Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.über die Schnur und packt mehr Dinge aus, als die zur Sache gehören! Helene erschrak nicht wenig, als sie sich mit dem Grafen in dem dunkeln, noch von keiner Laterne erleuchteten Wagen allein befand. Die Landstraße war wenig belebt. Das zartgebaute Mädchen, das sich überdies vor der veränderten Temperatur zu schützen hatte, drückte sich in eine Ecke und wickelte sich in einen schönen türkischen Shawl, ein Geschenk der Gräfin. Das zarte Gewebe bedeckte den ganzen Körper. Man sah nur den lieblichen Kopf mit den sprechenden braunen Augen, das geschmackvoll geordnete, goldblonde Haar, den Hut, der allerdings nur eine Idee von einem Hut war. Nicht einmal einem an einer Mauer klebenden Schwalbennest läßt sich eine solche moderne Kopfbedeckung vergleichen. Die starken Haare waren niederwärts gewunden. Der Graf hatte beim Einsteigen Cigarren geraucht. Rauchen Sie nur fort! sagte Helene. Sie haben dann einen Gewinn von der Verwechslung! Verwechslung? Wie so? fragte der Graf. Welche Dummheit! sagte Helenens Gewissen. Was brauchst du gleich von Verwechslung zu sprechen! Graf Udo beutete aber den Ausdruck aus. Wie kommen Sie auf Verwechslung, Fräulein? sagte er, die über die Schnur und packt mehr Dinge aus, als die zur Sache gehören! Helene erschrak nicht wenig, als sie sich mit dem Grafen in dem dunkeln, noch von keiner Laterne erleuchteten Wagen allein befand. Die Landstraße war wenig belebt. Das zartgebaute Mädchen, das sich überdies vor der veränderten Temperatur zu schützen hatte, drückte sich in eine Ecke und wickelte sich in einen schönen türkischen Shawl, ein Geschenk der Gräfin. Das zarte Gewebe bedeckte den ganzen Körper. Man sah nur den lieblichen Kopf mit den sprechenden braunen Augen, das geschmackvoll geordnete, goldblonde Haar, den Hut, der allerdings nur eine Idee von einem Hut war. Nicht einmal einem an einer Mauer klebenden Schwalbennest läßt sich eine solche moderne Kopfbedeckung vergleichen. Die starken Haare waren niederwärts gewunden. Der Graf hatte beim Einsteigen Cigarren geraucht. Rauchen Sie nur fort! sagte Helene. Sie haben dann einen Gewinn von der Verwechslung! Verwechslung? Wie so? fragte der Graf. Welche Dummheit! sagte Helenens Gewissen. Was brauchst du gleich von Verwechslung zu sprechen! Graf Udo beutete aber den Ausdruck aus. Wie kommen Sie auf Verwechslung, Fräulein? sagte er, die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0018" n="12"/> über die Schnur und packt mehr Dinge aus, als die zur Sache gehören!</p> <p>Helene erschrak nicht wenig, als sie sich mit dem Grafen in dem dunkeln, noch von keiner Laterne erleuchteten Wagen allein befand. Die Landstraße war wenig belebt. Das zartgebaute Mädchen, das sich überdies vor der veränderten Temperatur zu schützen hatte, drückte sich in eine Ecke und wickelte sich in einen schönen türkischen Shawl, ein Geschenk der Gräfin. Das zarte Gewebe bedeckte den ganzen Körper. Man sah nur den lieblichen Kopf mit den sprechenden braunen Augen, das geschmackvoll geordnete, goldblonde Haar, den Hut, der allerdings nur eine Idee von einem Hut war. Nicht einmal einem an einer Mauer klebenden Schwalbennest läßt sich eine solche moderne Kopfbedeckung vergleichen. Die starken Haare waren niederwärts gewunden.</p> <p>Der Graf hatte beim Einsteigen Cigarren geraucht. </p> <p>Rauchen Sie nur fort! sagte Helene. Sie haben dann einen Gewinn von der Verwechslung! </p> <p>Verwechslung? Wie so? fragte der Graf. </p> <p>Welche Dummheit! sagte Helenens Gewissen. Was brauchst du gleich von Verwechslung zu sprechen!</p> <p>Graf Udo beutete aber den Ausdruck aus. Wie kommen Sie auf Verwechslung, Fräulein? sagte er, die </p> </div> </body> </text> </TEI> [12/0018]
über die Schnur und packt mehr Dinge aus, als die zur Sache gehören!
Helene erschrak nicht wenig, als sie sich mit dem Grafen in dem dunkeln, noch von keiner Laterne erleuchteten Wagen allein befand. Die Landstraße war wenig belebt. Das zartgebaute Mädchen, das sich überdies vor der veränderten Temperatur zu schützen hatte, drückte sich in eine Ecke und wickelte sich in einen schönen türkischen Shawl, ein Geschenk der Gräfin. Das zarte Gewebe bedeckte den ganzen Körper. Man sah nur den lieblichen Kopf mit den sprechenden braunen Augen, das geschmackvoll geordnete, goldblonde Haar, den Hut, der allerdings nur eine Idee von einem Hut war. Nicht einmal einem an einer Mauer klebenden Schwalbennest läßt sich eine solche moderne Kopfbedeckung vergleichen. Die starken Haare waren niederwärts gewunden.
Der Graf hatte beim Einsteigen Cigarren geraucht.
Rauchen Sie nur fort! sagte Helene. Sie haben dann einen Gewinn von der Verwechslung!
Verwechslung? Wie so? fragte der Graf.
Welche Dummheit! sagte Helenens Gewissen. Was brauchst du gleich von Verwechslung zu sprechen!
Graf Udo beutete aber den Ausdruck aus. Wie kommen Sie auf Verwechslung, Fräulein? sagte er, die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-02-19T11:57:26Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-02-19T11:57:26Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-3<a>)
(2014-02-19T11:57:26Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |