verstand viel zu wenig von solchen Dingen, als daß sie ihnen eine rechte Würdigung hätte geben können. Sie fühlte ein allgemeines Mi߬ behagen ihrer Seele, das sie verhinderte, dies¬ mal das Lächerliche an dem Geize ihres Man¬ nes zu entdecken. Es war eine gefährliche Stimmung, in der sie an Cäsar schrieb.
Als sie den Brief beendet hatte und sah, wie nur Kleinigkeiten der Pariser Conversa¬ tion, satyrische Bagatellen und viel Albernhei¬ ten aus ihrer Feder geflossen waren, da hatte sie bessre Laune bekommen. Sie freute sich, in Cäsar einen Mann gefunden zu haben, bei dem der Ernst sich hinter so vielem Scherz ver¬ stecken durfte, der nicht pedantisch war und vom Gefühl keine Ueberstuthungen verlangte. Das Gefühl war einmal da, nicht in Gestalt einer das Herz betreffenden Empfindung, son¬ dern in Gestalt einer Thatsache, der sich keine andere Auslegung, als die einer Neigung geben
verſtand viel zu wenig von ſolchen Dingen, als daß ſie ihnen eine rechte Würdigung hätte geben können. Sie fühlte ein allgemeines Mi߬ behagen ihrer Seele, das ſie verhinderte, dies¬ mal das Lächerliche an dem Geize ihres Man¬ nes zu entdecken. Es war eine gefährliche Stimmung, in der ſie an Cäſar ſchrieb.
Als ſie den Brief beendet hatte und ſah, wie nur Kleinigkeiten der Pariſer Converſa¬ tion, ſatyriſche Bagatellen und viel Albernhei¬ ten aus ihrer Feder gefloſſen waren, da hatte ſie beſſre Laune bekommen. Sie freute ſich, in Cäſar einen Mann gefunden zu haben, bei dem der Ernſt ſich hinter ſo vielem Scherz ver¬ ſtecken durfte, der nicht pedantiſch war und vom Gefühl keine Ueberſtuthungen verlangte. Das Gefühl war einmal da, nicht in Geſtalt einer das Herz betreffenden Empfindung, ſon¬ dern in Geſtalt einer Thatſache, der ſich keine andere Auslegung, als die einer Neigung geben
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verſtand viel zu wenig von ſolchen Dingen,
als daß ſie ihnen eine rechte Würdigung hätte
geben können. Sie fühlte ein allgemeines Mi߬
behagen ihrer Seele, das ſie verhinderte, dies¬
mal das Lächerliche an dem Geize ihres Man¬
nes zu entdecken. Es war eine gefährliche
Stimmung, in der ſie an Cäſar ſchrieb.
Als ſie den Brief beendet hatte und ſah,
wie nur Kleinigkeiten der Pariſer Converſa¬
tion, ſatyriſche Bagatellen und viel Albernhei¬
ten aus ihrer Feder gefloſſen waren, da hatte
ſie beſſre Laune bekommen. Sie freute ſich, in
Cäſar einen Mann gefunden zu haben, bei dem
der Ernſt ſich hinter ſo vielem Scherz ver¬
ſtecken durfte, der nicht pedantiſch war und
vom Gefühl keine Ueberſtuthungen verlangte.
Das Gefühl war einmal da, nicht in Geſtalt
einer das Herz betreffenden Empfindung, ſon¬
dern in Geſtalt einer Thatſache, der ſich keine
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/160>, abgerufen am 21.11.2024.
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