"Madame, es sollen viele eine gute Toi¬ lette gemacht haben, sagt man. Ich sahe nur Sie. Viele werden sie machen, ich werde nur Sie sehen. Wenn ich die Sprache eines Dich¬ ters führen könnte, dann würd' ich erst die Ausdrücke haben, welche Ihrer würdig sind. Ja, ich muß dies elende Wort: bezaubern adop¬ tiren und meine Gefühle hinter der armseligen Wendung verstecken, daß ich Sie versichre, Ihre Schönheit kann niemals vom Künstler getroffen werden; denn müßte er nicht erblin¬ den in der Anschauung solcher Reize, Madame?"
"Ich schäme mich, mein Herr," sagte Wally, "Ihnen ein Wort empfohlen zu haben, das sie lernen sollten, um bald in die Gesell¬ schaft der jungen Enthusiasten einzutreten; denn ich sehe, daß Sie schon Meister sind in diesen allerliebsten Uebertreibungen, die man um so lieber hört, je weniger Grund sie haben!"
"Sie weichen mir aus, Madame; Sie ver¬
„Madame, es ſollen viele eine gute Toi¬ lette gemacht haben, ſagt man. Ich ſahe nur Sie. Viele werden ſie machen, ich werde nur Sie ſehen. Wenn ich die Sprache eines Dich¬ ters führen könnte, dann würd' ich erſt die Ausdrücke haben, welche Ihrer würdig ſind. Ja, ich muß dies elende Wort: bezaubern adop¬ tiren und meine Gefühle hinter der armſeligen Wendung verſtecken, daß ich Sie verſichre, Ihre Schönheit kann niemals vom Künſtler getroffen werden; denn müßte er nicht erblin¬ den in der Anſchauung ſolcher Reize, Madame?“
„Ich ſchäme mich, mein Herr,“ ſagte Wally, „Ihnen ein Wort empfohlen zu haben, das ſie lernen ſollten, um bald in die Geſell¬ ſchaft der jungen Enthuſiaſten einzutreten; denn ich ſehe, daß Sie ſchon Meiſter ſind in dieſen allerliebſten Uebertreibungen, die man um ſo lieber hört, je weniger Grund ſie haben!“
„Sie weichen mir aus, Madame; Sie ver¬
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„Madame, es ſollen viele eine gute Toi¬
lette gemacht haben, ſagt man. Ich ſahe nur
Sie. Viele werden ſie machen, ich werde nur
Sie ſehen. Wenn ich die Sprache eines Dich¬
ters führen könnte, dann würd' ich erſt die
Ausdrücke haben, welche Ihrer würdig ſind.
Ja, ich muß dies elende Wort: bezaubern adop¬
tiren und meine Gefühle hinter der armſeligen
Wendung verſtecken, daß ich Sie verſichre,
Ihre Schönheit kann niemals vom Künſtler
getroffen werden; denn müßte er nicht erblin¬
den in der Anſchauung ſolcher Reize, Madame?“
„Ich ſchäme mich, mein Herr,“ ſagte
Wally, „Ihnen ein Wort empfohlen zu haben,
das ſie lernen ſollten, um bald in die Geſell¬
ſchaft der jungen Enthuſiaſten einzutreten; denn
ich ſehe, daß Sie ſchon Meiſter ſind in dieſen
allerliebſten Uebertreibungen, die man um ſo
lieber hört, je weniger Grund ſie haben!“
„Sie weichen mir aus, Madame; Sie ver¬
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/149>, abgerufen am 21.11.2024.
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