schwarze Wäsche tragen. Und vor acht Tagen sahen wir uns zum erstenmale."
"Vor sechs Monaten," entgegnete Jeronimo.
"Wie, Sie kennen mich länger?"
"Länger, als Sie leben, Madame! Ich kannte Sie schon, als Sie nur noch ein Ge¬ danke waren, der im Schooße Gottes schlum¬ merte. Meine Liebe zu Ihnen ist nur die Er¬ innerung eines alten Glückes. Diese schwel¬ lenden Lippen, diese jetzt so spröde Brust: ich weiß es, ich habe sie schon einmal geküßt, ich habe sie schon einmal umarmt."
"Fabelhafte Dinge muß ich hören, Jero¬ nimo. Was würde die Vikomtesse von Heri¬ court denken, wenn Alfred Jardinier, dieser bürgerliche aber liebenswürdige Anbeter, ihr solche Dinge sagte."
"Lasen Sie Plato, Madame?"
"Nein!"
"Die Seelen meiner Person und der Ihri¬
ſchwarze Wäſche tragen. Und vor acht Tagen ſahen wir uns zum erſtenmale.“
„Vor ſechs Monaten,“ entgegnete Jeronimo.
„Wie, Sie kennen mich länger?“
„Länger, als Sie leben, Madame! Ich kannte Sie ſchon, als Sie nur noch ein Ge¬ danke waren, der im Schooße Gottes ſchlum¬ merte. Meine Liebe zu Ihnen iſt nur die Er¬ innerung eines alten Glückes. Dieſe ſchwel¬ lenden Lippen, dieſe jetzt ſo ſpröde Bruſt: ich weiß es, ich habe ſie ſchon einmal geküßt, ich habe ſie ſchon einmal umarmt.“
„Fabelhafte Dinge muß ich hören, Jero¬ nimo. Was würde die Vikomteſſe von Heri¬ court denken, wenn Alfred Jardinier, dieſer bürgerliche aber liebenswürdige Anbeter, ihr ſolche Dinge ſagte.“
„Laſen Sie Plato, Madame?“
„Nein!“
„Die Seelen meiner Perſon und der Ihri¬
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ſchwarze Wäſche tragen. Und vor acht Tagen
ſahen wir uns zum erſtenmale.“
„Vor ſechs Monaten,“ entgegnete Jeronimo.
„Wie, Sie kennen mich länger?“
„Länger, als Sie leben, Madame! Ich
kannte Sie ſchon, als Sie nur noch ein Ge¬
danke waren, der im Schooße Gottes ſchlum¬
merte. Meine Liebe zu Ihnen iſt nur die Er¬
innerung eines alten Glückes. Dieſe ſchwel¬
lenden Lippen, dieſe jetzt ſo ſpröde Bruſt: ich
weiß es, ich habe ſie ſchon einmal geküßt, ich
habe ſie ſchon einmal umarmt.“
„Fabelhafte Dinge muß ich hören, Jero¬
nimo. Was würde die Vikomteſſe von Heri¬
court denken, wenn Alfred Jardinier, dieſer
bürgerliche aber liebenswürdige Anbeter, ihr
ſolche Dinge ſagte.“
„Laſen Sie Plato, Madame?“
„Nein!“
„Die Seelen meiner Perſon und der Ihri¬
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/162>, abgerufen am 21.11.2024.
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