Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Diana hatte sich heute Niemandem anders angeschlossen, als der gnädigen jungen Frau Gräfin. Ada begrüßte die langsam heraufklimmenden Männer mit einem Büschel Wald-Erdbeeren, die sie sich noch aufgesucht hatte. In einem praktischen dunkelblauen Leinenkleide, als Bergsteigecostüm, den kleinen Matrosenhut in der Hand, hatte sie das Haar dem Winde preisgegeben und stand wie eine Siegerin da, triumphirend. Auf einem kürzern, viel steilern, aber schnell von ihr durchmessenen Wege war sie den Anderen lange zuvorgekommen.

Der Waldhüter hielt die Kappe in der Hand. Der Wind auf der Höhe ging scharf. Bedeckt Euch doch, Bartels! sagte der Graf und suchte einen Platz, um sich auszuruhen.

Ottomar sah verdrießlich drein. Die Wald-Erdbeeren lehnte er nicht ab, aß sie sogar, obschon sie nicht zu den bessern ihrer Gattung gehörten, verbarg aber nicht im Mindesten seine Verstimmung über dies wiedereingeleitete Stelldichein; denn der Graf hatte ja mit den Waldarbeitern zu thun und mußte sie allein lassen.

Die Ermüdeten wollten sich ausruhen. Aber der Boden, wenn auch mit alten Kiefernadeln bedeckt, war steinigt. Da war noch ein Rasen in einem Winkel der Bergspitze zu entdecken. Er war nicht groß. Um ihn

Die Diana hatte sich heute Niemandem anders angeschlossen, als der gnädigen jungen Frau Gräfin. Ada begrüßte die langsam heraufklimmenden Männer mit einem Büschel Wald-Erdbeeren, die sie sich noch aufgesucht hatte. In einem praktischen dunkelblauen Leinenkleide, als Bergsteigecostüm, den kleinen Matrosenhut in der Hand, hatte sie das Haar dem Winde preisgegeben und stand wie eine Siegerin da, triumphirend. Auf einem kürzern, viel steilern, aber schnell von ihr durchmessenen Wege war sie den Anderen lange zuvorgekommen.

Der Waldhüter hielt die Kappe in der Hand. Der Wind auf der Höhe ging scharf. Bedeckt Euch doch, Bartels! sagte der Graf und suchte einen Platz, um sich auszuruhen.

Ottomar sah verdrießlich drein. Die Wald-Erdbeeren lehnte er nicht ab, aß sie sogar, obschon sie nicht zu den bessern ihrer Gattung gehörten, verbarg aber nicht im Mindesten seine Verstimmung über dies wiedereingeleitete Stelldichein; denn der Graf hatte ja mit den Waldarbeitern zu thun und mußte sie allein lassen.

Die Ermüdeten wollten sich ausruhen. Aber der Boden, wenn auch mit alten Kiefernadeln bedeckt, war steinigt. Da war noch ein Rasen in einem Winkel der Bergspitze zu entdecken. Er war nicht groß. Um ihn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0066" n="60"/>
        <p> Die Diana hatte sich heute Niemandem anders angeschlossen, als der gnädigen jungen Frau Gräfin. Ada begrüßte die langsam heraufklimmenden Männer mit einem Büschel Wald-Erdbeeren, die sie sich noch aufgesucht hatte. In einem praktischen dunkelblauen Leinenkleide, als Bergsteigecostüm, den kleinen Matrosenhut in der Hand, hatte sie das Haar dem Winde preisgegeben und stand wie eine Siegerin da, triumphirend. Auf einem kürzern, viel steilern, aber schnell von ihr durchmessenen Wege war sie den Anderen lange zuvorgekommen.</p>
        <p>Der Waldhüter hielt die Kappe in der Hand. Der Wind auf der Höhe ging scharf. Bedeckt Euch doch, Bartels! sagte der Graf und suchte einen Platz, um sich auszuruhen.</p>
        <p>Ottomar sah verdrießlich drein. Die Wald-Erdbeeren lehnte er nicht ab, aß sie sogar, obschon sie nicht zu den bessern ihrer Gattung gehörten, verbarg aber nicht im Mindesten seine Verstimmung über dies wiedereingeleitete Stelldichein; denn der Graf hatte ja mit den Waldarbeitern zu thun und mußte sie allein lassen.</p>
        <p>Die Ermüdeten wollten sich ausruhen. Aber der Boden, wenn auch mit alten Kiefernadeln bedeckt, war steinigt. Da war noch ein Rasen in einem Winkel der Bergspitze zu entdecken. Er war nicht groß. Um ihn
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[60/0066] Die Diana hatte sich heute Niemandem anders angeschlossen, als der gnädigen jungen Frau Gräfin. Ada begrüßte die langsam heraufklimmenden Männer mit einem Büschel Wald-Erdbeeren, die sie sich noch aufgesucht hatte. In einem praktischen dunkelblauen Leinenkleide, als Bergsteigecostüm, den kleinen Matrosenhut in der Hand, hatte sie das Haar dem Winde preisgegeben und stand wie eine Siegerin da, triumphirend. Auf einem kürzern, viel steilern, aber schnell von ihr durchmessenen Wege war sie den Anderen lange zuvorgekommen. Der Waldhüter hielt die Kappe in der Hand. Der Wind auf der Höhe ging scharf. Bedeckt Euch doch, Bartels! sagte der Graf und suchte einen Platz, um sich auszuruhen. Ottomar sah verdrießlich drein. Die Wald-Erdbeeren lehnte er nicht ab, aß sie sogar, obschon sie nicht zu den bessern ihrer Gattung gehörten, verbarg aber nicht im Mindesten seine Verstimmung über dies wiedereingeleitete Stelldichein; denn der Graf hatte ja mit den Waldarbeitern zu thun und mußte sie allein lassen. Die Ermüdeten wollten sich ausruhen. Aber der Boden, wenn auch mit alten Kiefernadeln bedeckt, war steinigt. Da war noch ein Rasen in einem Winkel der Bergspitze zu entdecken. Er war nicht groß. Um ihn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T11:57:26Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T11:57:26Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-3<a>) (2014-02-19T11:57:26Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/66
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/66>, abgerufen am 23.11.2024.