Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

gen, Wally, sollen einem Schooß entsprossen
sein. Die Bilder und Urtypen unsrer Persön¬
lichkeit kannte schon die Ewigkeit, und was wir
Liebe nennen, ist nur ein Tribut, den wir un¬
srer Vergangenheit, unserm Gedächtnisse und
unsern früher eingegangenen Verpflichtungen
schuldig sind."

"Sie werden mich überreden wollen, daß
Sie urweltliche Rechte auf mich haben; daß
Sie diese Hand, welche Sie mir für eine Zärt¬
lichkeit viel zu heftig drücken, schon vor der
Sündfluth besessen haben. Sie thun Unrecht,
eine so kleine Frau, wie ich bin, in die großen
Hallen der Philosophie einführen zu wollen."

"Was Philosophie, Wally! Im Schooße
Gottes trugen Sie einst dieselben gelben Pan¬
toffeln, mit welchen Ihr Fuß noch jetzt so rei¬
zend kokettirt."

"Mit all Ihrer Philosophie sind Sie doch
im Irrthum über die gelben Pantoffeln. Es

gen, Wally, ſollen einem Schooß entſproſſen
ſein. Die Bilder und Urtypen unſrer Perſön¬
lichkeit kannte ſchon die Ewigkeit, und was wir
Liebe nennen, iſt nur ein Tribut, den wir un¬
ſrer Vergangenheit, unſerm Gedächtniſſe und
unſern früher eingegangenen Verpflichtungen
ſchuldig ſind.“

„Sie werden mich überreden wollen, daß
Sie urweltliche Rechte auf mich haben; daß
Sie dieſe Hand, welche Sie mir für eine Zärt¬
lichkeit viel zu heftig drücken, ſchon vor der
Sündfluth beſeſſen haben. Sie thun Unrecht,
eine ſo kleine Frau, wie ich bin, in die großen
Hallen der Philoſophie einführen zu wollen.“

„Was Philoſophie, Wally! Im Schooße
Gottes trugen Sie einſt dieſelben gelben Pan¬
toffeln, mit welchen Ihr Fuß noch jetzt ſo rei¬
zend kokettirt.“

„Mit all Ihrer Philoſophie ſind Sie doch
im Irrthum über die gelben Pantoffeln. Es

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0163" n="154"/>
gen, Wally, &#x017F;ollen <hi rendition="#g">einem</hi> Schooß ent&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ein. Die Bilder und Urtypen un&#x017F;rer Per&#x017F;ön¬<lb/>
lichkeit kannte &#x017F;chon die Ewigkeit, und was wir<lb/>
Liebe nennen, i&#x017F;t nur ein Tribut, den wir un¬<lb/>
&#x017F;rer Vergangenheit, un&#x017F;erm Gedächtni&#x017F;&#x017F;e und<lb/>
un&#x017F;ern früher eingegangenen Verpflichtungen<lb/>
&#x017F;chuldig &#x017F;ind.&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Sie werden mich überreden wollen, daß<lb/>
Sie urweltliche Rechte auf mich haben; daß<lb/>
Sie die&#x017F;e Hand, welche Sie mir für eine Zärt¬<lb/>
lichkeit viel zu heftig drücken, &#x017F;chon vor der<lb/>
Sündfluth be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en haben. Sie thun Unrecht,<lb/>
eine &#x017F;o kleine Frau, wie ich bin, in die großen<lb/>
Hallen der Philo&#x017F;ophie einführen zu wollen.&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Was Philo&#x017F;ophie, Wally! Im Schooße<lb/>
Gottes trugen Sie ein&#x017F;t die&#x017F;elben gelben Pan¬<lb/>
toffeln, mit welchen Ihr Fuß noch jetzt &#x017F;o rei¬<lb/>
zend kokettirt.&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Mit all Ihrer Philo&#x017F;ophie &#x017F;ind Sie doch<lb/>
im Irrthum über die gelben Pantoffeln. Es<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0163] gen, Wally, ſollen einem Schooß entſproſſen ſein. Die Bilder und Urtypen unſrer Perſön¬ lichkeit kannte ſchon die Ewigkeit, und was wir Liebe nennen, iſt nur ein Tribut, den wir un¬ ſrer Vergangenheit, unſerm Gedächtniſſe und unſern früher eingegangenen Verpflichtungen ſchuldig ſind.“ „Sie werden mich überreden wollen, daß Sie urweltliche Rechte auf mich haben; daß Sie dieſe Hand, welche Sie mir für eine Zärt¬ lichkeit viel zu heftig drücken, ſchon vor der Sündfluth beſeſſen haben. Sie thun Unrecht, eine ſo kleine Frau, wie ich bin, in die großen Hallen der Philoſophie einführen zu wollen.“ „Was Philoſophie, Wally! Im Schooße Gottes trugen Sie einſt dieſelben gelben Pan¬ toffeln, mit welchen Ihr Fuß noch jetzt ſo rei¬ zend kokettirt.“ „Mit all Ihrer Philoſophie ſind Sie doch im Irrthum über die gelben Pantoffeln. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/163
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/163>, abgerufen am 24.11.2024.