stert; aber nichts ist so reizend, als wenn durch irgend eine fast gelungene Affektation, durch die ganze Haltung eines innerlich mehr reflektirten wie angebornen Wesens einige kleine Lichtritzen schimmern und für den Mann, wel¬ cher sie sehen kann, die versteckten Erleichte¬ rungen einer sich einbohrenden Neigung wer¬ den. Aber von den zahlreichen Cavalieren, welche Wally umgaben, sahe diese kleinen Lük¬ ken der Furcht edler Weiblichkeit Niemand. Jene, die Lücken der Furcht, kannte vielleicht der Jokey, der auch wußte, daß die weiße Stute blind war. Aber die Uebrigen hingen nur wie der Eisenfeilstaub am Magnet, wie die Nachahmung am Genie, wie das Ordinäre am Wunderbaren.
Am Wege schritt, wie es beim Tempera¬ mente sich von selbst versteht, im Zweiviertel¬ takte Cäsar, ein Mann, der im Stande war, eine solche Gruppe, wie die vorbeisprengende,
ſtert; aber nichts iſt ſo reizend, als wenn durch irgend eine faſt gelungene Affektation, durch die ganze Haltung eines innerlich mehr reflektirten wie angebornen Weſens einige kleine Lichtritzen ſchimmern und für den Mann, wel¬ cher ſie ſehen kann, die verſteckten Erleichte¬ rungen einer ſich einbohrenden Neigung wer¬ den. Aber von den zahlreichen Cavalieren, welche Wally umgaben, ſahe dieſe kleinen Lük¬ ken der Furcht edler Weiblichkeit Niemand. Jene, die Lücken der Furcht, kannte vielleicht der Jokey, der auch wußte, daß die weiße Stute blind war. Aber die Uebrigen hingen nur wie der Eiſenfeilſtaub am Magnet, wie die Nachahmung am Genie, wie das Ordinäre am Wunderbaren.
Am Wege ſchritt, wie es beim Tempera¬ mente ſich von ſelbſt verſteht, im Zweiviertel¬ takte Cäſar, ein Mann, der im Stande war, eine ſolche Gruppe, wie die vorbeiſprengende,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0017"n="8"/>ſtert; aber nichts iſt ſo reizend, als wenn<lb/>
durch irgend eine faſt gelungene Affektation,<lb/>
durch die ganze Haltung eines innerlich mehr<lb/>
reflektirten wie angebornen Weſens einige kleine<lb/>
Lichtritzen ſchimmern und für den Mann, wel¬<lb/>
cher ſie ſehen kann, die verſteckten Erleichte¬<lb/>
rungen einer ſich einbohrenden Neigung wer¬<lb/>
den. Aber von den zahlreichen Cavalieren,<lb/>
welche Wally umgaben, ſahe dieſe kleinen Lük¬<lb/>
ken der Furcht edler Weiblichkeit Niemand.<lb/>
Jene, die Lücken der Furcht, kannte vielleicht<lb/>
der Jokey, der auch wußte, daß die weiße<lb/>
Stute blind war. Aber die Uebrigen hingen<lb/>
nur wie der Eiſenfeilſtaub am Magnet, wie<lb/>
die Nachahmung am Genie, wie das Ordinäre<lb/>
am Wunderbaren.</p><lb/><p>Am Wege ſchritt, wie es beim Tempera¬<lb/>
mente ſich von ſelbſt verſteht, im Zweiviertel¬<lb/>
takte Cäſar, ein Mann, der im Stande war,<lb/>
eine ſolche Gruppe, wie die vorbeiſprengende,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[8/0017]
ſtert; aber nichts iſt ſo reizend, als wenn
durch irgend eine faſt gelungene Affektation,
durch die ganze Haltung eines innerlich mehr
reflektirten wie angebornen Weſens einige kleine
Lichtritzen ſchimmern und für den Mann, wel¬
cher ſie ſehen kann, die verſteckten Erleichte¬
rungen einer ſich einbohrenden Neigung wer¬
den. Aber von den zahlreichen Cavalieren,
welche Wally umgaben, ſahe dieſe kleinen Lük¬
ken der Furcht edler Weiblichkeit Niemand.
Jene, die Lücken der Furcht, kannte vielleicht
der Jokey, der auch wußte, daß die weiße
Stute blind war. Aber die Uebrigen hingen
nur wie der Eiſenfeilſtaub am Magnet, wie
die Nachahmung am Genie, wie das Ordinäre
am Wunderbaren.
Am Wege ſchritt, wie es beim Tempera¬
mente ſich von ſelbſt verſteht, im Zweiviertel¬
takte Cäſar, ein Mann, der im Stande war,
eine ſolche Gruppe, wie die vorbeiſprengende,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/17>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.