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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

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thümern zu einem Manne reden, der das Ge¬
lübde der Armuth ablegte. Was fürchtest du
wohl mehr, Prahler, als meine erwachende
Lebenslust? Sie kann niemals kommen, Glück¬
licher! Du siehst mich dem Tode entgegenrei¬
fen und hoffest, bald der Sorge um einen
Menschen enthoben zu sein, von dem ich selbst
gestehe, daß er für menschliche Berührungen und
das im Dasein Gewöhnliche kein Kettenglied
mehr ist. Du aber warst es, der mich um
Wally betrogen hat."

"Lenk' ich die Neigungen dieser schwer zu
zügelnden Frau?"

"O Mensch, Bruder, du warst auch als Gatte
schlecht genug, mir Hoffnungen zu machen."

"Verächtlicher!" rief Luigi und sprang vom
Sitze auf.

"O setze sie vor dein kahlgewaschenes Antlitz,
die Maske der Entrüstung! Dein Weib mußte
der Blitzableiter meiner gewitterdrohenden Nei¬

thümern zu einem Manne reden, der das Ge¬
lübde der Armuth ablegte. Was fürchteſt du
wohl mehr, Prahler, als meine erwachende
Lebensluſt? Sie kann niemals kommen, Glück¬
licher! Du ſiehſt mich dem Tode entgegenrei¬
fen und hoffeſt, bald der Sorge um einen
Menſchen enthoben zu ſein, von dem ich ſelbſt
geſtehe, daß er für menſchliche Berührungen und
das im Daſein Gewöhnliche kein Kettenglied
mehr iſt. Du aber warſt es, der mich um
Wally betrogen hat.“

„Lenk' ich die Neigungen dieſer ſchwer zu
zügelnden Frau?“

„O Menſch, Bruder, du warſt auch als Gatte
ſchlecht genug, mir Hoffnungen zu machen.“

„Verächtlicher!“ rief Luigi und ſprang vom
Sitze auf.

„O ſetze ſie vor dein kahlgewaſchenes Antlitz,
die Maske der Entrüſtung! Dein Weib mußte
der Blitzableiter meiner gewitterdrohenden Nei¬

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[176/0185] thümern zu einem Manne reden, der das Ge¬ lübde der Armuth ablegte. Was fürchteſt du wohl mehr, Prahler, als meine erwachende Lebensluſt? Sie kann niemals kommen, Glück¬ licher! Du ſiehſt mich dem Tode entgegenrei¬ fen und hoffeſt, bald der Sorge um einen Menſchen enthoben zu ſein, von dem ich ſelbſt geſtehe, daß er für menſchliche Berührungen und das im Daſein Gewöhnliche kein Kettenglied mehr iſt. Du aber warſt es, der mich um Wally betrogen hat.“ „Lenk' ich die Neigungen dieſer ſchwer zu zügelnden Frau?“ „O Menſch, Bruder, du warſt auch als Gatte ſchlecht genug, mir Hoffnungen zu machen.“ „Verächtlicher!“ rief Luigi und ſprang vom Sitze auf. „O ſetze ſie vor dein kahlgewaſchenes Antlitz, die Maske der Entrüſtung! Dein Weib mußte der Blitzableiter meiner gewitterdrohenden Nei¬

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/185>, abgerufen am 21.11.2024.