St. Martin so heftig in die Kutschen der Schauspielerinnen hinein, die vor der Thür des Theaters, wo eben Probe war, hielten, daß seine Bemühungen, sich herauszuwickeln, vergeblich wurden. Die Peitsche brauchte er nur zu seinem Mißgeschick. Das Pferd bäumte sich und hob die Gabel des kleinen Wagens so hoch, daß die beiden darinnen rücklings überfie¬ len und Gefahr liefen, aus ihrem Sitze her¬ ausgeschleudert zu werden. Hier mußte ein Unglück geschehen.
Wally verlor einen Augenblick lang die Be¬ sinnung. Als sie wieder im Zusammenhang der schrecklichen Scene war, sahe sie den Wagen aus jener Verwirrung herausgeführt und das Pferd von einem Manne beschwichtigt, in wel¬ chem sie zu neuem Schreck Cäsar erkannte. Gott, jetzt fiel es ihr ein, sie hatte ihn schon zwei-, dreimal heute an dem Rande der Bou¬ levards gesehen. War er es gewesen, so konnte
St. Martin ſo heftig in die Kutſchen der Schauſpielerinnen hinein, die vor der Thür des Theaters, wo eben Probe war, hielten, daß ſeine Bemühungen, ſich herauszuwickeln, vergeblich wurden. Die Peitſche brauchte er nur zu ſeinem Mißgeſchick. Das Pferd bäumte ſich und hob die Gabel des kleinen Wagens ſo hoch, daß die beiden darinnen rücklings überfie¬ len und Gefahr liefen, aus ihrem Sitze her¬ ausgeſchleudert zu werden. Hier mußte ein Unglück geſchehen.
Wally verlor einen Augenblick lang die Be¬ ſinnung. Als ſie wieder im Zuſammenhang der ſchrecklichen Scene war, ſahe ſie den Wagen aus jener Verwirrung herausgeführt und das Pferd von einem Manne beſchwichtigt, in wel¬ chem ſie zu neuem Schreck Cäſar erkannte. Gott, jetzt fiel es ihr ein, ſie hatte ihn ſchon zwei-, dreimal heute an dem Rande der Bou¬ levards geſehen. War er es geweſen, ſo konnte
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0165"n="156"/>
St. Martin ſo heftig in die Kutſchen der<lb/>
Schauſpielerinnen hinein, die vor der Thür<lb/>
des Theaters, wo eben Probe war, hielten,<lb/>
daß ſeine Bemühungen, ſich herauszuwickeln,<lb/>
vergeblich wurden. Die Peitſche brauchte er<lb/>
nur zu ſeinem Mißgeſchick. Das Pferd bäumte<lb/>ſich und hob die Gabel des kleinen Wagens ſo<lb/>
hoch, daß die beiden darinnen rücklings überfie¬<lb/>
len und Gefahr liefen, aus ihrem Sitze her¬<lb/>
ausgeſchleudert zu werden. Hier mußte ein<lb/>
Unglück geſchehen.</p><lb/><p>Wally verlor einen Augenblick lang die Be¬<lb/>ſinnung. Als ſie wieder im Zuſammenhang der<lb/>ſchrecklichen Scene war, ſahe ſie den Wagen<lb/>
aus jener Verwirrung herausgeführt und das<lb/>
Pferd von einem Manne beſchwichtigt, in wel¬<lb/>
chem ſie zu neuem Schreck Cäſar erkannte.<lb/>
Gott, jetzt fiel es ihr ein, ſie hatte ihn ſchon<lb/>
zwei-, dreimal heute an dem Rande der Bou¬<lb/>
levards geſehen. War er es geweſen, ſo konnte<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[156/0165]
St. Martin ſo heftig in die Kutſchen der
Schauſpielerinnen hinein, die vor der Thür
des Theaters, wo eben Probe war, hielten,
daß ſeine Bemühungen, ſich herauszuwickeln,
vergeblich wurden. Die Peitſche brauchte er
nur zu ſeinem Mißgeſchick. Das Pferd bäumte
ſich und hob die Gabel des kleinen Wagens ſo
hoch, daß die beiden darinnen rücklings überfie¬
len und Gefahr liefen, aus ihrem Sitze her¬
ausgeſchleudert zu werden. Hier mußte ein
Unglück geſchehen.
Wally verlor einen Augenblick lang die Be¬
ſinnung. Als ſie wieder im Zuſammenhang der
ſchrecklichen Scene war, ſahe ſie den Wagen
aus jener Verwirrung herausgeführt und das
Pferd von einem Manne beſchwichtigt, in wel¬
chem ſie zu neuem Schreck Cäſar erkannte.
Gott, jetzt fiel es ihr ein, ſie hatte ihn ſchon
zwei-, dreimal heute an dem Rande der Bou¬
levards geſehen. War er es geweſen, ſo konnte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/165>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.