimpfung Deiner Familie? Verkaufst Deine eigne Schwester! Aus meinen Augen! Ich habe Dir lange genug meine mütterliche Geduld und Liebe zu Gute kommen lassen. Aber wollt Ihr mich rasend machen, mich aus meiner ehrenvollen Stellung, die Euer Vater auf dem Sterbebette mir für’s Leben noch hat sichern wollen – leider nicht schriftlich –! so rief die empörte Frau mit prosaischer Bedächtigkeit dazwischen – durch Euern Leichtsinn und Uebermuth hinaustreiben, so setzt Ihr mir das Messer </p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0161]
Hoffnungen nähren, überhaupt ganz aus unsrer Sphäre herauszutreten –
Ihres Sohnes Sphäre! rief der Graf mit einem förmlich wonnig gefühlten Lachen.
Mutter! Mutter! wollte Forbeck beruhigen, Du solltest uns verlassen!
Graf Udo litt aber unter dem Thatbestand der schon empfangenen Ablehnung zu sehr, und ob ihn auch die Scham und der Schmerz zu Boden drückte, er wallte auf und sagte mit einem Blick auf die Thür: Was wagen Sie, Madame?
Dich verzehre das höllische Feuer! wandte sich die Mutter wieder dem Ohr des Sohnes zu. Wie Rabe, Dein edler Genosse, seine Mutter unter die Erde brachte, so willst Du es auch mit mir thun? Giebst hier Rathschläge zur Beschimpfung Deiner Familie? Verkaufst Deine eigne Schwester! Aus meinen Augen! Ich habe Dir lange genug meine mütterliche Geduld und Liebe zu Gute kommen lassen. Aber wollt Ihr mich rasend machen, mich aus meiner ehrenvollen Stellung, die Euer Vater auf dem Sterbebette mir für’s Leben noch hat sichern wollen – leider nicht schriftlich –! so rief die empörte Frau mit prosaischer Bedächtigkeit dazwischen – durch Euern Leichtsinn und Uebermuth hinaustreiben, so setzt Ihr mir das Messer
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