Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.an die Kehle! Ich muß mich wehren wie gegen Räuber, Mörder - Jetzt hörte man La Rose an der Thüre klinken, als wenn diese aufgestanden hätte. Er war gut dressirt im Dienen. Mama! wollte Forbeck wieder auf seine Novelle zurückkehren. Hinaus! Verlaß diese Stätte! rief die durch das Thürklinken etwas erschreckte Frau, deren Gesichtszüge sich verzerrt, deren Haarflechten sich verschoben hatten. Ich bin die Mutter der Gräfin, der Herrin des Hauses - - noch habe ich einige Rechte hier! Bald werde ich Dich leider überall verleugnen müssen -! Dann dachte sie doch an die alte Gräfin und das Diner. Den Verzweiflungsschmerz, daß ihre beiden Kinder, Ada und Udo, die Neigung verriethen, sich zu "encanailliren", wie sie's nannte, zog Forbeck in's Lächerliche und empfahl sich, um nur Ruhe zu stiften, mit den Worten: Ich gebe den ganzen Plunder meines Adels für die Bezahlung meiner letzten Schneiderrechnung! Wir besprechen den Gegenstand ein andermal! blinzelte er dem Grafen zu und ging. Die Generalin war wirklich wie eine Theater-Niobe. Aber mit aushaltenderer Kraft als die Commerzienräthin an die Kehle! Ich muß mich wehren wie gegen Räuber, Mörder – Jetzt hörte man La Rose an der Thüre klinken, als wenn diese aufgestanden hätte. Er war gut dressirt im Dienen. Mama! wollte Forbeck wieder auf seine Novelle zurückkehren. Hinaus! Verlaß diese Stätte! rief die durch das Thürklinken etwas erschreckte Frau, deren Gesichtszüge sich verzerrt, deren Haarflechten sich verschoben hatten. Ich bin die Mutter der Gräfin, der Herrin des Hauses – – noch habe ich einige Rechte hier! Bald werde ich Dich leider überall verleugnen müssen –! Dann dachte sie doch an die alte Gräfin und das Diner. Den Verzweiflungsschmerz, daß ihre beiden Kinder, Ada und Udo, die Neigung verriethen, sich zu „encanailliren“, wie sie’s nannte, zog Forbeck in’s Lächerliche und empfahl sich, um nur Ruhe zu stiften, mit den Worten: Ich gebe den ganzen Plunder meines Adels für die Bezahlung meiner letzten Schneiderrechnung! Wir besprechen den Gegenstand ein andermal! blinzelte er dem Grafen zu und ging. Die Generalin war wirklich wie eine Theater-Niobe. Aber mit aushaltenderer Kraft als die Commerzienräthin <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0162" n="156"/> an die Kehle! Ich muß mich wehren wie gegen Räuber, Mörder –</p> <p>Jetzt hörte man La Rose an der Thüre klinken, als wenn diese aufgestanden hätte. Er war gut dressirt im Dienen.</p> <p>Mama! wollte Forbeck wieder auf seine Novelle zurückkehren.</p> <p>Hinaus! Verlaß diese Stätte! rief die durch das Thürklinken etwas erschreckte Frau, deren Gesichtszüge sich verzerrt, deren Haarflechten sich verschoben hatten. Ich bin die Mutter der Gräfin, der Herrin des Hauses – – noch habe ich einige Rechte hier! Bald werde ich Dich leider überall verleugnen müssen –!</p> <p>Dann dachte sie doch an die alte Gräfin und das Diner.</p> <p>Den Verzweiflungsschmerz, daß ihre beiden Kinder, Ada und Udo, die Neigung verriethen, sich zu „encanailliren“, wie sie’s nannte, zog Forbeck in’s Lächerliche und empfahl sich, um nur Ruhe zu stiften, mit den Worten: Ich gebe den ganzen Plunder meines Adels für die Bezahlung meiner letzten Schneiderrechnung! Wir besprechen den Gegenstand ein andermal! blinzelte er dem Grafen zu und ging.</p> <p>Die Generalin war wirklich wie eine Theater-Niobe. Aber mit aushaltenderer Kraft als die Commerzienräthin </p> </div> </body> </text> </TEI> [156/0162]
an die Kehle! Ich muß mich wehren wie gegen Räuber, Mörder –
Jetzt hörte man La Rose an der Thüre klinken, als wenn diese aufgestanden hätte. Er war gut dressirt im Dienen.
Mama! wollte Forbeck wieder auf seine Novelle zurückkehren.
Hinaus! Verlaß diese Stätte! rief die durch das Thürklinken etwas erschreckte Frau, deren Gesichtszüge sich verzerrt, deren Haarflechten sich verschoben hatten. Ich bin die Mutter der Gräfin, der Herrin des Hauses – – noch habe ich einige Rechte hier! Bald werde ich Dich leider überall verleugnen müssen –!
Dann dachte sie doch an die alte Gräfin und das Diner.
Den Verzweiflungsschmerz, daß ihre beiden Kinder, Ada und Udo, die Neigung verriethen, sich zu „encanailliren“, wie sie’s nannte, zog Forbeck in’s Lächerliche und empfahl sich, um nur Ruhe zu stiften, mit den Worten: Ich gebe den ganzen Plunder meines Adels für die Bezahlung meiner letzten Schneiderrechnung! Wir besprechen den Gegenstand ein andermal! blinzelte er dem Grafen zu und ging.
Die Generalin war wirklich wie eine Theater-Niobe. Aber mit aushaltenderer Kraft als die Commerzienräthin
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