Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

prophezeit und muß es bedauern. Sie würde mit ihm glücklich gewesen sein!

Ottomar zeigte einen schon vom Grafen empfangenen Brief.

Lieber Freund, hatte ihm dieser geschrieben, laß uns dem System der Natur treu bleiben! Ada hat schon so viele Prüfungen im Leben durchmachen müssen und es stehen ihr noch so viele durch ihren Bruder bevor, daß sie wohl verdient, in irgend etwas glücklich zu sein! Leider konnte ich ihr Nichts bieten, als bequemere Existenz. Aber schwungvolle Seelen, wie sie eine ist, legen keinen Werth darauf. Verurtheilen kann ich Dich nicht, da mich selbst die gleiche Schuld trifft. Vor der Welt trifft! Vor der Sonne des Tages! Laß uns ringen, das, was an unserm Verhältniß seltsam, neu ist, es uns als ganz in der Ordnung zu erhalten! Es gelingt gewiß. Wenn wir uns nur selbst achten! Ich trete wohl in die Diplomatie zurück. Gruß an Ada!

Bei Alledem blickte Ottomar düster.

Sei doch kein Grillenfänger! ermunterte Ada lächelnd. Wenn ich mich nach den Ansichten aller unserer - lebens - itzens und - witzens richten wollte, dann käme ich aus dem Elend des Herzens nicht heraus. Die Mutter und der Bruder scheinen noch gar Nichts zu

prophezeit und muß es bedauern. Sie würde mit ihm glücklich gewesen sein!

Ottomar zeigte einen schon vom Grafen empfangenen Brief.

Lieber Freund, hatte ihm dieser geschrieben, laß uns dem System der Natur treu bleiben! Ada hat schon so viele Prüfungen im Leben durchmachen müssen und es stehen ihr noch so viele durch ihren Bruder bevor, daß sie wohl verdient, in irgend etwas glücklich zu sein! Leider konnte ich ihr Nichts bieten, als bequemere Existenz. Aber schwungvolle Seelen, wie sie eine ist, legen keinen Werth darauf. Verurtheilen kann ich Dich nicht, da mich selbst die gleiche Schuld trifft. Vor der Welt trifft! Vor der Sonne des Tages! Laß uns ringen, das, was an unserm Verhältniß seltsam, neu ist, es uns als ganz in der Ordnung zu erhalten! Es gelingt gewiß. Wenn wir uns nur selbst achten! Ich trete wohl in die Diplomatie zurück. Gruß an Ada!

Bei Alledem blickte Ottomar düster.

Sei doch kein Grillenfänger! ermunterte Ada lächelnd. Wenn ich mich nach den Ansichten aller unserer – lebens – itzens und – witzens richten wollte, dann käme ich aus dem Elend des Herzens nicht heraus. Die Mutter und der Bruder scheinen noch gar Nichts zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0193" n="187"/>
prophezeit und muß es bedauern. Sie würde mit ihm glücklich gewesen sein!</p>
        <p>Ottomar zeigte einen schon vom Grafen empfangenen Brief.</p>
        <p>Lieber Freund, hatte ihm dieser geschrieben, laß uns dem System der Natur treu bleiben! Ada hat schon so viele Prüfungen im Leben durchmachen müssen und es stehen ihr noch so viele durch ihren Bruder bevor, daß sie wohl verdient, in irgend etwas glücklich zu sein! Leider konnte ich ihr Nichts bieten, als bequemere Existenz. Aber schwungvolle Seelen, wie sie eine ist, legen keinen Werth darauf. Verurtheilen kann ich Dich nicht, da mich selbst die gleiche Schuld trifft. Vor der Welt trifft! Vor der Sonne des Tages! Laß uns ringen, das, was an unserm Verhältniß seltsam, neu ist, es uns als ganz in der Ordnung zu erhalten! Es gelingt gewiß. Wenn wir uns nur selbst achten! Ich trete wohl in die Diplomatie zurück. Gruß an Ada!</p>
        <p>Bei Alledem blickte Ottomar düster.</p>
        <p>Sei doch kein Grillenfänger! ermunterte Ada lächelnd. Wenn ich mich nach den Ansichten aller unserer &#x2013; lebens &#x2013; itzens und &#x2013; witzens richten wollte, dann käme ich aus dem Elend des Herzens nicht heraus. Die Mutter und der Bruder scheinen noch gar Nichts zu
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0193] prophezeit und muß es bedauern. Sie würde mit ihm glücklich gewesen sein! Ottomar zeigte einen schon vom Grafen empfangenen Brief. Lieber Freund, hatte ihm dieser geschrieben, laß uns dem System der Natur treu bleiben! Ada hat schon so viele Prüfungen im Leben durchmachen müssen und es stehen ihr noch so viele durch ihren Bruder bevor, daß sie wohl verdient, in irgend etwas glücklich zu sein! Leider konnte ich ihr Nichts bieten, als bequemere Existenz. Aber schwungvolle Seelen, wie sie eine ist, legen keinen Werth darauf. Verurtheilen kann ich Dich nicht, da mich selbst die gleiche Schuld trifft. Vor der Welt trifft! Vor der Sonne des Tages! Laß uns ringen, das, was an unserm Verhältniß seltsam, neu ist, es uns als ganz in der Ordnung zu erhalten! Es gelingt gewiß. Wenn wir uns nur selbst achten! Ich trete wohl in die Diplomatie zurück. Gruß an Ada! Bei Alledem blickte Ottomar düster. Sei doch kein Grillenfänger! ermunterte Ada lächelnd. Wenn ich mich nach den Ansichten aller unserer – lebens – itzens und – witzens richten wollte, dann käme ich aus dem Elend des Herzens nicht heraus. Die Mutter und der Bruder scheinen noch gar Nichts zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T11:57:26Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T11:57:26Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-3<a>) (2014-02-19T11:57:26Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/193
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/193>, abgerufen am 21.11.2024.