Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Seltne Menschen! Seltne Menschen! brummte Einer oder der Andere in den Bart. Auf dem Gebiet des Ideals ist das Herrlichste möglich, bemerkte der Rector mit schneidender Ironie, wenn die individuellen Bedingungen es ausfüllen. Seltne Menschen! Seltne Menschen! murmelte man wieder. Man war sich des Gefühls der menschlichen Schwäche bewußt; Niemand aber wagte, die Schwäche zu vertheidigen. Triesel, der das Zerstören auch seiner Bilder befürchtete, ergriff wieder das Wort. Schade, sagte er, daß Graf Udo abgereist ist. Bei seiner Anwesenheit wäre das nicht geschehen. Es ist die ihr entzogen gewesene Abendstunde, die jene Frau so zornig gemacht hat. Der Pfarrer Merkus soll bei dem ganzen Vorgang betheiligt sein. Die Vorspiegelung des Grafen, er brächte seine Abende auf dem Casino zu, war allerdings stark. Das gebe ich zu. Vielleicht hätte das Eingeständniß zur rechten Zeit die Dame milder gestimmt. Als Mitwisserin des Geheimnisses hätte sie es vielleicht anders beurtheilt. Graf Wilhelm war Voltairianer, ein ganz respectabler Freigeist. Obschon Gerichtsrath Eller den schönen Muth der Juristen besaß, jeder noch so bedenklich sich anlassenden Frage wie ein Ritter dem Lindwurm gegenüber oder Seltne Menschen! Seltne Menschen! brummte Einer oder der Andere in den Bart. Auf dem Gebiet des Ideals ist das Herrlichste möglich, bemerkte der Rector mit schneidender Ironie, wenn die individuellen Bedingungen es ausfüllen. Seltne Menschen! Seltne Menschen! murmelte man wieder. Man war sich des Gefühls der menschlichen Schwäche bewußt; Niemand aber wagte, die Schwäche zu vertheidigen. Triesel, der das Zerstören auch seiner Bilder befürchtete, ergriff wieder das Wort. Schade, sagte er, daß Graf Udo abgereist ist. Bei seiner Anwesenheit wäre das nicht geschehen. Es ist die ihr entzogen gewesene Abendstunde, die jene Frau so zornig gemacht hat. Der Pfarrer Merkus soll bei dem ganzen Vorgang betheiligt sein. Die Vorspiegelung des Grafen, er brächte seine Abende auf dem Casino zu, war allerdings stark. Das gebe ich zu. Vielleicht hätte das Eingeständniß zur rechten Zeit die Dame milder gestimmt. Als Mitwisserin des Geheimnisses hätte sie es vielleicht anders beurtheilt. Graf Wilhelm war Voltairianer, ein ganz respectabler Freigeist. Obschon Gerichtsrath Eller den schönen Muth der Juristen besaß, jeder noch so bedenklich sich anlassenden Frage wie ein Ritter dem Lindwurm gegenüber oder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0305" n="299"/> <p> Seltne Menschen! Seltne Menschen! brummte Einer oder der Andere in den Bart.</p> <p>Auf dem Gebiet des Ideals ist das Herrlichste möglich, bemerkte der Rector mit schneidender Ironie, wenn die individuellen Bedingungen es ausfüllen.</p> <p>Seltne Menschen! Seltne Menschen! murmelte man wieder. Man war sich des Gefühls der menschlichen Schwäche bewußt; Niemand aber wagte, die Schwäche zu vertheidigen.</p> <p>Triesel, der das Zerstören auch seiner Bilder befürchtete, ergriff wieder das Wort. Schade, sagte er, daß Graf Udo abgereist ist. Bei seiner Anwesenheit wäre das nicht geschehen. Es ist die ihr entzogen gewesene Abendstunde, die jene Frau so zornig gemacht hat. Der Pfarrer Merkus soll bei dem ganzen Vorgang betheiligt sein. Die Vorspiegelung des Grafen, er brächte seine Abende auf dem Casino zu, war allerdings stark. Das gebe ich zu. Vielleicht hätte das Eingeständniß zur rechten Zeit die Dame milder gestimmt. Als Mitwisserin des Geheimnisses hätte sie es vielleicht anders beurtheilt. Graf Wilhelm war Voltairianer, ein ganz respectabler Freigeist.</p> <p>Obschon Gerichtsrath Eller den schönen Muth der Juristen besaß, jeder noch so bedenklich sich anlassenden Frage wie ein Ritter dem Lindwurm gegenüber oder </p> </div> </body> </text> </TEI> [299/0305]
Seltne Menschen! Seltne Menschen! brummte Einer oder der Andere in den Bart.
Auf dem Gebiet des Ideals ist das Herrlichste möglich, bemerkte der Rector mit schneidender Ironie, wenn die individuellen Bedingungen es ausfüllen.
Seltne Menschen! Seltne Menschen! murmelte man wieder. Man war sich des Gefühls der menschlichen Schwäche bewußt; Niemand aber wagte, die Schwäche zu vertheidigen.
Triesel, der das Zerstören auch seiner Bilder befürchtete, ergriff wieder das Wort. Schade, sagte er, daß Graf Udo abgereist ist. Bei seiner Anwesenheit wäre das nicht geschehen. Es ist die ihr entzogen gewesene Abendstunde, die jene Frau so zornig gemacht hat. Der Pfarrer Merkus soll bei dem ganzen Vorgang betheiligt sein. Die Vorspiegelung des Grafen, er brächte seine Abende auf dem Casino zu, war allerdings stark. Das gebe ich zu. Vielleicht hätte das Eingeständniß zur rechten Zeit die Dame milder gestimmt. Als Mitwisserin des Geheimnisses hätte sie es vielleicht anders beurtheilt. Graf Wilhelm war Voltairianer, ein ganz respectabler Freigeist.
Obschon Gerichtsrath Eller den schönen Muth der Juristen besaß, jeder noch so bedenklich sich anlassenden Frage wie ein Ritter dem Lindwurm gegenüber oder
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