Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

hergehen. Für die Tischdecke tauschte er sich in vorausgeahnter Uebereinstimmung mit seiner würdigen Hausfrau eine Rolle Damastzeug zu nützlicheren Bettüberzügen aus. Dergleichen legt man in den Kasten, sagte er schmunzelnd, wenn man es auch nicht sofort braucht, Excellenz! Er hatte ein heranwachsendes Töchterlein, über dessen Ausstattung seine würdige Hausfrau jetzt schon zuweilen Phantasieen bekam, die einzigen, die der unbedeutenden, aber manchmal anspruchsvollen Frau zu Gebote standen.

Die jungen Schloßbewohner Udo und Ada ließen den kleinen Tyrannen in ihrer ersten Zeit schalten und walten. Nur als Helene Althing angekommen war, da bekam er Stoff zur Eifersucht. Und vollends, als Martha kam. Als er dann gar hörte, daß diese auch noch später bleiben sollte, verwunderte sich der schwarze Herr nicht wenig. Er war seitdem in steter Bewegung.

Heute gab es herrlichen Sonnenschein, der die durchnäßten Wege schnell getrocknet hatte. Wie konnte Helene da der alten Gräfin mit dem Abreisenwollen kommen! Die ganze junge Welt wurde von ihr vom Frühstückstisch hinaus in den Park gezogen. Weiter hinaus noch in die Obstbaumpflanzungen, in die Felder und die Anhöhen hinauf ging die alte Gräfin nicht. Aber sie unterbrach Helenens Reden vom Packenmüssen, vom Postenlauf, dann Ottomars Fragen und Auskunftertheilungen mit

hergehen. Für die Tischdecke tauschte er sich in vorausgeahnter Uebereinstimmung mit seiner würdigen Hausfrau eine Rolle Damastzeug zu nützlicheren Bettüberzügen aus. Dergleichen legt man in den Kasten, sagte er schmunzelnd, wenn man es auch nicht sofort braucht, Excellenz! Er hatte ein heranwachsendes Töchterlein, über dessen Ausstattung seine würdige Hausfrau jetzt schon zuweilen Phantasieen bekam, die einzigen, die der unbedeutenden, aber manchmal anspruchsvollen Frau zu Gebote standen.

Die jungen Schloßbewohner Udo und Ada ließen den kleinen Tyrannen in ihrer ersten Zeit schalten und walten. Nur als Helene Althing angekommen war, da bekam er Stoff zur Eifersucht. Und vollends, als Martha kam. Als er dann gar hörte, daß diese auch noch später bleiben sollte, verwunderte sich der schwarze Herr nicht wenig. Er war seitdem in steter Bewegung.

Heute gab es herrlichen Sonnenschein, der die durchnäßten Wege schnell getrocknet hatte. Wie konnte Helene da der alten Gräfin mit dem Abreisenwollen kommen! Die ganze junge Welt wurde von ihr vom Frühstückstisch hinaus in den Park gezogen. Weiter hinaus noch in die Obstbaumpflanzungen, in die Felder und die Anhöhen hinauf ging die alte Gräfin nicht. Aber sie unterbrach Helenens Reden vom Packenmüssen, vom Postenlauf, dann Ottomars Fragen und Auskunftertheilungen mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0057" n="51"/>
hergehen. Für die Tischdecke tauschte er sich in vorausgeahnter Uebereinstimmung mit seiner würdigen Hausfrau eine Rolle Damastzeug zu nützlicheren Bettüberzügen aus. Dergleichen legt man in den Kasten, sagte er schmunzelnd, wenn man es auch nicht sofort braucht, Excellenz! Er hatte ein heranwachsendes Töchterlein, über dessen Ausstattung seine würdige Hausfrau jetzt schon zuweilen Phantasieen bekam, die einzigen, die der unbedeutenden, aber manchmal anspruchsvollen Frau zu Gebote standen. </p>
        <p>Die jungen Schloßbewohner Udo und Ada ließen den kleinen Tyrannen in ihrer ersten Zeit schalten und walten. Nur als Helene Althing angekommen war, da bekam er Stoff zur Eifersucht. Und vollends, als Martha kam. Als er dann gar hörte, daß diese auch noch später bleiben sollte, verwunderte sich der schwarze Herr nicht wenig. Er war seitdem in steter Bewegung.</p>
        <p>Heute gab es herrlichen Sonnenschein, der die durchnäßten Wege schnell getrocknet hatte. Wie konnte Helene da der alten Gräfin mit dem Abreisenwollen kommen! Die ganze junge Welt wurde von ihr vom Frühstückstisch hinaus in den Park gezogen. Weiter hinaus noch in die Obstbaumpflanzungen, in die Felder und die Anhöhen hinauf ging die alte Gräfin nicht. Aber sie unterbrach Helenens Reden vom Packenmüssen, vom Postenlauf, dann Ottomars Fragen und Auskunftertheilungen mit
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0057] hergehen. Für die Tischdecke tauschte er sich in vorausgeahnter Uebereinstimmung mit seiner würdigen Hausfrau eine Rolle Damastzeug zu nützlicheren Bettüberzügen aus. Dergleichen legt man in den Kasten, sagte er schmunzelnd, wenn man es auch nicht sofort braucht, Excellenz! Er hatte ein heranwachsendes Töchterlein, über dessen Ausstattung seine würdige Hausfrau jetzt schon zuweilen Phantasieen bekam, die einzigen, die der unbedeutenden, aber manchmal anspruchsvollen Frau zu Gebote standen. Die jungen Schloßbewohner Udo und Ada ließen den kleinen Tyrannen in ihrer ersten Zeit schalten und walten. Nur als Helene Althing angekommen war, da bekam er Stoff zur Eifersucht. Und vollends, als Martha kam. Als er dann gar hörte, daß diese auch noch später bleiben sollte, verwunderte sich der schwarze Herr nicht wenig. Er war seitdem in steter Bewegung. Heute gab es herrlichen Sonnenschein, der die durchnäßten Wege schnell getrocknet hatte. Wie konnte Helene da der alten Gräfin mit dem Abreisenwollen kommen! Die ganze junge Welt wurde von ihr vom Frühstückstisch hinaus in den Park gezogen. Weiter hinaus noch in die Obstbaumpflanzungen, in die Felder und die Anhöhen hinauf ging die alte Gräfin nicht. Aber sie unterbrach Helenens Reden vom Packenmüssen, vom Postenlauf, dann Ottomars Fragen und Auskunftertheilungen mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T11:57:26Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T11:57:26Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-3<a>) (2014-02-19T11:57:26Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/57
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/57>, abgerufen am 23.11.2024.