Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

St. Martin so heftig in die Kutschen der
Schauspielerinnen hinein, die vor der Thür
des Theaters, wo eben Probe war, hielten,
daß seine Bemühungen, sich herauszuwickeln,
vergeblich wurden. Die Peitsche brauchte er
nur zu seinem Mißgeschick. Das Pferd bäumte
sich und hob die Gabel des kleinen Wagens so
hoch, daß die beiden darinnen rücklings überfie¬
len und Gefahr liefen, aus ihrem Sitze her¬
ausgeschleudert zu werden. Hier mußte ein
Unglück geschehen.

Wally verlor einen Augenblick lang die Be¬
sinnung. Als sie wieder im Zusammenhang der
schrecklichen Scene war, sahe sie den Wagen
aus jener Verwirrung herausgeführt und das
Pferd von einem Manne beschwichtigt, in wel¬
chem sie zu neuem Schreck Cäsar erkannte.
Gott, jetzt fiel es ihr ein, sie hatte ihn schon
zwei-, dreimal heute an dem Rande der Bou¬
levards gesehen. War er es gewesen, so konnte

St. Martin ſo heftig in die Kutſchen der
Schauſpielerinnen hinein, die vor der Thür
des Theaters, wo eben Probe war, hielten,
daß ſeine Bemühungen, ſich herauszuwickeln,
vergeblich wurden. Die Peitſche brauchte er
nur zu ſeinem Mißgeſchick. Das Pferd bäumte
ſich und hob die Gabel des kleinen Wagens ſo
hoch, daß die beiden darinnen rücklings überfie¬
len und Gefahr liefen, aus ihrem Sitze her¬
ausgeſchleudert zu werden. Hier mußte ein
Unglück geſchehen.

Wally verlor einen Augenblick lang die Be¬
ſinnung. Als ſie wieder im Zuſammenhang der
ſchrecklichen Scene war, ſahe ſie den Wagen
aus jener Verwirrung herausgeführt und das
Pferd von einem Manne beſchwichtigt, in wel¬
chem ſie zu neuem Schreck Cäſar erkannte.
Gott, jetzt fiel es ihr ein, ſie hatte ihn ſchon
zwei-, dreimal heute an dem Rande der Bou¬
levards geſehen. War er es geweſen, ſo konnte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0165" n="156"/>
St. Martin &#x017F;o heftig in die Kut&#x017F;chen der<lb/>
Schau&#x017F;pielerinnen hinein, die vor der Thür<lb/>
des Theaters, wo eben Probe war, hielten,<lb/>
daß &#x017F;eine Bemühungen, &#x017F;ich herauszuwickeln,<lb/>
vergeblich wurden. Die Peit&#x017F;che brauchte er<lb/>
nur zu &#x017F;einem Mißge&#x017F;chick. Das Pferd bäumte<lb/>
&#x017F;ich und hob die Gabel des kleinen Wagens &#x017F;o<lb/>
hoch, daß die beiden darinnen rücklings überfie¬<lb/>
len und Gefahr liefen, aus ihrem Sitze her¬<lb/>
ausge&#x017F;chleudert zu werden. Hier mußte ein<lb/>
Unglück ge&#x017F;chehen.</p><lb/>
          <p>Wally verlor einen Augenblick lang die Be¬<lb/>
&#x017F;innung. Als &#x017F;ie wieder im Zu&#x017F;ammenhang der<lb/>
&#x017F;chrecklichen Scene war, &#x017F;ahe &#x017F;ie den Wagen<lb/>
aus jener Verwirrung herausgeführt und das<lb/>
Pferd von einem Manne be&#x017F;chwichtigt, in wel¬<lb/>
chem &#x017F;ie zu neuem Schreck Cä&#x017F;ar erkannte.<lb/>
Gott, jetzt fiel es ihr ein, &#x017F;ie hatte ihn &#x017F;chon<lb/>
zwei-, dreimal heute an dem Rande der Bou¬<lb/>
levards ge&#x017F;ehen. War er es gewe&#x017F;en, &#x017F;o konnte<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0165] St. Martin ſo heftig in die Kutſchen der Schauſpielerinnen hinein, die vor der Thür des Theaters, wo eben Probe war, hielten, daß ſeine Bemühungen, ſich herauszuwickeln, vergeblich wurden. Die Peitſche brauchte er nur zu ſeinem Mißgeſchick. Das Pferd bäumte ſich und hob die Gabel des kleinen Wagens ſo hoch, daß die beiden darinnen rücklings überfie¬ len und Gefahr liefen, aus ihrem Sitze her¬ ausgeſchleudert zu werden. Hier mußte ein Unglück geſchehen. Wally verlor einen Augenblick lang die Be¬ ſinnung. Als ſie wieder im Zuſammenhang der ſchrecklichen Scene war, ſahe ſie den Wagen aus jener Verwirrung herausgeführt und das Pferd von einem Manne beſchwichtigt, in wel¬ chem ſie zu neuem Schreck Cäſar erkannte. Gott, jetzt fiel es ihr ein, ſie hatte ihn ſchon zwei-, dreimal heute an dem Rande der Bou¬ levards geſehen. War er es geweſen, ſo konnte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/165
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/165>, abgerufen am 21.11.2024.