seinen längst aus dem Piemontesischen erwar¬ teten Bruder Jeronimo vorstellte.
"Wahrhaftig, ich habe mich nicht getäuscht," rief der junge Italiener. "Ihren Anblick, Madame, sog ich gestern in der Oper drei volle Stunden lang ein. Ich war kaum in Paris angelangt, als mich der Zufall in die Vorstellung der Cenerentola führt und in die rei¬ zendste Perspektive, welche ich je gehabt habe. Madame, Sie saßen in einer Loge, von der ich nicht wußte, daß sie die meines Bruders war. Sie trugen blaue Seide, weiße Tüll¬ streifen, einen rothen Shwal und Marabouts in dem Haar?"
"Ihr Gedächtniß muß weite Taschen ha¬ ben," sagte Wally, "wenn sie am Morgen noch die Toilette der Damen angeben können, die Sie am Abend vorher bei den Italienern bezaubert haben, wie der in dieser Rücksicht bei den jungen Enthusiasten übliche Ausdruck ist."
ſeinen längſt aus dem Piemonteſiſchen erwar¬ teten Bruder Jeronimo vorſtellte.
„Wahrhaftig, ich habe mich nicht getäuſcht,“ rief der junge Italiener. „Ihren Anblick, Madame, ſog ich geſtern in der Oper drei volle Stunden lang ein. Ich war kaum in Paris angelangt, als mich der Zufall in die Vorſtellung der Cenerentola führt und in die rei¬ zendſte Perſpektive, welche ich je gehabt habe. Madame, Sie ſaßen in einer Loge, von der ich nicht wußte, daß ſie die meines Bruders war. Sie trugen blaue Seide, weiße Tüll¬ ſtreifen, einen rothen Shwal und Marabouts in dem Haar?“
„Ihr Gedächtniß muß weite Taſchen ha¬ ben,“ ſagte Wally, „wenn ſie am Morgen noch die Toilette der Damen angeben können, die Sie am Abend vorher bei den Italienern bezaubert haben, wie der in dieſer Rückſicht bei den jungen Enthuſiaſten übliche Ausdruck iſt.“
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ſeinen längſt aus dem Piemonteſiſchen erwar¬
teten Bruder Jeronimo vorſtellte.
„Wahrhaftig, ich habe mich nicht getäuſcht,“
rief der junge Italiener. „Ihren Anblick,
Madame, ſog ich geſtern in der Oper drei
volle Stunden lang ein. Ich war kaum in
Paris angelangt, als mich der Zufall in die
Vorſtellung der Cenerentola führt und in die rei¬
zendſte Perſpektive, welche ich je gehabt habe.
Madame, Sie ſaßen in einer Loge, von der
ich nicht wußte, daß ſie die meines Bruders
war. Sie trugen blaue Seide, weiße Tüll¬
ſtreifen, einen rothen Shwal und Marabouts
in dem Haar?“
„Ihr Gedächtniß muß weite Taſchen ha¬
ben,“ ſagte Wally, „wenn ſie am Morgen
noch die Toilette der Damen angeben können,
die Sie am Abend vorher bei den Italienern
bezaubert haben, wie der in dieſer Rückſicht
bei den jungen Enthuſiaſten übliche Ausdruck iſt.“
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/148>, abgerufen am 24.11.2024.
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