Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

die Rettung kein Wunder sein. Er mußte sie
verfolgt und den Augenblick der nöthigen Hülfe
wahrgenommen haben.

Jeronimo staunte, wie er bei der weiten
Fahrt statt Vorwürfe von Wally nur Scherz
und Lachen vernahm. Er stotterte Bitten her¬
aus, die sie nicht verstand. Sie war außer
sich vor Entzücken. Jeronimo wußte sich nichts
zu erklären und eilte, ihrem Wunsche nachzu¬
kommen. Sie wollte nach ihrer Wohnung
zurück.

Wally stand den ganzen Vormittag wie auf
Kohlen. Sie kam nicht vom Fenster, weil sie
jede Minute hoffte, Cäsar an dem Thorwege
zu sehen. Sie nahm mechanisch an der Mit¬
tagstafel Theil, gieng nicht in's Theater; aber
Cäsar kam nicht. Jetzt erst fiel es ihr ein,
daß sie sich getäuscht haben konnte, und rief
einem ihrer Leute, den sie unverzüglich zu Herrn
von Werther, dem preußischen Gesandten,

die Rettung kein Wunder ſein. Er mußte ſie
verfolgt und den Augenblick der nöthigen Hülfe
wahrgenommen haben.

Jeronimo ſtaunte, wie er bei der weiten
Fahrt ſtatt Vorwürfe von Wally nur Scherz
und Lachen vernahm. Er ſtotterte Bitten her¬
aus, die ſie nicht verſtand. Sie war außer
ſich vor Entzücken. Jeronimo wußte ſich nichts
zu erklären und eilte, ihrem Wunſche nachzu¬
kommen. Sie wollte nach ihrer Wohnung
zurück.

Wally ſtand den ganzen Vormittag wie auf
Kohlen. Sie kam nicht vom Fenſter, weil ſie
jede Minute hoffte, Cäſar an dem Thorwege
zu ſehen. Sie nahm mechaniſch an der Mit¬
tagstafel Theil, gieng nicht in's Theater; aber
Cäſar kam nicht. Jetzt erſt fiel es ihr ein,
daß ſie ſich getäuſcht haben konnte, und rief
einem ihrer Leute, den ſie unverzüglich zu Herrn
von Werther, dem preußiſchen Geſandten,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0166" n="157"/>
die Rettung kein Wunder &#x017F;ein. Er mußte &#x017F;ie<lb/>
verfolgt und den Augenblick der nöthigen Hülfe<lb/>
wahrgenommen haben.</p><lb/>
          <p>Jeronimo &#x017F;taunte, wie er bei der weiten<lb/>
Fahrt &#x017F;tatt Vorwürfe von Wally nur Scherz<lb/>
und Lachen vernahm. Er &#x017F;totterte Bitten her¬<lb/>
aus, die &#x017F;ie nicht ver&#x017F;tand. Sie war außer<lb/>
&#x017F;ich vor Entzücken. Jeronimo wußte &#x017F;ich nichts<lb/>
zu erklären und eilte, ihrem Wun&#x017F;che nachzu¬<lb/>
kommen. Sie wollte nach ihrer Wohnung<lb/>
zurück.</p><lb/>
          <p>Wally &#x017F;tand den ganzen Vormittag wie auf<lb/>
Kohlen. Sie kam nicht vom Fen&#x017F;ter, weil &#x017F;ie<lb/>
jede Minute hoffte, Cä&#x017F;ar an dem Thorwege<lb/>
zu &#x017F;ehen. Sie nahm mechani&#x017F;ch an der Mit¬<lb/>
tagstafel Theil, gieng nicht in's Theater; aber<lb/>&#x017F;ar kam nicht. Jetzt er&#x017F;t fiel es ihr ein,<lb/>
daß &#x017F;ie &#x017F;ich getäu&#x017F;cht haben konnte, und rief<lb/>
einem ihrer Leute, den &#x017F;ie unverzüglich zu Herrn<lb/>
von Werther, dem preußi&#x017F;chen Ge&#x017F;andten,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[157/0166] die Rettung kein Wunder ſein. Er mußte ſie verfolgt und den Augenblick der nöthigen Hülfe wahrgenommen haben. Jeronimo ſtaunte, wie er bei der weiten Fahrt ſtatt Vorwürfe von Wally nur Scherz und Lachen vernahm. Er ſtotterte Bitten her¬ aus, die ſie nicht verſtand. Sie war außer ſich vor Entzücken. Jeronimo wußte ſich nichts zu erklären und eilte, ihrem Wunſche nachzu¬ kommen. Sie wollte nach ihrer Wohnung zurück. Wally ſtand den ganzen Vormittag wie auf Kohlen. Sie kam nicht vom Fenſter, weil ſie jede Minute hoffte, Cäſar an dem Thorwege zu ſehen. Sie nahm mechaniſch an der Mit¬ tagstafel Theil, gieng nicht in's Theater; aber Cäſar kam nicht. Jetzt erſt fiel es ihr ein, daß ſie ſich getäuſcht haben konnte, und rief einem ihrer Leute, den ſie unverzüglich zu Herrn von Werther, dem preußiſchen Geſandten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/166
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/166>, abgerufen am 21.11.2024.