Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Ottomar war zu sehr in sein süßes Leid versunken, um aus sich selbst viel herauszugehen. Ada hatte ihm schon die Wohnung angezeigt, die sie auf's Gerathewohl genommen. Wolny mit Holl allein lassend machte er sich auf den Weg zu seiner Angebeteten, zu dem bösen, lieben, herzigen Störenfried seines Lebens. Die Wohnung, die Ada beim ersten Blick auf einen heraushängenden Zettel genommen, war nur klein, nur elegant im Gedankenreich der Vermietherin, in Wahrheit dürftig ausgestattet. Ada wußte aber schnell Geschmack in die kleine Existenz zu bringen. Alles, woran sie sich seit Jahren gewöhnt hatte und was ihr gehörte, wurde bei ihrer Rückkehr in das Palais zusammen gepackt und entführt. Sie breitete es nun mit behender Hand aus. Hier schmückte sie eine altmodische Etagere, dort einen Ofensims. Am Abend stutzte sie sogar das jugendfrische lockige Haar ihres eroberten Freundes mit einem silbernen Kamm so zurecht, wie sie ihn von jetzt an sehen wollte, denn sie hatte schon ihre ganze Pompadour-Einrichtung aufgestellt. Von Udo habe ich in aller Güte Abschied genommen! berichtete sie schon am Morgen, von der alten Gräfin vorläufig noch nicht. Udo, erzählte sie, ist untröstlich, daß ihn Deine Schwester nicht liebt! Er sagte mir's durch die Thür hindurch! Ich habe es immer Ottomar war zu sehr in sein süßes Leid versunken, um aus sich selbst viel herauszugehen. Ada hatte ihm schon die Wohnung angezeigt, die sie auf’s Gerathewohl genommen. Wolny mit Holl allein lassend machte er sich auf den Weg zu seiner Angebeteten, zu dem bösen, lieben, herzigen Störenfried seines Lebens. Die Wohnung, die Ada beim ersten Blick auf einen heraushängenden Zettel genommen, war nur klein, nur elegant im Gedankenreich der Vermietherin, in Wahrheit dürftig ausgestattet. Ada wußte aber schnell Geschmack in die kleine Existenz zu bringen. Alles, woran sie sich seit Jahren gewöhnt hatte und was ihr gehörte, wurde bei ihrer Rückkehr in das Palais zusammen gepackt und entführt. Sie breitete es nun mit behender Hand aus. Hier schmückte sie eine altmodische Etagère, dort einen Ofensims. Am Abend stutzte sie sogar das jugendfrische lockige Haar ihres eroberten Freundes mit einem silbernen Kamm so zurecht, wie sie ihn von jetzt an sehen wollte, denn sie hatte schon ihre ganze Pompadour-Einrichtung aufgestellt. Von Udo habe ich in aller Güte Abschied genommen! berichtete sie schon am Morgen, von der alten Gräfin vorläufig noch nicht. Udo, erzählte sie, ist untröstlich, daß ihn Deine Schwester nicht liebt! Er sagte mir’s durch die Thür hindurch! Ich habe es immer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0192" n="186"/> <p> Ottomar war zu sehr in sein süßes Leid versunken, um aus sich selbst viel herauszugehen. Ada hatte ihm schon die Wohnung angezeigt, die sie auf’s Gerathewohl genommen. Wolny mit Holl allein lassend machte er sich auf den Weg zu seiner Angebeteten, zu dem bösen, lieben, herzigen Störenfried seines Lebens.</p> <p>Die Wohnung, die Ada beim ersten Blick auf einen heraushängenden Zettel genommen, war nur klein, nur elegant im Gedankenreich der Vermietherin, in Wahrheit dürftig ausgestattet. Ada wußte aber schnell Geschmack in die kleine Existenz zu bringen. Alles, woran sie sich seit Jahren gewöhnt hatte und was ihr gehörte, wurde bei ihrer Rückkehr in das Palais zusammen gepackt und entführt. Sie breitete es nun mit behender Hand aus. Hier schmückte sie eine altmodische Etagère, dort einen Ofensims. Am Abend stutzte sie sogar das jugendfrische lockige Haar ihres eroberten Freundes mit einem silbernen Kamm so zurecht, wie sie ihn von jetzt an sehen wollte, denn sie hatte schon ihre ganze Pompadour-Einrichtung aufgestellt.</p> <p>Von Udo habe ich in aller Güte Abschied genommen! berichtete sie schon am Morgen, von der alten Gräfin vorläufig noch nicht. Udo, erzählte sie, ist untröstlich, daß ihn Deine Schwester nicht liebt! Er sagte mir’s durch die Thür hindurch! Ich habe es immer </p> </div> </body> </text> </TEI> [186/0192]
Ottomar war zu sehr in sein süßes Leid versunken, um aus sich selbst viel herauszugehen. Ada hatte ihm schon die Wohnung angezeigt, die sie auf’s Gerathewohl genommen. Wolny mit Holl allein lassend machte er sich auf den Weg zu seiner Angebeteten, zu dem bösen, lieben, herzigen Störenfried seines Lebens.
Die Wohnung, die Ada beim ersten Blick auf einen heraushängenden Zettel genommen, war nur klein, nur elegant im Gedankenreich der Vermietherin, in Wahrheit dürftig ausgestattet. Ada wußte aber schnell Geschmack in die kleine Existenz zu bringen. Alles, woran sie sich seit Jahren gewöhnt hatte und was ihr gehörte, wurde bei ihrer Rückkehr in das Palais zusammen gepackt und entführt. Sie breitete es nun mit behender Hand aus. Hier schmückte sie eine altmodische Etagère, dort einen Ofensims. Am Abend stutzte sie sogar das jugendfrische lockige Haar ihres eroberten Freundes mit einem silbernen Kamm so zurecht, wie sie ihn von jetzt an sehen wollte, denn sie hatte schon ihre ganze Pompadour-Einrichtung aufgestellt.
Von Udo habe ich in aller Güte Abschied genommen! berichtete sie schon am Morgen, von der alten Gräfin vorläufig noch nicht. Udo, erzählte sie, ist untröstlich, daß ihn Deine Schwester nicht liebt! Er sagte mir’s durch die Thür hindurch! Ich habe es immer
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