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Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.

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Drittes Kapitel.

Pfarrer Merkus aus Weilheim, der auch die Kirche in Hochlinden bediente, stellte sich oft zu den zweiten Frühstücken ein. Seine Eßstunde war die ländliche zwölf Uhr; sie folgte unmittelbar der Gewohnheit des Schlosses, die nur umgangen wurde, wenn Partieen gemacht werden sollten. Das that ihm jedoch Nichts, zweimal nacheinander den Leib zu füllen. Der Mann war noch nicht alt. Er gedachte mit seiner behäbigen kleinen Gestalt und den klug umspähenden Augen nicht in Weilheim zu bleiben, sondern weiter zu klimmen. An Allem, was nur Schule, Kirche und selbst den Staat berührte, betheiligte er sich im conservativsten Sinne. Immer wußte er der alten Gräfin etwas zu hinterbringen, was diese beschäftigte. So heute von den Verheerungen, die der gestrige Regen angerichtet hätte. Da wurden denn die Jahrmarktsgeschenke sogleich ganz anders vertheilt, als man gestern beschlossen hatte. Es sollte eben Alles bei der alten Gräfin nach des Pfarrers Anordnung

Drittes Kapitel.

Pfarrer Merkus aus Weilheim, der auch die Kirche in Hochlinden bediente, stellte sich oft zu den zweiten Frühstücken ein. Seine Eßstunde war die ländliche zwölf Uhr; sie folgte unmittelbar der Gewohnheit des Schlosses, die nur umgangen wurde, wenn Partieen gemacht werden sollten. Das that ihm jedoch Nichts, zweimal nacheinander den Leib zu füllen. Der Mann war noch nicht alt. Er gedachte mit seiner behäbigen kleinen Gestalt und den klug umspähenden Augen nicht in Weilheim zu bleiben, sondern weiter zu klimmen. An Allem, was nur Schule, Kirche und selbst den Staat berührte, betheiligte er sich im conservativsten Sinne. Immer wußte er der alten Gräfin etwas zu hinterbringen, was diese beschäftigte. So heute von den Verheerungen, die der gestrige Regen angerichtet hätte. Da wurden denn die Jahrmarktsgeschenke sogleich ganz anders vertheilt, als man gestern beschlossen hatte. Es sollte eben Alles bei der alten Gräfin nach des Pfarrers Anordnung

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[50/0056] Drittes Kapitel. Pfarrer Merkus aus Weilheim, der auch die Kirche in Hochlinden bediente, stellte sich oft zu den zweiten Frühstücken ein. Seine Eßstunde war die ländliche zwölf Uhr; sie folgte unmittelbar der Gewohnheit des Schlosses, die nur umgangen wurde, wenn Partieen gemacht werden sollten. Das that ihm jedoch Nichts, zweimal nacheinander den Leib zu füllen. Der Mann war noch nicht alt. Er gedachte mit seiner behäbigen kleinen Gestalt und den klug umspähenden Augen nicht in Weilheim zu bleiben, sondern weiter zu klimmen. An Allem, was nur Schule, Kirche und selbst den Staat berührte, betheiligte er sich im conservativsten Sinne. Immer wußte er der alten Gräfin etwas zu hinterbringen, was diese beschäftigte. So heute von den Verheerungen, die der gestrige Regen angerichtet hätte. Da wurden denn die Jahrmarktsgeschenke sogleich ganz anders vertheilt, als man gestern beschlossen hatte. Es sollte eben Alles bei der alten Gräfin nach des Pfarrers Anordnung

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/56>, abgerufen am 23.11.2024.