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Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.

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Der Ehrgeiz des kleinen Mannes mit dem ihm etwas komisch stehenden wohlgepflegten Backenbarte und dem kurzgeschorenen lockigen Haare hatte es mit dem größten Aerger ertragen, daß den ganzen Sommer über die Herrschaften auf Hochlinden ihm nur einen geringen Pflichttheil der Aufmerksamkeit zuwendeten, die ihm früher geschenkt wurde. Seit die Generalin da war, die sich in der Nähe des "Volks" vor ansteckenden Krankheiten zu fürchten behauptete und deshalb nicht in seine Kirche kam, seit die junge Gräfin, Graf Udo und dann vollends die Bildhauerkinder und die neue Gesellschafterin Martha Ehlerdt um Gräfin Constanze "Durchlaucht" sich auslebten, wie eben ihre Charaktere Ueberzeugungen, Neigungen mit sich brachten, kam es oft vor, daß sich nur die Bedienten in dem gräflichen Kirchenstuhl befanden, manchmal auch diese nicht einmal, die alte Gräfin jedenfalls immer seltener. Sonst ließen die Fenster der Kirche keinen Zugwind ein, jetzt sollte ewig Anlaß zu Gicht und Rheumatismus gewittert werden! Der Gottestempel sei zu kalt und Aehnliches hatte der in seinen vier Wänden ausnehmend heftige kleine Mann als die Ursache des Nichtbesuches der Kirche herausgehorcht und polterte Alles seiner Gattin wieder heraus, die ihm umsonst die schönsten Hemden gestärkt und gefältelt und mit Knöpfen besteckt hatte für die Einladungen, die nicht kommen wollten!

Der Ehrgeiz des kleinen Mannes mit dem ihm etwas komisch stehenden wohlgepflegten Backenbarte und dem kurzgeschorenen lockigen Haare hatte es mit dem größten Aerger ertragen, daß den ganzen Sommer über die Herrschaften auf Hochlinden ihm nur einen geringen Pflichttheil der Aufmerksamkeit zuwendeten, die ihm früher geschenkt wurde. Seit die Generalin da war, die sich in der Nähe des „Volks“ vor ansteckenden Krankheiten zu fürchten behauptete und deshalb nicht in seine Kirche kam, seit die junge Gräfin, Graf Udo und dann vollends die Bildhauerkinder und die neue Gesellschafterin Martha Ehlerdt um Gräfin Constanze „Durchlaucht“ sich auslebten, wie eben ihre Charaktere Ueberzeugungen, Neigungen mit sich brachten, kam es oft vor, daß sich nur die Bedienten in dem gräflichen Kirchenstuhl befanden, manchmal auch diese nicht einmal, die alte Gräfin jedenfalls immer seltener. Sonst ließen die Fenster der Kirche keinen Zugwind ein, jetzt sollte ewig Anlaß zu Gicht und Rheumatismus gewittert werden! Der Gottestempel sei zu kalt und Aehnliches hatte der in seinen vier Wänden ausnehmend heftige kleine Mann als die Ursache des Nichtbesuches der Kirche herausgehorcht und polterte Alles seiner Gattin wieder heraus, die ihm umsonst die schönsten Hemden gestärkt und gefältelt und mit Knöpfen besteckt hatte für die Einladungen, die nicht kommen wollten!

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[85/0091] Der Ehrgeiz des kleinen Mannes mit dem ihm etwas komisch stehenden wohlgepflegten Backenbarte und dem kurzgeschorenen lockigen Haare hatte es mit dem größten Aerger ertragen, daß den ganzen Sommer über die Herrschaften auf Hochlinden ihm nur einen geringen Pflichttheil der Aufmerksamkeit zuwendeten, die ihm früher geschenkt wurde. Seit die Generalin da war, die sich in der Nähe des „Volks“ vor ansteckenden Krankheiten zu fürchten behauptete und deshalb nicht in seine Kirche kam, seit die junge Gräfin, Graf Udo und dann vollends die Bildhauerkinder und die neue Gesellschafterin Martha Ehlerdt um Gräfin Constanze „Durchlaucht“ sich auslebten, wie eben ihre Charaktere Ueberzeugungen, Neigungen mit sich brachten, kam es oft vor, daß sich nur die Bedienten in dem gräflichen Kirchenstuhl befanden, manchmal auch diese nicht einmal, die alte Gräfin jedenfalls immer seltener. Sonst ließen die Fenster der Kirche keinen Zugwind ein, jetzt sollte ewig Anlaß zu Gicht und Rheumatismus gewittert werden! Der Gottestempel sei zu kalt und Aehnliches hatte der in seinen vier Wänden ausnehmend heftige kleine Mann als die Ursache des Nichtbesuches der Kirche herausgehorcht und polterte Alles seiner Gattin wieder heraus, die ihm umsonst die schönsten Hemden gestärkt und gefältelt und mit Knöpfen besteckt hatte für die Einladungen, die nicht kommen wollten!

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/91>, abgerufen am 23.11.2024.